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Psychiatrische Ambulanz in HovenHilfe, wenn die Seele krankt

Lesezeit 3 Minuten

Susanne Neustadt (r.), Leiterin der Psychiatrischen Institutsambulanz in der Fachklinik Marienborn in Hoven, sprach einführende Worte, bevor Pfarrer Willi Wißkirchen die Räume segnete.

Zülpich-Hoven – Pia bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt „die Fromme“. Den Irrtum, dass mit PIA etwas Ähnliches gemeint sein könnte, wollte Pfarrer Willi Wißkirchen am Freitag gleich zu Beginn der Einsegnungsfeier aus der Welt schaffen: „Hier geht es ganz gewiss nicht immer fromm zu.“

In Großbuchstaben steht das Kürzel nämlich für Psychiatrische Institutsambulanz. Und deren Dienste werden beileibe nicht nur von gottesfürchtigen Menschen in Anspruch genommen, auch „Ungläubige“ sind nicht vor Erkrankungen ihrer Psyche oder Seele gefeit.

400 Quadratmeter

In der PIA der Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Marienborn GmbH in Hoven werden diese Hilfe suchenden Menschen nun in einem freundlichen und modernen Ambiente in Empfang genommen.

Die Räume der Ambulanz sind nicht mehr über das halbe Haus verteilt. Therapieräume, Arzt- und Bürozimmer befinden sich nebeneinander im Erdgeschoss. Neu ist auch, dass mit Gisela Vogel eine zentrale Anlaufstelle zur Verfügung steht, die die Patienten an die zuständigen Fachkräfte weiterleitet.

Mehr als 400 Quadratmeter nimmt die PIA ein. Der dafür benötigte Platz wurde frei, weil die alte Großküche durch einen separaten Neubau neben dem Gelände des früheren Klosters ersetzt wurde.

Rund 700 000 Euro nahm die Marienborn GmbH für den Umbau der alten Küche in die Hand.

Fünf Fachärzte

Bevor Pfarrer Wißkirchen die Räume segnete, erinnerte die Leiterin der PIA, Dr. Susanne Neustadt, an die Anfänge der ambulanten Behandlung in Marienborn im Jahr 2007. Damals gab es dort zwei Fachärzte für Psychiatrie, heute sind es fünf. Hinzu kommen noch Pflegepersonal, Therapeuten und Bürokräfte. Allein im letzten Quartal dieses Jahres nahmen 2900 Patienten die ambulante Hilfe in Anspruch – zumeist nach einer voll- oder teilstationären Behandlung. Aber das ist keine Voraussetzung.

Mit einer Überweisung des Hausarztes kann jeder, der mit seiner Psyche nicht klarkommt, zunächst die Ambulanz in Anspruch nehmen. Dienstagsmorgens sogar spontan ohne Termin. Anmeldungen werden dann von 7.30 bis 10 Uhr entgegengenommen.

Die Palette der ambulant behandelbaren psychischen Erkrankungen ist dieselbe wie bei der stationären. Neustadt: „In Gesprächen mit den Patienten eruieren wir gemeinsam die Erfolg versprechendste Therapie.“ Die Furcht, gegen den eigenen Willen in der Klinik festgehalten zu werden, sei unbegründet. Das komme nur in Betracht, wenn der Patient eine akute Gefahr für sich selbst oder andere darstelle.

Nur einmal habe sie, so Neustadt, einen Patienten, der lediglich die Ambulanz aufsuchen wollte, mit Nachdruck davon überzeugen müssen, dass er eine sofortige stationäre Behandlung brauche.

Neustadt sprach’s und gab den Blick frei auf die Werke, die von der aus Patienten und Pflegepersonal zusammengesetzten Künstlergruppe „Marienborner Art“ präsentiert wurde – allerdings nur am Freitag anlässlich der Einsegnungsfeier.

Aber die Kunstbetrachtung lässt sich nachholen. Die Künstlergruppe will ihre Malereien und Skulpturen auch beim Martinsmarkt zeigen, der am zweiten Novemberwochenende in Zülpich über die Bühne geht.