Etwa 30 Anwohner der künftigen Grube bei Horchheim suchten den Dialog mit einer Vertreterin der Rheinischen Baustoffwerke.
Staub und LärmWeilerswister sind besorgt wegen der bevorstehenden Abkiesung in Horchheim
Schon jetzt fühlt sich Sabine Zimmermann aus Klein-Vernich wie in einem Endzeitfilm, wenn sie mit ihrem Hund rund um die künftige Abgrabungsstelle in Horchheim spazieren geht. Die Brombeersträucher, die dort einmal wuchsen, seien abgeholzt worden, erzählt sie. Am Wegesrand lägen tote Tiere.
Dabei haben die eigentlichen Abbauarbeiten in der Kiesgrube noch nicht einmal begonnen. Bisher finden lediglich Vorbereitungsmaßnahmen statt, wie etwa eine Rodung in dem Bereich, in dem künftig ein Absetzbecken angelegt wird. „Die Bürger merken aber gerade, dass in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft etwas passiert“, sagt Hans-Josef Thelen (CDU), der Ortsbürgermeister von Vernich. Das schrecke sie auf, weil sie sich nicht ausreichend informiert fühlten über das, was da demnächst auf sie zukomme.
Deswegen erschienen am Donnerstagabend etwa 30 Anwohner mit den Taschen voller Notizen und vielen Fragen auf dem Herzen in der Sitzung des Ausschusses für Gemeindeentwicklung und Wirtschaftsförderung im Weilerswister Rathaus. Vorausgegangen war der Versammlung ein Appell der UWV-Fraktion.
Sowohl online als auch per Handzettel hatte die Fraktion dazu aufgerufen, die Einflussmöglichkeiten als Bürger in Sachen Kiesgrube wahrzunehmen. Weil Bürger im Ausschuss allerdings selbst kein Rederecht haben, beantragte Fraktionschef Uwe Wegener eine formale, zeitlich begrenzte Sitzungsunterbrechung, in der das Mikrofon an Menschen aus der direkten Nachbarschaft der künftigen Grube weitergereicht wurde.
Eine der großen Sorgen der Anwohner sei der Lärm, den der Lkw-Verkehr in der Zeit von 6 bis 22 Uhr mit sich bringe, erklärte einer der Anwohner. „Wer überprüft, welche Lärmbelästigungen tatsächlich auf uns zukommen?“
Eine Vertreterin der Rheinischen Baustoffwerke gibt Antworten
Claudia Schumacher, Prokuristin für Planung und Messung bei den Rheinischen Baustoffwerken, erklärte, dass nach aktueller Planung 125 Lkw pro Tag unterwegs sein würden. Rechne man deren Hin- und Rückfahrten, mache das 250 Lkw-Touren pro Tag.
„Wir haben ein Lärmgutachten anfertigen lassen, in dem wir vom Worst-Case-Szenario ausgegangen sind: von 300 Lkw-Touren“, sagte sie. Das Lärmgutachten habe belegt, dass selbst im schlimmsten Fall die Lärmbelastung noch im grünen Dezibel-Bereich liege.
Wenn die Weilerswister Bürger nun aber feststellen sollten, dass der Lärm den Normbereich erheblich überschreite, seien die Rheinischen Baustoffwerke dazu verpflichtet, selbst eine andere zertifizierte Firma zu beauftragen, um dies überprüfen zu lassen, sagte Schumacher. Das gehöre zu den Auflagen.
Weilerswister befürchten erhöhte Lärm- und Staubbelastungen
Doch nicht nur Lärm, auch Staub bringe so eine Grube mit sich, beschwerte sich derselbe Anwohner: „Wir haben hier Westwind. Das bedeutet: Zu 80 Prozent des Jahres weht der Wind von der Anlage direkt in unsere Ortschaft hinein.“ Und mit ihm komme eben auch der Staub. Das kenne man schon aus Müggenhausen. „Darunter werden besonders Asthma-Patienten zu leiden haben“, ergänzte Sabine Zimmermann aus Klein-Vernich.
