50 Alarme seit MaiStreit um Brandmelder in Weilerswister Flüchtlingsunterkunft
Weilerswist – In der Flüchtlingsunterkunft an der Martin-Luther-Straße in Weilerswist herrscht Unruhe. Viele der 104 Bewohner beschweren sich über das neue System der Brandmeldeanlage, das im Mai dieses Jahres installiert wurde. Kommt es in einem Zimmer der Unterkunft zu einer Rauchentwicklung, schlagen gleich alle Rauchmelder in dem vierstöckigen Gebäude Alarm – sowohl in den Gemeinschaftsräumen und Fluren als auch in den einzelnen Zimmern, in denen aktuell zwei bis sechs Bewohner untergebracht sind.
„Der Alarm geht bis zu dreimal am Tag los, manchmal auch nachts. Dabei müssen die Bewohner am nächsten Tag zur Schule oder zur Arbeit und haben kleine Kinder“, moniert Ute Brüggemann, die als ehrenamtliche Helferin der Weilerswister Flüchtlingsinitiative mit den Bewohnern in engem Kontakt steht.
Alarm seit Mai etwa 50 Mal ausgelöst
Tatsächlich sei der Alarm seit Mai etwa 50 Mal ausgelöst worden, bestätigt René Strotkötter, Erster Beigeordneter der Gemeinde. Etwa 30 Mal sei die Feuerwehr ausgerückt, obwohl dies bei keinem Alarm nötig gewesen sei. Laut Gemeindeverwaltung führt das Kochverhalten einer Reihe von Bewohnern zu den Alarmen. Dabei entstehe sehr viel Qualm in den Zimmern.
In jedem Apartment des eineinhalb Jahre alten Gebäudes stehe den Bewohnern eine Küchenzeile zur Verfügung, um ihnen Privatsphäre zu ermöglichen, so Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst (parteilos).
Fehler im System?
Für die Flüchtlingsinitiative liegt der Fehler hingegen im System und nicht bei den Bewohnern. „Es muss doch sichergestellt werden, dass der Alarm nur auslöst, wenn tatsächlich Gefahr besteht“, sagt Vereinsmitglied Herbert Güttes. Er schlägt vor, dass die Alarm-Verursacher das System kurzfristig ausstellen können, sofern keine Gefahr bestehe.
Derzeit kann der Alarm ausschließlich von den beiden Integrationsbeauftragten in deren Büro vor Ort ausgeschaltet werden – ansonsten noch von der Feuerwehr oder dem Bereitschaftsdienst der Gemeinde. Dies entspricht laut Gemeindespitze der Rechtslage.
System und Alternativen ausgiebig geprüft
Man habe in der Vergangenheit sowohl das System als auch Alternativen mehrfach geprüft und sei zu dem Entschluss gekommen, dass es keine andere Möglichkeit gebe, den Brandschutz zu gewährleisten.
„Wenn es dort wirklich einmal brennt, müssen wir sicher sein, dass alle Bewohner rechtzeitig das Haus verlassen“, sagt die Bürgermeisterin. Die Baugenehmigung der Unterkunft sei damals unter der Auflage erteilt worden, dieses Alarmsystem einzurichten. Aufgrund der hohen Anzahl der Bewohner habe es im Mai zentral geschaltet werden müssen. Im ersten Jahr habe der Alarm noch dezentral ausgelöst, da hätten aber auch weniger Bewohner in der Unterkunft gelebt.
Infoveranstaltungen über Alamsystem und Küchennutzung
Verschiedene Infoveranstaltungen über das Alarmsystem und die Küchennutzung in der Unterkunft habe die Verwaltung bereits angeboten, um die Bewohner zu sensibilisieren, so Horst. Trotzdem habe sich die Situation nicht verbessert. „Es ist schon vorgekommen, dass Bewohner Reis gekocht haben und dann duschen oder zur Arbeit gegangen sind“, berichtet die Integrationsbeauftragte Saba Yassine.
Mittlerweile hat die Verwaltung Sanktionen erlassen, um die Fehlalarme und die dabei entstehenden Kosten zu minimieren. Die Bewohner, die einen Fehlalarm verursachen, müssen beim ersten Verstoß zehn Prozent ihrer Bezüge zahlen, beim zweiten Mal 20 Prozent. Wer dreimal einen Fehlalarm auslöst, muss die Unterkunft verlassen und in die an der Kölner Straße umziehen.
Bewohner wollten mit Bürgermeisterin sprechen
„Wir wollen so auch die Bewohner schützen, die durch den Alarm belästigt werden und nichts dafür können“, erklärt die Bürgermeisterin. Die Diskussion über das System war erneut aufgekommen, als einige Bewohner am Dienstagnachmittag unangemeldet ins Rathaus gekommen waren, um die Bürgermeisterin zu sprechen, die zu diesem Zeitpunkt aber unterwegs war. Sie habe daraufhin fünf Bewohner für Freitagmorgen eingeladen, doch diese kamen nicht. Der Termin, so Ute Brüggemann von der Flüchtlingsinitiative, sei zu kurzfristig anberaumt worden. Die Uhrzeit habe nicht gepasst, da viele der Geflüchteten arbeiten beziehungsweise zur Schule gehen mussten.
Das könnte Sie auch interessieren:
Laut den Integrationsbeauftragten hatten sich die Bewohner darauf geeinigt, einen Vertreter ins Rathaus zu schicken. Der aber, so Brüggemann, habe einen Termin in Euskirchen gehabt. Warum er nicht abgesagt habe, wisse sie nicht.