Flugschau in ZülpichFalkner Pierre Schmidt kehrt der Laga den Rücken
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Der bekannte Falkner Pierre Schmidt hört im März mit seiner Flugschau auf der Laga auf.
Er will sich wieder komplett auf seine Greifvogelstation in Erfstadt-Gymnich konzentrieren.
Zülpich/Gymnich – Nach zwei Jahren ist Schluss: Die Landesgartenschau Zülpich GmbH und Falkner Pierre Schmidt gehen getrennte Wege. Wenn sich in ein paar Wochen am Wassersportsee wieder die Türen für die Besucher öffnen, werden keine Greifvögel des 56-Jährigen über dem Gelände ihre Runden drehen. „Es waren zwei spannende und schöne Jahre, doch jetzt verlasse ich die Landesgartenschau auf eigenen Wunsch“, sagt Pierre Schmidt.
Eine Entscheidung, die Christoph M. Hartmann, Geschäftsführer der Laga GmbH, bedauert: „Pierre Schmidt ist ein toller Typ und hat in den vergangenen beiden Jahren sehr gute Arbeit geleistet. Ich kann verstehen, dass er das Engagement in Zülpich nicht fortsetzen möchte – auch wenn es aus Laga-Sicht wehtut.“ Das Geld, das die Laga GmbH bisher in die Greifvogelstation am Zülpicher See gesteckt habe, werde nun für andere Zwecke ausgegeben. „Aus betriebswirtschaftlichen Gründen konnte ich das Engagement unter diesen Voraussetzungen nicht fortsetzen und habe deshalb die Zusammenarbeit beendet“, so Schmidt.
Auszeichnung auf der „Jagd und Hund“
Bildstark, spannend und lehrreich. Zwei Jahre wurde Falkner Pierre Schmidt, der zuletzt auch auf dem Gelände der Landesgartenschau am Zülpicher Wassersportsee seine Tiere in Flugschauen präsentierte, mit der Kamera begleitet. Hautnah zeigt die Dokumentation „Adlerflüsterer“ die kleinen Niederlagen und großen Gewinne im Leben des Falkners. Der Film wirft einen Blick hinter die Kulissen der deutschen Schaufalknerei mit Zucht, Training, Handel und Artenschutz – eingebettet in faszinierende Bilder der Greifvögel. Begleitet wurde der 56-Jährige von Andreas Ewels und Norbert Porta. Nun wurde das Trio für den Film auf der Messe „Jagd und Hund“ in Dortmund von der Arbeitsgemeinschaft Internationale Filmwettbewerbe in der Kategorie „Dokumentation“ mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. (tom)
Er wolle sich nun wieder komplett auf seine Falknerei und Greifvogelauffangstation in Gymnich konzentrieren, denn dort gebe es einiges zu tun. Wer den 56-Jährigen kennt, weiß, dass das nicht alles sein wird. Schmidt treibt mit großem Engagement ein Schutzprojekt für Adler und Co. in Kenia voran und wurde vor kurzem für seinen Film „Adlerflüsterer“ ausgezeichnet (siehe „Auszeichnung auf der »Jagd und Hund«“). Die Arbeit in Afrika bezeichnet der Vollblut-Falkner als sein Lebenswerk. Vor sieben Jahr fuhr Schmidt 6000 Kilometer kreuz und quer durch die Serengeti und begab sich auf die Suche nach Adlern – den letzten ihrer Art. „Über die Population der Greifvögel existierten damals keine konkreten Zahlen“, erzählt Schmidt, der mittlerweile am Lake Naivasha den Aufbau eines Informationszentrums für Einheimische und Touristen unterstützt. Auch eine Forschungsstation in Soysambu, die Schmidts kenianischer Freund Simon Thomsett aufgebaut hat, arbeitet mit Hilfe der Sach- und Geldspenden von Pierre Schmidt.
Auch an der Gymnicher Mühle hat sich viel getan. So sind 13 neue Volieren entstanden, und auch die Arbeit in der Greifvogelauffangstation ist nicht zu unterschätzen. „Allein im vergangenen Jahr sind unter anderem gut 40 wilde Turmfalken abgegeben worden, um die wir uns gekümmert haben“, so Schmidt. Ein Besuch der Falknerei in Gymnich lohnt sich aber nicht nur für Erwachsene. „Auch für Kinder und Jugendliche ist das erlebenswert. Die Greifvogel-Flugdarbietungen sind verständlich und bieten viel Wissenswertes über die Biologie, das Verhalten und den Lebensraum der Greifvögel“, so Schmidt, der auch einen Besuch im Wildpark in Hellenthal beim befreundeten Falkner Karl Fischer empfehlen kann. Leer stehen werden die sieben Volieren am Zülpicher Wassersportsee nach Schmidts Abflug aber nicht. Von März an startet ein Falknereiprogramm mit neuer Besetzung.
Den neuen Falknern wird von der Laga GmbH das Gelände unweit des Wassersportsees zur Verfügung gestellt. „Das wirtschaftliche Risiko trägt das neue Falknerteam aber komplett alleine. Für die Laga ist das absolut kostenneutral“, so Christoph M. Hartmann. Nach seinen Angaben besuchten im vergangenen Jahr knapp 100 000 Menschen das Gelände der Landesgartenschau 2014.