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Berichte aus der UkraineKulturhof Velbrück thematisiert die Schrecken des Krieges

Lesezeit 3 Minuten
Lesung Ukraine

„Worte als Spiegel“: Mit Texten und Gesang wurde im Kulturhof Velbrück der Krieg in der Ukraine betrachtet.

Weilerswist-Metternich – Nur die wenigsten Besucher des Kulturhofs Velbrück, die am Mittwoch dem Gesang von Anastasia Ivanova lauschten, verstanden die Bedeutung der Worte der in ukrainischer Sprache vorgetragenen Volkslieder. Dennoch schaffte es die Musikerin, derart viel Kraft und Herz in ihre Lieder zu stecken, um ihre Zuhörer mitzureißen.

Im Wechsel mit den von Schauspielern des „Ensemble Integral“ und des „Nö Theater“ vorgetragenen Erfahrungsberichten, Interviews und Romanauszügen über den Krieg in der Ukraine bildeten die musikalischen Einlagen einen stimmungsvollen Einblick in die Gefühlswelt der von dem Konflikt betroffenen Bevölkerung. „Die Texte behandeln die derzeitige Lage aus ukrainischer, belarussischer und russischer Perspektive“, erklärte Gastgeberin Marietta Thien: „Ich habe sie bereits in Köln erleben dürfen und darf sagen, dass diese außergewöhnlichen Berichte in der Tat professionelle Stimmen verdient haben.“

Berichte vom Alltag in der Ukraine

Jeder Morgen, an dem man die Sonne am Horizont aufgehen sieht, könnte der letzte Morgen im Leben der Verfasser der vorgetragenen Texte sein. Mit Rum und alten Büchern wird der Ofen angeheizt, um Essen zu kochen, während auf den Straßen Angst und Schrecken herrschen. Fliegeralarm gellt durch den Ort, ferne Detonationen zeugen von den Zerstörungen einschlagender Bomben.

Von diesen Erfahrungen berichten die kurzen Erzählungen, die den Alltag vieler Ukrainer widerspiegelten. Von der allgegenwärtigen Angst um das eigene Leben oder das der Familie, mit der seit Wochen und Monaten nur sporadischer Kontakt möglich ist, bis hin zu dem Versuch, mit einem Besuch im Park ein wenig Normalität zu schaffen.

Dabei stellt sich das fiktive, aus einem Roman über den Ersten Weltkrieg stammende Treffen eines jungen Soldaten, der einer Mutter über den Tod des gefallenen Kameraden berichten muss, als ebenso aktuell passend heraus wie Tagebuchauszüge über den aktuellen Konflikt. Aus der Sicht einer Krankenschwester, die tagtäglich junge Soldaten sterben sieht, erlebten die Besucher des Kulturhofs die Schrecken des Krieges.

Innerer Konflikt der russischen Bevölkerung thematisiert

Neben der ukrainischen Sicht berichteten die Schauspieler auch vom inneren Konflikt der weißrussischen und russischen Bevölkerung. So berichtete die belarussische Autorin Swetlana Alexijewitsch von ihrer Bewunderung für den Mut der Menschen, die sich gewaltfrei gegen die Wahl von Machthaber Alexander Lukaschenko auflehnen. Gleichzeitig beschreibt sie die düsteren Gedanken, ob es nicht besser gewesen wäre, ein Blutvergießen in Kauf zu nehmen, um die Regierung zu stürzen.

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„Der Rest der Welt sieht ganz Russland, jeden Einzelnen als Aggressor. Und das, obwohl sich viele Russen für die Taten ihres eigenen Landes schämen“, lautet ein Auszug aus einem Text. Viele der von Wladimir Putin in einer Rede vorgetragenen Argumente, etwa über den angeblichen Völkermord in der Ukraine, ließen sich mit denen eines anderen Machthabers vergleichen, der damals, vor dem Einmarsch in Polen gleichlautende Gerüchte verbreitet hatte: Adolf Hitler. „Dieser Wahnsinn lässt sich nur stoppen“, so die Verfasser der Erfahrungsberichte, „wenn die aktuelle Regierung ausgewechselt wird. Eine Regierung, die Menschenrechte und Meinungsfreiheit im Keim erstickt.“