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Bilanz für 2021Zahl der Wohnungslosen in Euskirchen ist gestiegen

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Das Viehplätzchen ist weiter Haupttreffpunkt der problematischen Caritas-Klientel.

Euskirchen – Wie viele Menschen im Kreis Euskirchen momentan ohne festen Wohnsitz sind, lässt sich nicht genau sagen. Fest steht, dass der Trend nach oben geht. So weist der Wohnungsnotfallbericht des Landes NRW für den Kreis für die Zeit von 2013 bis 2020 einen Anstieg von 199 auf 499 Personen aus.

In der Stadt Euskirchen lässt sich die grundsätzliche Entwicklung recht zuverlässig an der Zahl der Postfächer ablesen, die der Caritasverband Wohnungslosen zur Verfügung stellt. Sie lag 2021 bei 291. Dies entspreche einem Zuwachs gegenüber dem Jahr davor um etwa 20 Prozent, sagte Bastian Schüttler vom Caritas-Fachbereich Sucht- und Wohnungslosenhilfe, als es im städtischen Sozialausschuss um Obdachlosigkeit in Euskirchen ging.

Zahl der Wohnungslosen in 20 Jahren fast verdreifacht

In der Kreisstadt habe sich die Anzahl der Wohnungslosen in den zurückliegenden 20 Jahren fast verdreifacht, erklärte Schüttler, der mit seiner Kollegin Gina Raths den Jahresbericht des Verbandes für 2021 vorstellte. Hier Auszüge:

Wohnungsmarkt

Auf den Wohnraummangel in Euskirchen weist die Caritas immer wieder hin. „Wohnungslose Menschen sind am allgemeinen Wohnungsmarkt meist nicht konkurrenzfähig“, schreibt der Verband.

Auch soziale Ausgrenzungserfahrungen und geringe Verwirklichungschancen stellten hohe Hürden dar bei dem Versuch, die Lebensbedingungen wohnungsloser Menschen zu verbessern.

Ungeschützte Schlafplätze

Die Caritas hält für die Betroffenen die Notschlafstelle in der Kommerner Straße bereit; ein Teil bevorzugt es aber, im Freien zu übernachten. Die Zahl der ungeschützten Schlafplätze, die der Caritas bekannt sind, belief sich im vorigen Jahr auf 34. Das sind fünf mehr als 2020. In 15 Fällen fanden die Mitarbeiter andere Übernachtungsangebote, wie es in der Bilanz heißt.

Kälteschutz

Um Männer und Frauen, die die Notschlafstelle meiden, vor dem Tod durch Erfrieren zu schützen, stellt die Caritas ihnen Zelte, Isomatten, Schlafsäcke, Thermosflaschen, Bekleidung und Lebensmittel zur Verfügung. Von den „Iglous“ genannten Zelten hatte die Stadt Euskirchen 25 Stück angeschafft. Vier davon wurden 2021 ausgegeben.

Streetwork-Projekt Moses

Um Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt im öffentlichen Raum haben, kümmert sich die Caritas mit dem Streetwork-Projekt „Moses“ (Mobile Sozialarbeit Euskirchen Stadt). Bei den Klienten handelt es sich überwiegend nicht um Wohnungslose. Typische Merkmale sind somatische und psychische Erkrankungen, Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigkeit und der Mangel an beruflicher Perspektive. Daraus resultiere eine soziale Randständigkeit, so die Caritas. Und: „Die Problemlagen sind nach wie vor meist familiär tradiert.“

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Bastian Schüttler und Gina Raths berichteten im städtischen Sozialausschuss.

Das Moses-Team hatte 2021 Kontakt zu 104 Frauen und Männern. Deren bevorzugte Treffpunkte waren das Viehplätzchen, die Parkanlage hinter der Jugendvilla an der Alten Gerberstraße, der Herz-Jesu-Vorplatz und das Gelände eines Discountmarkts an der Gerberstraße. Auf dem Viehplätzchen, weiter hin Haupttreffpunkt, und den umliegenden Straßen versuchen die Caritas-Mitarbeiter immer wieder, auf ihr Klientel einzuwirken. Dabei gehe es um altbekannte Probleme: „Dealen, Lautstärke, Verschmutzung, Konflikte, Gewalt“.

Infektionsprophylaxe

Drogenabhängige unterstützt das Moses-Team mit sterilem Konsum-Material. 2021 wurden allein 3600 gebrauchte gegen neue Spritzen getauscht. Hinzu kamen Alternativen zu Spritzen wie Smoke-it-Packs oder Pfeifen, die neben der Infektionsgefahr auch das Überdosierungsrisiko verringern sollen.

Methadon-Programm

Rund 70 Heroinabhängige aus Euskirchen und Umgebung fahren täglich nach Flamersheim, um sich in einer Arztpraxis einer Substitutionsbehandlung, etwa mit Methadon, zu unterziehen. Als Flamersheim im vergangenen Juli wegen der Hochwasserfolgen evakuiert worden war, war dies vorübergehend nicht möglich.

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Die Betroffenen wurden daher mit Autos, später mit Kleinbussen zu einer Praxis in Zülpich gebracht, um eine Notsubstitution zu gewährleisten, „denn ein kalter Methadon-Entzug ist sehr schwierig“, wie Schüttler sagte.