AboAbonnieren

Konzerte in der RemiseJunge Musiker boten musikalisches Feuerwerk in Langendorf

Lesezeit 3 Minuten
In der Langendorfer Remise gaben die jungen Musiker der Deutschen Streicherphilharmonie und der 18-jährige Geiger Jeremias Pestalozzi ihre Visitenkarte ab.

In der Langendorfer Remise gaben die jungen Musiker der Deutschen Streicherphilharmonie und der 18-jährige Geiger Jeremias Pestalozzi ihre Visitenkarte ab.

Nach der Deutschen Streicherphilharmonie sind am 24. Juni die „Jugend musiziert“-Preisträger in der Remise zu hören.

Es war ein Konzert voller Überraschungen. Eine Programmänderung, Umbesetzungen und sagenhafte Zugaben schlossen sich zu einem perfekt abgestimmten, musikalischen Hochgenuss zusammen, der keine Wünsche offen ließ. Die Deutsche Streicherphilharmonie gastierte zum wiederholten Mal in der Remise der Burg Langendorf und sorgte für ein volles Haus. Dirigent Wolfgang Hentrich, der das Orchester seit 2013 leitet, dankte Juliane B. Vetter für die Einladung. „Wir fühlen uns wie zu Hause hier“, betonte er.

Die jungen Musikerinnen und Musiker, alle zwischen 11 und 20 Jahren alt, eröffneten das Konzert mit dem ersten Satz aus der Suite „Aus Holbergs Zeit“ op. 40 von Edvard Grieg. Der süffige Satz ging dem Orchester wie geölt von der Hand und verbreitete sogleich gute Laune.

Junge Musiker bewiesen in Langendorf viel Fingerspitzengefühl

Spannend, aber unanstrengend und überraschend heiter erklang die Partita für Streichorchester von Gideon Klein. Der tschechisch-jüdische Komponist und Pianist starb 1945 im Konzentrationslager Fürstengrube. Ein Jahr zuvor schrieb er dort ein Trio für Violine, Viola und Violoncello, das später vom tschechischen Komponisten Vojtech Saudeck rekonstruiert und für Streichorchester gesetzt wurde.

Das Orchester bewies viel Fingerspitzengefühl bei der Interpretation des dreisätzigen Werkes. Mit breiten Strichen kostete es die Reibeklänge aus und löste sie mit locker spritzigen Passagen wieder auf. Sehr präzise gelang das großflächige Pizzicato im zweiten Satz, der volkstümlich stimmungsvoll berührte. Sehr rasant und rhythmisch prägnant endete die Partita von Gideon Klein.

Jeremias Pestalozzi brannte ein musikalisches Feuerwerk ab

Danach hieß es Bühne frei für Jeremias Pestalozzi. Der 18-jährige Geiger sprang für die ursprünglich engagierte Jona Schibilsky ein, die wegen einer Konzertreise nach China absagen musste. Auf der Suche nach Ersatz traf Hentrich auf Julia Fischer, eine ehemalige Konzertmeisterin des Orchesters. Sie empfahl ihren Schüler   mit den Worten: „Der kann alles.“ Und so war es auch. Der junge Ausnahmekünstler spielte das Violinkonzert a-moll BWV 1041 von Johann Sebastian Bach und übernahm dabei nicht nur den Solopart, sondern auch die Leitung des Orchesters. Ganz nach historischem Vorbild wurde hier auf einen Dirigenten verzichtet.

Pestalozzi begeisterte mit Präzision, Intensität und frischem, charmantem Ausdruck. Mal breit, kraftvoll und erdig, mal fein und beinahe sphärisch setzte er Akzente, interpretierte den schwungvollen Schlusssatz mit spektakulärer Fingerarbeit und leitete dabei ganz nonchalant das gesamte Ensemble. Kaum war der letzte Ton verklungen, sprang das Publikum begeistert von den Stühlen auf, und es gab schon vor der Pause die erste Zugabe. Wer dachte, dass die Virtuosität Pestalozzis mit Bach ihren Zenit erreicht hat, der durfte im Scherzo Caprice von Fritz Kreisler nochmals staunen. Das Publikum jubelte und applaudierte dem jungen Geiger, der gleich am nächsten Tag in einer Abiturprüfung sitzen musste.

Am 24. Juni steht das nächste Konzert in der Remise der Burg an

Das Abitur dünnt zurzeit die Reihen im Orchester ein wenig aus. „Diesmal müssen die Allerjüngsten es hier reißen“, erklärte Hentrich – und war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Herrlich schwelgende, bildhafte Musik, von Freude und dem Gesang der Natur inspiriert, schrieb Antonín Dvorák im Jahr 1875 die Streicherserenade E-Dur. Die Musiker begeisterten mit einer zauberhaften Mischung aus Eleganz und Volkstümlichkeit, die in einen fulminanten Schluss mündete.

Dann kamen die Zugaben: Béla Bartók, Edward Elgar und Antonio Vivaldi bündig hintereinander und im individuellen, freundlichen Ausdruck der   Streicherphilharmonie. Es kam zu virtuosen, weit ausholenden Geigenfigurationen, die   Hentrich selbst spielte, und zu lebendigen Interaktionen zwischen ihm und seiner Konzertmeisterin Agne Gecaite. Dieses Schlussfeuerwerk wird   lange in Erinnerung bleiben.

Das nächste Konzert in der Remise findet am 24. Juni ab 19 Uhr statt. Dann stellt die Manfred-Vetter-Stiftung wieder ausgewählte Preisträger von „Jugend musiziert“ vor, diesmal in der Kategorie „Besondere Ensembles – Neue Musik“.