„Fahrsicherheit sticht Verbrauch“Weilerswister ADAC-Chef über intelligentes Fahren
Weilerswist – Autsch, das tut weh: 98 Euro, um den fast leeren Tank mit Sprit zu füllen. Superbenzin, um genau zu sein, und davon noch nicht einmal die Extraklasse.
Seit Monaten sind die Preise für Benzin und Diesel extrem hoch, der Stopp an der Tankstelle reißt ungewohnt große Löcher in die Haushaltskasse. Ursache hierfür ist vor allem die gestiegene Rohöl-Nachfrage auf dem Weltmarkt. Nicht zuletzt spielen die Wiederanhebung des Mehrwertsteuersatzes sowie die Einführung der CO2 -Abgabe auf Kraftstoffe eine Rolle bei der Preisgestaltung.
Mit entsprechender Fahrweise zu 20 Prozent Kraftstoff sparen
Verbraucherinnen und Verbraucher müssen die hohen Preise zahlen, sofern sie eigenständig mobil bleiben wollen. Was also kann man tun, um möglichst selten an die Zapfsäule fahren zu müssen und so nicht nur seinen Geldbeutel, sondern auch die Umwelt zu schonen?
Eine Kurzstrecke ist nie sparsam
Eine echte Verbrauchsmessung lässt sich nur bei warmem Motor durchführen, also im Winter erst nach rund zehn Kilometern Fahrt. Auch wer als Käufer ein Auto Probe fährt, sollte dies berücksichtigen. „Ein Blick in den Bordcomputer lohnt sich: Was hat der vorherige Fahrer verbraucht?“, rät Michael Tück, der betont, dass eine Probefahrt nicht das Austesten der Höchstgeschwindigkeit meint.
Eine Kurzstrecke sei nie sparsam, so der Inhaber des ADAC-Fahrsicherheitszentrums Rhein-Erft. Wer hauptsächlich kurze Wege mit dem Auto zurücklegt, sollte sich deshalb einen Wagen mit möglichst kleinem Motor anschaffen „oder ein E-Auto“.
André Simon, Betreiber der bft-Tankstelle in Weilerswist, hat auch einen wertvollen Hinweis parat, der Verbrauchern hilft, den ein oder anderen Euro zu sparen: „Ab 19 Uhr ist es am günstigsten zu tanken – und morgens bis etwa 6.15 Uhr. Dann gehen die Preise wieder rauf – das ist zumindest an unserer Tankstelle so.“ (hn)
Laut ADAC können Autofahrer bis zu 20 Prozent Kraftstoff sparen, wenn sie ihre Fahrweise entsprechend anpassen und die ein oder andere alte Angewohnheit ablegen. „Tatsächlich steigt die Nachfrage von Privatpersonen nach speziellen Fahrtrainings gerade wieder an, die Schmerzgrenze beim Tanken scheint erreicht zu sein“, sagt Michael Tück, Inhaber des ADAC-Fahrsicherheitszentrums Rhein-Erft in Weilerswist. Vor Ausbruch der Pandemie habe man regelmäßig Autofahrer diesbezüglich geschult, zurzeit seien es nur Firmen, die ihre Mitarbeitenden im ökonomischen Fahren fit machen wollen.
Schnelles Fahren garantiert kein schnelleres Ankommen
Die Faustregel Nummer eins lautet: Entspannen! Nur wer einen ausgeglichenen Fahrstil pflegt, bei dem ein imaginärer Eimer Wasser im Fußraum beim Beschleunigen nicht überschwappt, kann effektiv und spürbar den Verbrauch seines Wagens senken. „Es geht eben nicht nur um den Benzinverbrauch des Autos, sondern auch um den Benzinverbrauch des Fahrers“, meint Tück.
Hilfreich bei der Selbstoptimierung ist die Kenntnis darüber, dass schnelles Fahren nicht wirklich schnelleres Ankommen garantiert. Wer für 30 Kilometer Wegstrecke beispielsweise eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 anstatt 110 km/h fährt, hat nur eine Minute und 41 Sekunden gespart (www.rechner.club/weg-zeit-geschwindigkeit/zeitersparnis-berechnen). Wenn überhaupt, denn hohes Verkehrsaufkommen, Baustellen oder Wetterereignisse sind hierbei nicht berücksichtigt. „Wie schnell ich von A nach B komme, entscheide in den seltensten Fällen ich selber, sondern andere“, erklärt Michael Tück.
