Wegen des Verdachts der Misshandlung ermittelt die Polizei gegen eine Mutter aus der Stadt Zülpich, ihren Lebensgefährten und das Jugendamt.
Verdacht der MisshandlungPolizei ermittelt gegen Mutter und Jugendamt Euskirchen

Mehrere Streifenwagen der Polizei stehen auf einem Parkplatz.
Copyright: Tom Steinicke (Symbolfoto)
Gegen eine 21 Jahre alte Mutter dreier Kleinkinder aus dem Stadtgebiet Zülpich ermitteln die Staatsanwaltschaft Bonn und die Bonner Polizei. Wie die Bonner Polizei mitteilt, besteht der Verdacht der Misshandlung von Schutzbefohlenen. Hinweise auf Sexualstraftaten haben sich bisher nach Angaben der Polizei nicht ergeben.
Die Ermittlungen beziehen sich demnach auch auf den 29-jährigen Lebensgefährten der Frau, der jedoch laut Polizei nicht der leibliche Vater der zwei, drei und fünf Jahre alten Kinder ist. Außerdem wird wegen einer möglichen Dienstpflichtverletzung gegen eine Mitarbeiterin des Jugendamts des Kreises Euskirchen ermittelt.
Kinder aus Zülpich werden im Krankenhaus behandelt
Nachdem Passanten die drei und fünf Jahre alten Kinder unbeaufsichtigt auf der Straße in einem Wohngebiet gesehen hatten, verständigten sie am Mittwoch vergangener Woche, 23. April, per Notruf die Polizei in Euskirchen.
Nach Angaben der Bonner Polizei wurden die Kinder zunächst durch die Zeugen, danach durch Polizisten betreut. Da die Beamten den körperlichen Zustand der Kinder als schlecht einschätzten, wurden sie zur ärztlichen Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht und dort stationär aufgenommen. Nach Informationen dieser Redaktion aus Ermittlerkreisen sah man den beiden auf der Straße aufgegriffenen Kindern die Verwahrlosung deutlich an. Sie sollen Windeln und Gummistiefel voller Kot sowie bloß ein Unterhemd getragen haben.
Die Kinder sind nach den Darstellungen aus Ermittlerkreisen im Krankenhaus untergebracht, weil sie abgemagert waren. Zudem sollen sie Hämatome am Körper haben, zwei der Kinder auch auf der Schädeldecke. Beim jüngsten Kind soll ein Knochenbruch am Bein festgestellt worden sein.
Hat das Euskirchener Jugendamt den Fall zunächst abgelehnt?
Durch das Jugendamt erfolgte anschließend die Inobhutnahme der beiden Kinder sowie des zweijährigen Geschwisterkindes, das sich ebenfalls in einem körperlich schlechten Zustand befand. Die Unterbringung in eine Pflegefamilie ist laut Polizei aktuell in Vorbereitung.
Wie es aus Ermittlerkreises heißt, soll das Kreisjugendamt Euskirchen, als sich die Polizei und das Krankenhaus dort meldeten, zunächst eine Übernahme des Falls abgelehnt haben. Vor dreieinhalb Wochen sollen Mitarbeitende des Jugendamtes die Familie noch zu Hause im Rahmen eines angemeldeten Kontrollbesuchs gesehen haben. Dabei sollen ihnen die Missstände nicht aufgefallen sein.
Polizei fand in der Wohnung der Mutter mögliche Beweismittel
Aufgrund der ärztlichen Befunde und weiterer Ermittlungsergebnisse hat die Staatsanwaltschaft Bonn für die Wohnung der Mutter und ihres Lebensgefährten Durchsuchungsbeschlüsse erwirkt. Im Zuge der Durchsuchung am Montag fanden Beamte der Kriminalpolizei Euskirchen digitale Spurenträger und weitere mögliche Beweismittel. Nach Angaben der Bonner Polizei wurden diese sichergestellt und werden nun ausgewertet.
Da die betroffene Familie bereits zuvor durch das Jugendamt des Kreises betreut wurde, richtet sich ein weiteres Ermittlungsverfahren wegen einer möglichen Dienstpflichtverletzung gegen eine Mitarbeiterin des Jugendamts.
Die Polizei Bonn weist darauf hin, dass die weiteren Ermittlungen aus Neutralitätsgründen durch das Polizeipräsidium Bonn geführt werden. Zudem, dass man aus Gründen des besonderen Schutzes der Persönlichkeitsrechte, insbesondere der Kinder, sowie aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit keine weiteren Angaben mache. Die Ermittlungen dauern an.
„Die gegen das Jugendamt erhobenen Vorwürfe nehmen wir sehr ernst. Wir können jetzt schon festhalten, dass es offensichtlich zu Fehleinschätzungen durch Mitarbeitende des Jugendamtes gekommen ist, die nun aufgearbeitet werden müssen. Wichtig ist, dass die Kinder gut versorgt sind und dass das Jugendamt eine gute Betreuung in Pflegefamilien organisieren konnte“, sagte Kreis-Sprecher Wolfgang Andres. Wegen des laufenden Verfahrens äußere man sich zunächst nicht detaillierter.