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Schneepflügen im SommerZwei Straßenwärter aus Weilerswist treten bei Meisterschaft an

Lesezeit 5 Minuten

Seit 35 Jahren sind Uwe Davepon (links) und Claus Janke auf den Autobahnen rund um Weilerswist als Straßenwärter im Einsatz.

Weilerswist – Auf dem Gelände der Autobahnmeisterei in Weilerswist herrscht angespannte Stimmung. Zwei Straßenwärter stehen mit ihrem Lkw vor einem Slalom-Parcours und überlegen, wie sie mit dem 4,10 Meter breiten Schneepflug am nächsten Leitkegel vorbeikommen. Jeder Zug muss sitzen, Uwe Davepon aus Erftstadt-Borr und Claus Janke aus Weilerswist wollen schließlich Meister werden. Deutsche Meister im Schneepflug-Fahren.

2017 haben die beiden am Vorentscheid in Saerbeck (NRW) teilgenommen und als Team den vierten Platz belegt. An der anstehenden deutschen Meisterschaft im nordhessischen Gudensberg am 7. September dürfen sie trotzdem teilnehmen, denn ein vor ihnen platziertes Team hat abgesagt. „Wir rutschen quasi nach“, erklärt Davepon. „Wenn ich jetzt sagen würde, ich wäre nicht aufgeregt, würde ich lügen“, fügt Janke hinzu. Mit ihnen fährt noch ein Team aus Halle und eins aus Erwitte für NRW nach Hessen.

Hindernisse wie einen Slalom-Parcours müssen die Fahrer bei der deutschen Schneepflug-Meisterschaft im Team bestreiten. Dabei kommt es auf Präzision und Schnelligkeit an.

Im Sommer wird für den Winter trainiert

Die beiden 51-Jährigen fahren seit etwa 30 Jahren Schneepflug bei der Autobahnmeisterei Weilerswist. Normalerweise räumen sie damit im Winter den Schnee von der Autobahn, immer vom linken Fahrstreifen zum rechten, erklären sie. Doch auch wenn gerade kein Schnee liegt, verstaubt der Schneepflug nicht in der Halle. Im Sommer bereiten sich die Straßenwärter schon wieder auf den nächsten Winterdienst vor und trainieren das Schneepflug-Fahren.

Aus diesem Gedanken heraus sei auch der Schneepflug-Wettbewerb entstanden, erklärt Carola Siebert aus dem Organisationsteam der anstehenden deutschen Meisterschaft in Hessen. „Bei dem Wettbewerb können sich die Teilnehmer mit anderen Schneepflug-Fahrern austauschen. Gleichzeitig steht natürlich der Trainingseffekt für den Winterdienst im Vordergrund“, sagt sie.

Bei der Meisterschaft wird im Team gefahren

Bei der Meisterschaft müssen die 33 Teams, die aus ganz Deutschland an dem Wettbewerb teilnehmen, acht Stationen absolvieren, an denen sie Punkte sammeln. So müssen beispielsweise verschiedene Gegenstände wie Reifen und Pylonen mit dem Schneepflug in vorgegebene Felder geschoben werden. Bei einer anderen Aufgabe müssen die Fahrer mit dem Schneepflug vorwärts und rückwärts durch eine Gasse fahren, die mit Tonnen begrenzt sein wird. „Das ist ähnlich wie bei einer Rettungsgasse, durch die die Fahrer auf der Straße fahren müssen. Da ist es ja auch oft eng“, berichtet Siebert.

Im Gegensatz zum Winterdienst agieren die Teilnehmer bei der Meisterschaft als Team. So kann einer das Fahrzeug steuern und den Schneepflug lenken, während der Partner auf dem Beifahrersitz die Spiegel und Hindernisse im Blick behält und Anweisungen gibt. „Wer bei der Meisterschaft am Steuer sitzt, wissen wir noch nicht genau. Können müssen wir’s ja beide“, erzählt Janke.

Der Wettbewerb

Bis zu vier Teams, die sich vorher dafür qualifiziert und gegen Konkurrenten aus der eigenen Region durchgesetzt haben, schickt jedes Bundesland bei der deutschen Schneepflug-Meisterschaft in der hessischen Kleinstadt Gudensberg ins Rennen. Initiator der Meisterschaft ist der Verein „Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen“ (FGSV) mit Sitz in Köln. In Hessen hat das Straßen- und Verkehrsmanagement „Hessen Mobil“ die Planung übernommen.

Das Spektakel startet am Samstag, 7. September, um 9 Uhr auf dem Festgelände der Stadt. 33 Teams aus ganz Deutschland stehen auf der Teilnehmerliste. Die besten zehn werden im großen Finale ab 14 Uhr um den deutschen Meistertitel kämpfen. Die Gewinner erwartet ein Pokal. In der Heimat des Titelverteidigers wird dann in zwei Jahren die nächste deutsche Meisterschaft teilnehmen.

Die ersten vier Gewinnerteams können im nächsten Jahr bei der Europameisterschaft gegen weitere Landessieger antreten und sich dort für die Teilnahme an der nächsten Weltmeisterschaft qualifizieren. In Österreich, Frankreich und Kanada finden beispielsweise ähnliche Landesmeisterschaften statt.

Die erste deutsche Meisterschaft fand 2017 in Hohen Neuendorf (Brandenburg) statt. Das Team der Autobahnmeisterei Rangsdorf (Brandenburg) holte sich damals den Sieg und trat 2018 bei der WM an.  (smh)

Im Winterdienst sitzen die beiden immer alleine im Lkw. Da fahren meist zwei mit Schneepflügen ausgerüstete Fahrzeuge hintereinander her, um sich die Arbeit zu teilen, erklären sie. Bei der Autobahnmeisterei Weilerswist sind die beiden Straßenwärter für Abschnitte der A 61, A 553 und A 1 zuständig. Im Sommer gehört die Pflege der Rastplätze zu ihren Aufgaben. „Da fallen immer Wartungsarbeiten an. Gerade überarbeiten wir etwa die Bänke und Tische an den Plätzen“, so Davepon.

Slalom-Parcours und Pylonen-Schieben

Plötzlich einen Beifahrer zu haben, wird bei der Meisterschaft allerdings nicht die einzige Neuerung sein. „Vor Ort haben wir ganz andere Bedingungen. Der Schneepflug wird bei der Meisterschaft nicht so breit sein und wir fahren nicht im Lkw, sondern im Unimog“, erzählt Janke weiter.

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Den Slalom-Parcours, der eine weitere Aufgabe bei der deutschen Meisterschaft sein wird, werden Janke und Davepon sicher mit links meistern. Beim Training behalten die routinierten Fahrer die Nerven und führen den Lkw mit ruhiger Hand am Lenker ohne Fehler durch den Parcours. Auch beim Schieben der Pylonen in ein Kästchen, das sie zum Üben auf den Boden des Geländes an der Autobahnmeisterei gesprayt haben, beweisen sie ihr Können.

Etwas von den Kollegen abschauen

Bei der Meisterschaft kommt es aber nicht nur auf Präzision, sondern auch auf die Zeit an. „Der Wettbewerb ist schon eine Herausforderung für uns. Wir freuen uns aber darauf zu zeigen, was wir können“, berichtet Davepon. „Und wir wollen auch die Kollegen kennenlernen und sehen, wie die das so machen.“

Die 51-Jährigen sind sicher, dass die Konkurrenz in Hessen hart wird. Deswegen wollen sie vor dem großen Tag mindestens noch einmal trainieren.