Im Großen und Ganzen werde es nicht stauben, versprach Claudia Schumacher. Der Kies komme feucht aus den Gruben heraus. „Und wenn wir eine sehr trockene Phase haben, sind wir verpflichtet, alles mit Wasser zu benetzen.“ Das gelte auch für die Lkw-Fahrwege. Es gebe auch keine brechenden Mühlen, die aus Kies Feinstaub produzierten. Es werde allein der Rohstoff gesiebt – auch unter der Zugabe von Wasser. „Wenn das nicht funktionieren sollte, rufen sie uns an.“ Die Rheinischen Baustoffwerke hätten nicht nur bezüglich des Lärms, sondern auch in puncto Staub die Pflicht, das nachmessen zu lassen.
„Und wo werden die Lkw langfahren?“, wollte ein Anwohner der Zülpicher Straße wissen. Er befürchtet nämlich, dass diese künftig eine Abkürzung durch Lommersum und Klein-Vernich nehmen werden. „Wir beobachten jetzt schon, wie die Lkw mit Karacho hier durchbrettern, ohne Rücksicht auf sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen.“ Seiner Frau macht die Raserei vor allem im Hinblick auf die vielen Kinder in der Nachbarschaft und ihren täglichen Schulweg Sorgen.
Ein Tag der offenen Tür in Horchheim ist anberaumt
Dass die Lkw-Fahrer an der K 33 Abkürzungen in Richtung Lommersum nehmen werden, ist eine Sorge, die Schumacher den Bürgern aber nicht nehmen konnte. „Unsere Kunden sollten, wenn sie bei uns rauskommen, links auf die K 11 und dann Richtung Autobahnauffahrt fahren. Natürlich wird da aber auch der ein oder andere Lkw dabei sein, der noch eine andere Baustelle beliefern muss und deswegen andere Wege fährt.“ Die gerade schon spürbare Belastung durch Lkw komme von einem Werk der Rheinischen Baustoffwerke in Müggenhausen – dem einzigen dort, dessen Ausfahrt nicht durch Müggenhausen führe.
Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst schlug vor, das Problem der Übertretung der Geschwindigkeitsbegrenzung an die Polizei weiterzugeben. „Der Kreis kann dort Blitzer aufstellen, wenn sie der Ansicht sind, dass dort zu schnell gefahren wird.“ Abweichungen könne man zudem auch selbst mit den Messgeräten der Gemeinde feststellen. Weiche die Geschwindigkeit stark ab, könne man in der Verkehrsschau gemeinsam nach Lösungen suchen.
Um den Bürgern entgegenzukommen und den Dialog mit ihnen nicht abreißen zu lassen, wurde für Spätsommer auf Anregung des Vernicher Ortsbürgermeisters in Absprache mit den Rheinischen Baustoffwerken auch ein Tag der offenen Tür anberaumt. Dann können sich Interessierte die Vorgänge vor Ort anschauen und Fragen stellen.
Dass die Grube komme, sei nicht zu verhindern gewesen, erklärte Uwe Wegener. „Da wollen wir den Leuten, keinen Sand in die Augen streuen.“ Jetzt gehe es darum, die Auswirkungen für die Bürger abzumildern und auch die Genehmigungen einzuhalten, ergänzte CDU-Fraktionschef Dino Steuer.
„Ich sehe der ganzen Sache nun etwas gelassener entgegen“, sagt der Anwohner der Zülpicher Straße nach der Sitzung. „Hätte ich das vor vier Jahren gewusst, hätte ich hier kein Haus gekauft“, so seine Frau. Monika Kruth aus dem Neubaugebiet in Klein-Vernich sagt dasselbe. Sie ergänzt: „Sagen kann man immer viel. Wir werden sehen, was letztendlich passiert – und ob wirklich so viel geprüft wird, wie uns heute versprochen wurde.“