Auf Schaltempfehlungen achten
„Das Erste, was ich mache, wenn ich in ein Auto steige, ist den Eco-Knopf drücken“, so der Fachmann. Viele neuere Fahrzeuge haben diese Funktion, die den Energie- und Ressourcenverbrauch drosselt. Im Eco-Modus wird nicht nur die Leistung von elektrischen Systemen wie Klimaanlage oder Sitzheizung heruntergefahren, auch das Ansprechverhalten des Gaspedals, das Drehmoment und die Motorleistung werden zurückgenommen.
Überhaupt: Die technischen Finessen eines modernen Autos helfen jedem, Umwelt und Portemonnaie zu entlasten. Dazu gehören auch die Schaltempfehlungen, die neuere Autos im Display geben. „Als Faustregel gilt: im ersten Gang nur eine Wagenlänge, auch den zweiten Gang so schnell wie möglich verlassen und höher schalten.“ Wie bei einem Ferienflieger solle man die erreichte „Flughöhe“ dann beibehalten, anstatt hektisch mit Gas und Bremse zu spielen. Eine „konstante niedertourige Fahrt“ ist laut Tück das Optimum beim ökonomischen Fahren.
„Fahrsicherheit sticht Verbrauch“
Sehr hilfreich, vor allem auf Landstraße und Autobahn, ist der Tempomat, der verhindert, dass man schneller fährt, als man darf oder muss. „Und er sorgt für eine maximal ruhige Fahrweise“, ergänzt Tück, der auch betont, dass ein Tempomat niemals zu Lasten der Verkehrssicherheit genutzt werden darf. „Fahrsicherheit sticht Verbrauch“, lautet die Regel, so muss etwa beim Auffahren auf die Autobahn natürlich ordentlich beschleunigt werden, auch wenn die Verbrauchsanzeige dann nach oben schießt.
Motor aus
Der ADAC gibt weitere Tipps zum Sprit-Sparen. Beispielsweise: Motor aus, sobald die Leerlaufzeit länger als 20 Sekunden dauert wie etwa an Bahnübergängen. „Wer keine Start-Stopp-Automatik hat, kann auch selbst am Schlüssel drehen.“ Die zusätzliche Belastung für Anlasser und Batterie sei bei warmem Motor zu vernachlässigen.
Unnötige elektrische Verbraucher ausschalten: So führt eine Klimaanlage zu einem Mehrverbrauch von 0,3 bis 1,5 Litern Kraftstoff pro 100 Kilometer. Der ADAC: „Sparen Sie nie an der Beleuchtung, am Scheibenwischer oder an der Scheibenheizung und damit an der Sicherheit!“
Des weiteren sollte die Ladung und damit das Gesamtgewicht reduziert werden. „Jedes Stück mehr im Auto kostet Kraftstoff“, so der ADAC. Auch der richtige Luftdruck ist wichtig: Zu wenig Luft in den Reifen erhöht den Verbrauch deutlich.
Wer sich für ein Fahrtraining zum Spritsparen interessiert, wendet sich direkt an das ADAC-Fahrsicherheitszentrum Rhein-Erft. (hn)
info@meinfahrtraining.de
Vorausschauendes Fahren hat ebenfalls großen Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch. Wer auf eine Kreuzung oder eine rote Ampel zufährt, sollte frühzeitig den Fuß vom Gas nehmen und die Bewegungsenergie des Wagens nutzen. Der Verbrauch auf solchen Abschnitten: 0,0 Liter, was sich spürbar summiert.
„Lieber 120 mit Hirn als ständig Bleifuß“
Und was ist mit dem Argument, man wolle beim Autofahren schließlich auch den „Fahrspaß“ genießen? Tück winkt ab. „Was ist das denn – Fahrspaß? Sicherlich nicht der Weg zur Arbeit in der Rushhour.“ Den Verbrauch gering halten – das könnte der neue Ansporn sein für alle, die Wettbewerbe lieben und bisher nur versucht haben, Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen.
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Verbrauchswerte erreichen, die vom Hersteller angegeben sind? Machbar, aber eben nur, wenn man entsprechend intelligent unterwegs ist. „Lieber 120 mit Hirn als ständig Bleifuß“, so Michael Tück. Der Umwelt, der Sicherheit und des eigenen Geldbeutels wegen.