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Streit um AusschlussCDU will keinen Campingplatz am Zülpicher See

Lesezeit 4 Minuten

Das Areal am Zülpicher See.

Zülpich – Ein Schild auf weiter Flur ist das Einzige, was auf dem zwei Hektar großen Stück Land am Wassersportsee eine Diskussion erahnen lässt, die bereits seit zwei Jahren in Zülpich läuft. „Hier hält die Stadt Zülpich zur Realisierung eines Hotelprojektes (oder einer anderen Nutzung in dem Bereich Freizeit und Erholung) eine rund 2 ha große, an den Wassersportsee angrenzende und erschlossene Grundstücksfläche vor“, steht auf der Tafel. Mit dem Ratsbeschluss von Donnerstag ist der eingeklammerte Teil aber vorerst Geschichte.

Für das Grundstück gab es viele Interessenten

„Auf dem Grundstück, das der Rat für die mögliche Entwicklung eines Hotelprojektes vorhält, ist keine Nutzung als Campingplatz oder Wohnmobilhafen vorgesehen“, hatte CDU-Fraktionschef Timm Fischer erklärt. Im direkten Anschluss an seine kurze Rede bat er um Abstimmung über seinen Vorschlag. Dank der Zustimmung der SPD war die Diskussion, die sich so lang hingezogen hatte, per Mehrheitsbeschluss auf einen Schlag beendet.

Laut Bürgermeister Ulf Hürtgen (CDU) hatten auch potenzielle Pächter Interesse bekundet, die nicht zwingend eine Hotelanlage bauen wollten – wie man auch vermuten könnte, wenn man auf das Schild schaut. Dass die Verwaltung und der Bürgermeister sich mit diesen Interessenten im Gespräch befänden, dementiert die Pressestelle der Stadt aber deutlich: „Verhandlungsgespräche machen immer nur dann Sinn, wenn auch eine Perspektive besteht.“

Die Bürger fühlen sich nicht gehört und informiert

Auf den Beschluss, einen Campingplatz auszuschließen, reagierten Bürgerinnen und Bürger im Zuschauerraum sowie Grüne, UWV und FDP teils entrüstet. „Die ganz Sache ist eigentlich ein Unding“, sagte Gerd Müller (UWV) am Freitag: „Im Grunde wurden die Bürgerinnen und Bürger vor Ort über das wirkliche Vorhaben der Verwaltung kaum informiert.“ Besagte äußern ihren Unmut auch in den sozialen Netzwerken: „Warum lässt man hier nicht die Bürger entscheiden?“ Auch wirke es auf ihn so, sagte Müller, als sei die Entscheidung bereits im Voraus gefallen: „Die Oppositionspolitik der SPD lässt zu wünschen übrig.“ Eine Facebook-Nutzerin geht sogar so weit und nimmt das Wort „Steigbügelhalter“ in den Mund.

Auf die Frage, ob die Verwaltung von dem Vorhaben der CDU gewusst habe, entgegnet Stadtsprecherin Julia Schneider: „Es ging um eine Grundsatzdiskussion. Wenn daraus von Seiten des Rates eine Grundsatzentscheidung abgeleitet wird, so ist dies aus Sicht der Verwaltung durchaus nachvollziehbar.“ Das Ergebnis habe nicht überrascht, da der politische Raum sich bereits in den zurückliegenden Monaten mehrheitlich in diese Richtung ausgesprochen habe und eine Weichenstellung somit bereits vorgenommen gewesen sei.

Die Eingliederung ins Landschaftsbild ist ein großer Faktor

Das sieht die SPD-Fraktionsvorsitzende Christine Bär ähnlich: „Eigentlich war allen klar, dass da ein Hotel hinkommt.“ An der Stelle solle etwas stehen, „das sich ins Landschaftsbild einfügt“. Ein Campingplatz könne „chaotisch“ aussehen, vor allem von der anderen Seeseite aus.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Angela Kalnins sagte dieser Zeitung: „CDU und SPD wollen da keinen Campingplatz, weil ihnen Camper da nicht reinpassen. Das sieht denen nicht schön genug aus.“ Bär erklärte am Freitag: „Wer weiß, wie das dann da aussieht, womöglich gehen Leute unbefugt ins Wasser oder machen ein Lagerfeuer.“

Schön aussehen soll es also am Seepark. Tatsächlich sprechen aber auch andere Argumente für ein Hotel an der Stelle. Bär sagte, in der Nähe existiere bereits ein Wohnmobilpark: „Der wurde sogar gerade erst vergrößert.“ Mit der Entstehung eines Campingareals würde bei der SPD auch die Sorge steigen, dass es zu Kannibalisierungseffekten kommen könnte. Und für Zelte ist laut Bär die Lage nicht passend, da es einen Hang gibt. Und wieder fragte sie: „Und wie sähe das denn dann aus?“

Grüne und UWV sind strikt gegen einen Ausschluss eines möglichen Campingplatzes

In die gleiche Bresche schlägt die CDU. Der Fraktionsvorsitzende Timm Fischer stellt sich „die Perspektive von der B56 als optisch problematisch vor“. Genau wie die SPD verweist er außerdem auf den bereits vorhandenen Wohnmobilhafen, der noch „ausbaufähig“ sei. Dass die CDU nun den Beschluss fordert, einen Campingplatz auszuschließen, begründet Fischer damit, dass man so „Ruhe und Klarheit für mögliche Ansiedlungsvorhaben“ herstellen wolle.

Grüne und UWV dagegen finden, ein Hotel passe nicht zu Zülpich. „Wir Grünen treten klar dafür ein, dass ein Campingplatz für die Entwicklung der Stadt und des Sees besser geeignet ist als eine Hotelanlage“, heißt es von der Fraktionsvorsitzenden Kalnins. Zur Begründung sagen sie, dass naturnahe Urlaube innerhalb Deutschlands immer beliebter würden, nicht erst durch Corona.

Sowohl für die Hotel- als auch für die Campingvariante gäbe es wohl Konzepte

Selbstversorger würden außerdem den Supermärkten und der Gastronomie vor Ort zugutekommen. Die UWV-Fraktion ergänzt: „Ein Tagungshotel in der Entfernung zu Köln und Bonn halten wir nicht für sinnvoll. Das Konzept der Investorgruppe Endlein würde uns besser gefallen.“

Die Endleins, das sind Ute und Tim Endlein, die auch das Wassersport- und Eventcenter „Tim’s Beach“ am Zülpicher See betreiben. Sie hatten 2019 nach eigenen Angaben ein Konzept mit Stellplätzen für Wohnmobile bei der Stadt vorgestellt. Seit 2020 habe sich die Stadt nicht zurückgemeldet. Ein weiterer potenzieller Investor soll Jürgen Schiffels sein. Er habe ebenfalls ein Konzept ausgearbeitet – womöglich ein Hotel.