2024 wurden im Kreis Euskirchen 12.147 Straftaten registriert, die höchste Zahl der vergangenen zehn Jahre. Es gibt mehr Körperverletzungsdelikte.
KriminalitätMehr Straftaten im Kreis Euskirchen, hohe Aufklärungsquote – Messer-Trageverbot

Die meisten Straftaten fanden im vergangenen Jahr erneut in der Euskirchener Innenstadt statt. Auch die Zahl der Widerstände gegen Vollstreckungsbeamte ist gestiegen.
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Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Euskirchen 12.147 Straftaten registriert. Das ist nach Angaben von Ulrich Linden, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Euskirchener Polizei, ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (11.733) von 3,5 Prozent. Und es ist der höchste Wert an Straftaten, der in den vergangenen zehn Jahren im Kreis registriert worden ist.
„Es gibt in der Statistik Licht und Schatten“, sagte Linden bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik fürs Jahr 2024 am Montagnachmittag. Ein „helles Licht“ sei die Aufklärungsquote von 59,7 Prozent. „Ein Wert, der nicht nur besser ist als der Landesdurchschnitt in NRW, sondern auch im Vergleich zu den Vorjahren eine wiederholte Verbesserung darstellt. Im Landes-Ranking belegen wir in Euskirchen damit Platz sechs“, so Linden.
Landrat Markus Ramers lobt die Arbeit der Euskirchener Polizeibehörde
Der Behördenleiter, Landrat Markus Ramers, ergänzte: „Das spricht für die sehr gute Arbeit, die die Beamtinnen und Beamten hier in der Behörde tagtäglich leisten.“ Die Aufklärungsquote richte eine klare Botschaft an Straftäter, so der Behördenleiter: „Und die lautet: Wir sind richtig gut darin, Straftaten aufzuklären.“
Registrierte Straftaten
35,05 Prozent der Straftaten wurden nach Angaben der Euskirchener Polizei im Südkreis begangen, 64,95 Prozent im Nordkreis – davon allein 4852 in Euskirchen.
29,38 Prozent der Tatverdächtigen waren nichtdeutscher Herkunft (2023 waren es 29,55 Prozent). Der Landesdurchschnitt betrage 38,04 Prozent, so Linden.
5394 Tatverdächtige wurden ermittelt. Dies sind 764 mehr als im Vorjahr. Es gab 74,92 Prozent männliche Tatverdächtige. Im Vergleich mit den 47 Kreispolizeibehörden in NRW belegt die Kreispolizeibehörde Euskirchen Platz 21 bei den Häufigkeitszahlen der Gesamtkriminalität.
Körperverletzungsdelikte
Einen erkennbaren Anstieg verzeichnet die Polizei – wie auch der Landestrend – bei den Körperverletzungsdelikten (+ 9,38 Prozent). Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 1715 registrierte Körperverletzungsdelikte. „Das besorgt die Bürger, aber natürlich auch uns“, so Linden. Wie er berichtete, wurden 1544 Tatverdächtige ermittelt. 444 ermittelte Tatverdächtige waren nichtdeutscher Herkunft. Dies entspricht dem Direktionsleiter zufolge 28,76 Prozent.
Wie Linden in der Pressekonferenz sagte, handelte es sich vor allem um leichte Körperverletzungen. Und der Leiter der Direktion Kriminalität hatte neben dem Schatten – nämlich dem deutlichen Anstieg der Fallzahlen – auch ein wenig Licht in der Körperverletzungsstatistik ausgemacht. „Bei der Aufklärungsquote bei Körperverletzungsdelikten haben wir eine Aufklärungsquote von mehr als 93,5 Prozent. Das ist deutlich über dem Landesdurchschnitt – nämlich fast acht Prozent“, so Linden.
Die Zündschnur bei den Menschen ist kürzer geworden. Und man verliert offensichtlich die Kompetenz, einen Konflikt mit Worten zu lösen.
Es habe sich gesellschaftlich etwas verändert. „Die Zündschnur bei den Menschen ist kürzer geworden. Und man verliert offensichtlich die Kompetenz, einen Konflikt mit Worten zu lösen“, sagte Linden: „Aus meiner Sicht muss man im Kreis Euskirchen aber keine Sorge haben, auf offener Straße von einem Unbekannten unvorbereitet angegriffen zu werden.“
Die meisten der Körperverletzungsdelikten seien nämlich „Beziehungstaten“, so der Experte: „Es gibt meist eine Vorgeschichte. Der Täter und der Geschädigte kennen sich. Und es ist eben nicht die dunkle Unterführung, in der man attackiert wird.“

Im vergangenen Jahr kontrollierte die Euskirchener Polizei auch mehrfach Autos – beispielsweise, um Diebesbanden zu fassen.
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Messer
„Die Delikte mit Messer haben auch im Kreis Euskirchen zugenommen. Dabei handelte es sich aber überwiegend um Bedrohungen“, so Linden: „Nur 13 dieser Straftaten mit dem Tatmittel Messer fanden im öffentlichen Raum statt.“ Dennoch habe man ein Handlungskonzept gegen Messer im öffentlichen Raum entwickelt. Nicht selten spreche man gegen bestimmte Personen ein Trageverbot für Messer aus. „Davon haben wir im vergangenen Jahr mehrfach Gebrauch gemacht“, so Linden.
Schwerer Diebstahl
Hier gibt es einen Anstieg um 3,22 Prozent. Insgesamt wurden 1475 Anzeigen erstattet. Im Jahr 2023 lag die Anzahl bei 1429 erstatteten Anzeigen.
Ladendiebstahl
Insgesamt gab es 610 Fälle von Ladendiebstahl. Im Jahr 2023 gab es 603 Fälle. Dies ist ein Anstieg von 1,16 Prozent. Es wurden 439 Tatverdächtige ermittelt. Bei 218 Fällen waren die Tatverdächtigen nichtdeutscher Herkunft.

