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Eisdiele für zu HauseWeilerswister entwickelt Transportbox für den Lieblingsbecher

Lesezeit 4 Minuten

Nachhaltig und wiederverwendbar: Das „Plastik“ ist aus Maisstärke und biologisch abbaubar. Der Karton aus Altpapier.

Weilerswist – Einen großen Erdbeerbecher mit frischen Früchten, Sahne und Erdbeersoße aus der Lieblingseisdiele zuhause auf der Couch essen, ohne dafür vor die Tür gehen zu müssen: Bisher etwas, was so gut wie unmöglich sei, sagt Andreas Siebrecht. Der 58-Jährige hat deswegen ein Unternehmen in Weilerswist gegründet und eine Verpackung entwickelt, in der der Eisbecher ausgeliefert werden kann – ohne sofort zu schmelzen.

„Ich bin ja nicht Daniel Düsentrieb“, sagt Siebrecht über sich selbst. Dennoch sei eine solche Verpackung bisher noch nirgends zu kaufen. „Das konnte ich gar nicht glauben, dass es sowas noch nicht gibt.“

Prototyp nach drei Jahren Tüftelei

Die Idee kam dem Geschäftsmann in Dubai, wo er eigentlich eine neue Eisdiele eröffnen wollte, nachdem er seine am Hamburger Flughafen aufgeben musste. „Aber da setzt sich keiner bei 40 Grad in eine Eisdiele.“ Der Betriebswirt fragte sich, wie es möglich ist, Eis bei Minus 16 Grad fertig zu machen und trotz verschiedener Umwelttemperaturen, etwa einem heißen Auto, auszuliefern. Schnell war ihm klar: „Ich brauche eine Verpackung die unterschiedlich kühlt und isoliert.“

Die Idee kam Unternehmer Andreas Siebrecht in Dubai.

Etwa drei Jahre tüftelte Siebrecht an seiner Idee, setzte sich mit verschiedenen Papp-Fabrikanten und Verpackungsherstellern in Verbindung. Denn Nachhaltigkeit sei ihm wichtig, so Siebrecht: „Der Recycling-Gedanke verhinderte eine Verpackung aus Styropor.“ Herausgekommen ist ein Pappkarton aus Altpapier, der mehrfach gefaltet wird, in dem neben dem Eisbecher auch ein extra angefertigtes Kühlsystem eingesetzt werden kann, das den Becher umhüllt.

Durch die Falttechnik sei sie besonders stabil, sodass Eisdielen die Verpackung bis zu fünf Mal wiederverwenden können. Gleichzeitig sparen sie Platz im Lager, weil sie ungefaltet platt aufeinander liegen. Das Kühlsystem könne ebenfalls erneut eingefroren werden.

Material komplett kompostierbar

Doch neben der eigentlichen Verpackung machte Siebrecht noch ein zweiter Punkt zu schaffen: „Die Pappe darf laut Gesetz nicht direkt mit dem Lebensmittel in Berührung kommen.“ Aus diesem Grund seien auch Tiefkühlpizzen immer extra in Folie verpackt, erklärt der Betriebswirt. Doch klassisches Plastik kam für ihn nicht in Frage: Sowohl die „Haube“ die zum Schutz über die Sahne kommt als auch der Eisbecher an sich sind laut Siebrecht aus Maisstärke und damit „100 Prozent kompostierbar und biologisch abbaubar“.

Um das Eis aus dem Karton zu bekommen, hat Siebrecht extra eine sogenannte Entnahmehilfe eingebaut. „Die Verpackung ist so gemacht, dass das Produkt hochpreisig aussieht“, erläutert der Geschäftsmann. Und damit der Deckel nicht abfallen kann, wenn nur der obere Karton angehoben wird, werde es ein Band, ähnlich wie ein Geschenkband, geben auf dem der Name des Eisbechers und das um die Verpackung gebunden wird – ganz wie bei einem Geschenk.

Produktion in Deutschland

Produziert werde die Verpackung in Deutschland, so Siebrecht. Da er die Marge noch nicht einschätzen könne, gebe ihm das die genügende Flexibilität um auch schnell reagieren zu können. „Kommt morgen ein großes Lieferunternehmen, wollen die vielleicht vier Millionen Stück“, so Siebrecht. Bisher gebe es aber nur Prototypen.

Eisdielen, die die Verpackung einsetzen, habe der Erfinder noch nicht. „Eisdielen haben bisher noch keinen Lieferdienst“, sagt Siebrecht. Er könne sich stattdessen vorstellen, dass Eisdielen zunächst mit Unternehmen wie Lieferando und ähnliche zusammenarbeiten. „Die haben die Infrastruktur bereits aufgebaut, akquirieren Kunden.“

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Theoretisch seien 8,3 Millionen Verpackungen alleine in Deutschland möglich, sagt Siebrecht: „Der Markt hier ist groß, allerdings ist der Deutsche Markt auch der Härteste.“ Das liege vor allem an dem unbeständigen Wetter und das die deutschen Verbraucher, anders als in den USA bei Essensbestellungen noch verhaltener seien. „Der größte Markt für Speiseeis ist aber China“, so Siebrecht.

Suche nach Investoren und Lieferdiensten

Einen Patentantrag hat der Unternehmer schon gestellt. Nach seinen Aussagen für die wichtigsten Speiseeis-Länder weltweit, unter anderem Europa, die USA und China. Vier bis fünf Monate dauere es noch, bis es rechtsgültig sei. Die erste Einschätzung vom Patentamt habe er aber schon, in dem sie ihm ein Verfahrenspatent in Aussicht stellen. Schon am Anfang habe er von der Uni Dortmund die Patentfunktion prüfen lassen. „Ohne das Patent hätte ich die Zeit und das Geld nicht investiert“, sagt Siebrecht.

Im März möchte Siebrecht, dass der Verkauf der Verpackungen startet. Bis dahin ist er noch auf der Suche nach Investoren und Kooperationen mit Lieferdiensten. „Das Potenzial vom Produkt ist groß.“