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„Gesichtslose Gemeinde“Weilerswist fehlt ein prägendes Leitbild

Lesezeit 3 Minuten
Weilerswist_Schild

Willkommen in Weilerswist – die Gemeinde ist bereits länger auf der Suche nach sich selbst.

Weilerswist – „Weilerswist ist eine gesichtslose Gemeinde irgendwo im Nirgendwo zwischen Euskirchen und Köln“. Zack. Das saß. Das war den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses trotz Maske anzusehen. Innerhalb von Sekunden lag die aufstrebende Gemeinde mit ihrem Prunkstück Weilerswist-Süd am Boden. „Es fehlt das Herausragende, das Alleinstellungsmerkmal“, sagte Carolin Salmon.

Die Euskirchenerin hatte im Auftrag der Weilerswister Verwaltung 100 Menschen nach deren Meinung zur Gemeinde befragt. Das Ergebnis? Ernüchternd. Eine Philosophie gebe es nicht, so Salmon. „Ich habe viele Fragezeichen in den Gesichtern der Menschen gesehen, wenn ich sie danach gefragt habe, warum es sich lohnt, in Weilerswist zu leben“, berichtete die Psychologin.

Informationen zur Ortsgeschichte

Dorfverschönerungsverein enthüllt Tafel

Der Dorfverschönerungsverein Weilerswist hat im Beisein von Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst und Ortsbürgermeister Hans Peter Nußbaum die Ortsidentitätstafel am Kirchplatz vor St. Mauritius eröffnet.

Der Vorsitzende des Vereins, Andreas Molter, erklärte: „Die Tafel ist für Passanten und Pilger gedacht, die sich schnell über die Geschichte und die Geburtenzahlen des Kernorts Weilerswist informieren wollen. Schon 2018 haben wir uns mit so einer Tafel beschäftigt und wollten sie mithilfe eines Leader-Projektes in der Region Zülpicher Börde umsetzen. Aber die in diesem Projekt vorgesehene Tafel wäre zu klein gewesen. Darum haben wir ein eigenes Projekt in Angriff genommen und mit der Hilfe von ortsansässigen Firmen umgesetzt.“ (fkn)

Auch für Pilger auf dem Jakobsweg gedacht

Herausgekommen ist eine ansprechende Tafel hinter Plexiglas in einem Holzgerüst. Die Kosten beliefen sich auf 1700 Euro. Für den korrekten Inhalt der Chronik haben die Brüder Paul und Hans Peter Nußbaum mit ihren Recherchen gesorgt.

Da sich Pilger in der Kirche St. Mauritius einen Stempel auf dem Jakobsweg abholen können, dürfte die Tafel am richtigen Ort angebracht sein. Die kleine Geschichtsübersicht ist eine wertvolle Informationsquelle über Weilerswists Historie. (fkn)

Die Gemeinde habe akuten Handlungsbedarf, ein Leitbild zu entwickeln, so Salmon. Das hat Weilerswist tatsächlich. Allein schon, weil die Gemeinde es benötigt, um Fördermittel durch ein Integriertes Entwicklungskonzept zu erhalten.

Leitbild ist für Landesförderung unabdingbar

Ein Leitbild ist nach Angaben von Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst aber auch notwendig, um als kinderfreundliche Kommune zertifiziert zu werden. Um eine Basis für das Leitbild zu haben, das in sechs Monaten bereits bei der Bezirksregierung in Köln sein muss, hat Salmon ein Stimmungsbild zusammengetragen.

Dafür stellte sie ihren Protagonisten beispielsweise Fragen wie „Wofür steht Weilerswist eigentlich?“, „Wie präsentiert sich die Gemeinde nach außen?“ oder „Was ist typisch Weilerswist?“. Sie habe viel Zeit vor Ort verbracht und bewusst die Wege in die einzelnen Orte gesucht. „Die Menschen fühlen sich in Weilerswist wohl, aber was die Gemeinde ausmacht, konnte kaum jemand benennen“, so Salmon, die auch die Aktivitäten der Gemeinde in Sozialen Netzwerken kritisierte. Ein roter Faden beim Marketing fehle ebenfalls.

CDU und SPD lehnen die Analyse ab

Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Dino Steuer, zeigte sich vom Vortrag nicht sonderlich angetan. „Ich habe inhaltlich nicht gemerkt, wohin die Reise gehen soll. Außer, dass wir uns selbst nicht vermarkten können, habe ich nichts vorgestellt bekommen“, sagte er. Er wolle sich zunächst einmal das etwa 100-seitige Gutachten der Expertin anschauen, bevor seine Fraktion über das Budget für die Leitbildentwicklung entscheiden könne.

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Bernd Giesen von der SPD sagte nach dem Vortrag: „Man hätte fast den Eindruck bekommen können, wir leben hier in Gotham City. So düster wurde alles skizziert. Weilerswist ist aber durchaus lebenswert.“

Letztlich stimmten die Parteien Steuers Vorschlag zu, die Entscheidung über das Budget zu vertagen. Verwaltungschefin Horst schlug vor, die Vertagung in die Ratssitzung am 24. März ein wenig aufzuweichen, um Zeit zu gewinnen. So wird nun jede Fraktion einen Ansprechpartner für die Arbeitsgruppe benennen, die bereits vor der endgültigen Entscheidung an der Leitbild-Entwicklung mitarbeiten wird, um das kleine Zeitfenster bis zum 30. September einhalten zu können.