Im Juni 2024 entdeckte die Euskirchener Polizei ein Drogenlabor in Füssenich.
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Fahrraddiebstahl
Insgesamt gab es 196 Fälle beim Fahrraddiebstahl. Im Jahr 2023 gab es 271 Fälle (-27,68 Prozent). „Die Tendenz ist sehr erfreulich“, sagte Linden. Es wurden 36 Tatverdächtige ermittelt. In 10 Fällen waren die Tatverdächtigen nichtdeutscher Herkunft.
Vermögensdelikte
Ebenfalls erwartungsgemäß gestiegen sind die Fallzahlen im Bereich der Vermögenskriminalität, insbesondere bei Betrugsdelikten. Dies ist ein anhaltender Trend, der in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass sich diese Form der Kriminalität ins Internet verlagert. Hier gab es 2298 Fälle. Das ist ein Anstieg von 9,64 Prozent.
Wohnungseinbrüche
Im Jahr 2024 wurden 250 Wohnungseinbrüche verzeichnet. Hier gibt es einen Anstieg von 3,31 Prozent. Der NRW-Trend liegt bei 5,18 Prozent. Die Aufklärungsquote konnte laut Linden um 1,17 Prozent zum Vorjahr gesteigert werden.
Dass so viele Kinder und Jugendliche Teil von Gewaltdelikten sind, macht uns Sorgen.
Widerstandshandlungen
Ein besonders besorgniserregender Trend sei der Anstieg von Widerstandshandlungen gegen Vollstreckungsbeamte und gleichgestellten Personen. Der Anstieg in diesem Bereich beträgt 25 Prozent. Im Kreis Euskirchen wurden 2024 insgesamt 80 Fälle registriert. „Ich werde weiterhin jeden Fall zur Anzeige bringen“, versicherte Landrat Markus Ramers.
Sexualdelikte
Die Anzahl der Sexualdelikte ist im Jahr 2024 von 297 auf 283 Fälle gesunken (-4,71 Prozent). Die Aufklärungsquote liegt bei 84,45 Prozent und damit über dem NRW-Trend (79,75). Es wurden laut Linden 221 Tatverdächtige ermittelt. Bei 50 Fällen waren die Tatverdächtigen nichtdeutscher Herkunft (22,62 Prozent).

Stellte die Kriminalitätsstatistik 2024 vor: Ulrich Linden, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Euskirchener Polizei.
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Raubdelikte
Insgesamt wurden 69 Fälle erfasst (-6,76 Prozent). Die Aufklärungsquote liegt bei 82,61 Prozent. Insgesamt gab es 72 Tatverdächtige. Davon waren 34 nichtdeutscher Herkunft. Dies entspricht 47,22 Prozent.
Diebstahl aus einem Kfz
Insgesamt wurden 914 Fälle erfasst (+ 2,66 Prozent). Die Aufklärungsquote liegt bei 10,39 Prozent. Insgesamt wurden 558 Tatverdächtige ermittelt. Davon waren 25 nichtdeutscher Herkunft. Dies entspricht 41,67 Prozent.
BTM-Delikte
Insgesamt wurden 282 Fälle erfasst (- 107 zum Vorjahr). „Das war zu erwarten, nachdem Cannabis beispielsweise für den Eigenbedarf legalisiert worden ist“, so Linden. In Füssenich habe die Polizei einen „spektakulären Fall“ (Linden) gelöst. Auf einem landwirtschaftlichen Betriebsgelände etwas außerhalb von Füssenich, zu dem neben einem Wohnhaus mehrere weitere Gebäude gehören, war Ende Juni 2024 ein Drogenlabor entdeckt worden.
Straßenkriminalität
Insgesamt wurden 2430 Fälle erfasst (+ 17,49 Prozent). Die Aufklärungsquote liege bei 24,90 Prozent, so Linden. Insgesamt gab es 60 Tatverdächtige. Davon waren 163 nichtdeutscher Herkunft.
Gewaltdelikte
Insgesamt wurden 491 Gewaltdelikte erfasst (+ 16 Fälle). 530 Tatverdächtige wurden ermittelt. Die Aufklärungsquote liegt bei 90,63 Prozent und ist damit zum Vorjahr gestiegen (83,79 Prozent). Die 530 Tatverdächtigen unterteilen sich wie folgt: 59 Kinder, 95 Jugendliche, 38 Heranwachsende und 338 Erwachsene. „Dass so viele Kinder und Jugendliche Teil von Gewaltdelikten sind, macht uns Sorgen“, so Linden.
406 Todesermittlungen im Kreis Euskirchen
Insgesamt gab es nach Angaben der Polizei 406 Todesermittlungen (+ 4 im Vergleich zum Vorjahr). Unter den 406 Todesermittlungen gab es 22 Suizide und vier Rauschgifttote. Im Jahr 2024 gab es insgesamt 233 Brandermittlungen. Ein Jahr zuvor waren es 241.
Die Brandermittlungen unterteilen sich wie folgt: vorsätzliche Brandstiftungen (36), fahrlässige Brandstiftungen (7), Sachbeschädigung durch Feuer (62), Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion (2). Laut Polizei blieben 126 Brandermittlungen ohne strafrechtliche Relevanz.
Im vergangenen Jahr wurden 344 Vermisstenfälle im Kreis erfasst. Im Jahr 2023 waren es 368 Fälle. Die Vermisstenfälle unterteilen sich wie folgt: 233 aus Heimen/Wohngruppen für Kinder/Jugend, 85 sonstige Vermisste Person sowie 13 Entweichungen aus Unterbringungen und 13 Ermittlungsersuchen aus anderen Behörden.