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ElektromotorradStatt lautem Röhren war in Weilerswist nur ein leises Schnurren zu hören

Lesezeit 3 Minuten
Michael Gosepath und Sohn Ben (v.l.) mit einem Elektromotorrad der Start-Up-Firma "Stark Vaq".

Die Elektromotorräder der Start-Up-Firma „Stark Vaq“ testeten Michael Gosepath (l.) und sein Sohn Ben.

Ben Gosepath sorgte für eine Premiere beim Motocross in Müggenhausen: Erstmals ging er mit einem E-Motorrad auf die Rennstrecke.

Das für Anwohner und Rennsportfreunde unverkennbare Geräusch knatternder Motoren breitete sich über dem Motocross-Gelände des MCC in Müggenhausen aus. Erneut rasten Dutzende wagemutige Fahrer auf der Jagd nach neuen Bestzeiten über die Piste.

Als jedoch Ben Gosepath mit seiner Maschine vom angrenzenden Campinggelände zur Startlinie rollte, warfen sich einige Umherstehende fragende Blicke zu. Statt dem bekannten Röhren entlocken selbst schärfere Beschleunigungsmanöver dem Motor seines Zweirads eher ein leises Schnurren. Denn in der Maschine der Marke „Stark Vaq“ sorgt nicht wie üblich ein Verbrennungs-, sondern ein Elektromotor für Leistung.

Und diese sei laut Ben Gosepath nicht zu unterschätzen: „Der Elektromotor ist absolut konkurrenzfähig. Die Tatsache, nicht mehr schalten zu müssen, sorgt bei der Kurvenausfahrt sogar für einen kleinen Geschwindigkeitsvorteil.“ Lediglich hohe Temperaturen wie am Wochenende, bei denen der Motor aufgrund von Überhitzungsgefahr die Leistung senke, machten sich negativ bemerkbar.

Motocross-Club Weilerswist engagiert sich für Naturschutz

„Wir sind ursprünglich nicht mit dem Hauptziel Naturschutz an unser Projekt herangegangen, haben im Laufe der Zeit aber immer wieder entdeckt, dass sich beides gut verbinden lässt“, erklärte Rolf Kaiser, stellvertretender Vorsitzender des Motocross Clubs Weilerswist (MCC).

Die für jedes Rennen benötigte Bewässerung der Strecke habe etwa auch die sie umgebenen Tümpel das ganze Jahr über feucht gehalten, die im Normalfall ausgetrocknet wären. „Während Corona, als keine Rennen stattfinden konnten, haben wir festgestellt, dass die hier beheimateten Kreuz- und Wechselkröten ohne die zusätzliche Bewässerung nicht genügend Zeit haben, sich zu vermehren“, so Kaiser.

Ein Elektromotorrad wird über eine Ladestation aufgeladen.

Statt an der Zapfsäule füllt sich der Tank der Elektromotorräder über eine am Stromnetz angeschlossene Ladestation.

In rennfreien Zeiten leite das Bahnteam daher immer wieder Wasser direkt in den Teich. „Wir arbeiten schon lange mit der Biologischen Station zusammen und sind seit Januar Mitglied des Nabu, um uns von Experten für unsere tierischen Mitbewohner beraten zu lassen.“

E-Motorräder kommen ohne Gangschaltung aus

Das neueste Experiment in Sachen Naturschutz seien nun die E-Motoren, die an beiden Rennwochenenden im September zum Einsatz kamen. „Wir sind zu allen Seiten offen. Als uns Ulrich Kölbach, der die ursprünglich aus Amerika stammenden Stark-Vaq-Maschinen in Deutschland verkauft, anbot, E-Motorräder für die Rennen zur Verfügung zu stellen, haben wir sofort zugestimmt“, berichtete Ben Gosepath. An die fehlende Gangschaltung und die ausbleibenden Motorengeräusche müsse man sich zwar erst gewöhnen, auf der Strecke könne man trotzdem alles geben.

„Es ist schön, dass die Räder leiser sind, aber es fehlt auch etwas“, so Vater Michael Gosepath lachend und verglich dies mit leeren Fußballstadien während der Coronazeit. „Auf die eine oder andere Weise werden E-Motorräder unseren Rennsport verändern“, so Kaiser. „Wie genau, können wir noch nicht sagen. Aber wenn zusätzlich auch die Umwelt davon profitiert, nehmen wir das sehr gerne an.“