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ZülpichEhemalige des Franken-Gymnasiums suchten nach 27 Jahren alten Schatz

Lesezeit 4 Minuten

Mit schwerem Gerät, aber auch mit Spaten suchten die ehemaligen Gymnasiasten auf dem Schulhof nach ihrer Kiste.

Zülpich – Von der großen Kiefer neben der Telefonzelle aus 42 Schritte in Richtung Tischtennisplatten. Wichtig: Schuhgröße 41. Mit solchen Angaben sollte die Schatzsuche doch einfach sein. Ist sie aber nicht – wenn es die Telefonzelle und Tischtennisplatten längst nicht mehr gibt. Vor 27 Jahren, im Juni 1993, verbuddelten die Schüler der 8c des Franken-Gymnasiums in Zülpich eine grüne Kiste, kleiner als ein Bierkasten, auf dem Oberstufenschulhof. Der Grund: das städtische Gymnasium sollte den Namen Franken-Gymnasium erhalten und die Schüler vergruben mit Unterstützung von Klassenlehrerin Gabrielle Thumann eine Art Taufgeschenk.

Jetzt, fast drei Jahrzehnte später, wird der Schulhof zwischen Gymnasium, Forum und Realschule für den Schulcampus auf links gedreht. Entsprechend griffen die damaligen Schüler zum Spaten und zur Spitzhacke und machten sich auf die Suche nach ihrem Schatz.

Lange Diskussionen

Bevor aber der erste Spatenstich getan wurde, gab es lange und ausgiebige Diskussionen über den Vergrabungsort. Im Groben konnten sich die Beteiligten auf einen Bereich von rund zweimal drei Metern einigen – um dort, irgendwo zwischen abmontierten Tischtennisplatten und Telefonzelle fröhlich zu hacken und zu schaufeln.

Auch über die Größe, die Farbe und den Inhalt der Kiste gab es bei den Ex-Schülern verschieden Varianten. Von „so groß wie eine Kiste Kölsch“ über „blau, auf jeden Fall blau“ bis hin zu „Das war so ein großer gelber Mülleimer mit Deckel“ – die Erinnerung stellte den Gymnasiasten die eine oder andere Falle. Und wie tief war das Loch denn? Auch bei dieser Frage gingen die Meinungen von einem halben Meter bis zwei Meter weit auseinander.

Unterstützt wurde der Ausgrabungstrupp seelisch und moralisch vom jetzigen Schulleiter Joachim P. Beilharz und von Bürgermeister Ulf Hürtgen. Die damalige Klassenlehrerin und der damalige stellvertretende Schulleiter Paul Georg Neft warteten ebenfalls auf den großen Fund. Große Hoffnung lag auf den Schultern des Hausmeisters Stephan Peters, der 1993 auch mitgeholfen hatte, dass Loch zu buddeln. Nachdem der jetzige Schulleiter ihn telefonisch darüber informiert hatte, dass auf dem Schulhof ein paar wildgewordene Ehemalige dabei seien, dass Fundament für einen Pool auszuheben, kam er vorbei, um nach dem Rechten zu schauen. Doch die Schüler hatten die Rechnung ohne den Hausmeister gemacht, denn der sagte lediglich: „Seid ihr aber alle alt geworden.“

Frontlader half entscheidend

Schnell machte sich ein wenig Frust beim Grabungstrupp breit. Schließlich lagen inzwischen eineinhalb Stunden körperliche Schwerstarbeit hinter ihnen und die Nerven langsam blank. Irgendetwas, was nach Kiste aussah, war nämlich nicht in Sicht. Dann schlug die große Stunde von Bürgermeister Ulf Hürtgen. Innerhalb weniger Minuten gelang es ihm, einen Landwirten aus Zülpich samt Traktor und Grubber zu mobilisieren. Durch den Grubber wurde der Boden ordentlich aufgelockert und es ließ sich leichter graben.

Intensiv beobachtet wurden die Ausgrabungen von Leo Wolter aus Enzen. Auch den Ortsvorsteher hatte das Schatzsuchfieber gepackt. Nach weiteren Stunden vergebenen Grabens machte er das Angebot, am nächsten Tag mit Traktor und Frontlader anzurücken und die Schatzsuche zu unterstützen.

Wie verabredet trafen sich die Ehemaligen am nächsten Tag mit Wolter, um die Enttäuschung wegzubuddeln. Und tatsächlich: Schon bald wurde der Schatz mithilfe des Frontladers geborgen – und voller Spannung geöffnet. Da es als Taufgeschenk für den Namen Franken gedacht war, hatten die Schüler der 8c zu jedem Buchstaben des Wortes Franken zwei Erinnerungen hineingepackt.

Radlerhose, Kondome und Europafahne

So fand man neben der Bundesligatabelle aus der Saison 1992/93, eine Fernsehzeitschrift, eine Kassette mit Rap-Musik, eine Radlerhose, ein Päckchen Kondome, eine Europafahne, Flaggen der 16 Bundesländer, ein Buch, einen Film sowie einen DDR-Pfennig und ein Stück Berliner Mauer. Nach Angaben der ehemaligen Schülerin Ilona Anacker alles noch sehr gut erhalten.

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Während sich die ehemaligen Klassenkameraden glücklich über den gefundenen Schatz austauschten, glich der Schulhof einer Kraterlandschaft. „Als ob sich eine Wildschweinrotte durch Zülpich gepflügt hätte“, sagte Zülpichs Bürgermeister Hürtgen mit einem Augenzwinkern. „Doch für einen 27 Jahre alten Schatz hat sich der Aufwand gelohnt“, so Anacker.

Ausgestellt werden die Ausgrabungsfunde demnächst in einer Vitrine in den Verwaltungsräumen der Schule mit dem Titel „Erinnerungen an die Geburt des Franken-Gymnasiums vor 27 Jahren“.