Hände sind das Thema der Bilder, die Uwe Rhiem im Kunstforum Zülpich zeigt. Einige Arbeiten sind irritierend und verstörend.
AusstellungIm Kunstforum in Zülpich zeigt Christus den Mittelfinger
Am Schaufenster der Ausstellungsräume des Kunstforums Zülpich laufen am Ostermontag viele Menschen vorbei und schauen neugierig auf ein Stück blauen Samt, aus dem weiße Puppenhände herausragen. Die wenigsten trauen sich hinein. Es hat sich augenscheinlich noch nicht herumgesprochen, dass man diese Kunsträume völlig unverbindlich besuchen darf.
Die ungewöhnlichen Objekte und Bilder von Uwe Rhiem faszinieren die Vorübergehenden dennoch, sobald ihr Auge darauf fällt. Darum stoppen die Passanten gebannt. Uwe Rhiem war in seinem früheren Leben einmal Polizist, bevor gesundheitliche Einschränkungen ihn aus dem Beruf drängten. Seither ist er in vieler Hinsicht schwerpunktmäßig Künstler: Mal macht er Musik, mal gegenständliche Kunst.
Uwe Rhiem ließ sich für die Zülpicher Ausstellung von den Sex Pistols inspirieren
Bescheiden sagt er: „Ich kann nicht gut malen, darum habe ich mich entschieden, Gegenstände für meine Kunst zu benutzen. Ich habe immer schon skurrile Sachen gesammelt und zusammengetackert.“ Für die Ausstellung im Kunstforum, die bis zum 20. April zu sehen ist, hat er das Thema „You Need Hands“ gewählt.
Inspiriert von dem 1979 von der Punk-Band Sex Pistols neu vertonten, gleichnamigen Song, befasste Rhiem sich mit den unzähligen Aspekten der Hände: Hände halten Karten, können in Handschellen liegen, werden zum Applaudieren verwendet, dienen zum Schreiben und sind in vieler Hinsicht ein nicht zu unterschätzendes Kommunikationsmittel.
Zur Vernissage singt er den Gästen das Lied selbst vor. Rhiem lässt sich für seine Themen von Trödelmärkten und Zufällen anregen. Mal findet er bei einem Steinmetz eine Christusfigur, stattet sie mit einem Metallkörbchen und Kette aus, setzt ein Püppchen in das Körbchen und klebt das neue Ensemble auf eine Leinwand.
Blutige Hände auf mit Stacheldraht bespannter Gitarre
Der Finger der Christusfigur wird ein wenig versetzt, sodass aus einem Zeigefinger ein ausgestreckter Mittelfinger wird. Bei anderen Gelegenheiten dienen Gabeln, Löffel, Spiegel und was immer die Fantasie in Bewegung bringt einer neuen Idee zum Thema.
Manche seiner montierten Bilder und Objekte wirken verstörend. Blut fließt aus Händen, die eine Gitarre mit Stacheldrahtseiten bespielen. Arme von Puppen liegen in einer Schöpfkelle, als wären hier Kinder zum Verzehr zubereitet worden. Ihre kleinen Hände scheinen regelrecht herauszuschreien.
Erklären will Rhiem nichts. „Hat die Auswahl der Karten in dieser Hand eine Bedeutung?“, fragt eine Besucherin. „Nee“, antwortet Rhiem, „das ist alles nur Spielerei.“ Schaut man Rhiem näher an, sieht man in seinem silbrigen Bart, der seilartig zusammengebunden ist, eine Puppenhand. Man spürt, dass er sein Thema „Hände“ mit ganzer Kraft verfolgt.
Auch sein Zuhause in Wißkirchen wird regelmäßig mit neuen Ideen künstlerisch gestaltet. Kein Objekt hat einen Namen: „Ich möchte nichts vorgeben. Der Betrachter soll sich selbst einen Reim machen.“ Das ist Rhiem wichtig. Seine Kunst dient nicht der Belehrung oder der Moral. Sie hat ihn bewegt und wird vielleicht den Betrachter in irgendeiner Weise ansprechen.
Das Kunstforum an der Kölnstraße 28 wird von momentan zwölf Künstlern getragen. Hier präsentieren sie ihre eigenen Werke in wechselnden Ausstellungen. Gern stellen sie ihre Räume auch anderen zur Verfügung, die eine bezahlbare Galerie für ihre kreativen Ideen suchen. Rhiem ist nicht unbedingt auf Verkauf aus, gibt aber gern Objekte an Interessierte ab.
Wer sich einen Einblick in Uwe Rhiems künstlerisches Werk verschaffen möchte, kann dies auf seiner Homepage tun oder bis zum 20. April seine Ausstellung im Kunstforum Zülpich besuchen. Sie ist donnerstags von 18 bis 20 Uhr sowie sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.