Nachhaltigkeit wird in allen Bereichen immer wichtiger, auch in den Schulen. Das Zülpicher Franken-Gymnasium hat dafür ein eigenes Fach.
Energiewende im UnterrichtZülpicher Gymnasium bietet Nachhaltigkeit als Schulfach an
Freitagmorgen im Franken-Gymnasium in Zülpich: Karsten Kramer wirft mit dem Beamer verschiedene Fotos an die Wand des Klassenzimmers. Eins zeigt eine Demo gegen den Braunkohleabbau, das nächste eine Demo gegen Atomkraft und das dritte ein Protest-Plakat gegen Windkraft. Dann lässt er die Schülerinnen und Schüler der Klasse neun die Bilder beschreiben und interpretieren.
Regional & Nachhaltig heißt das Differenzierungsfach, das seit diesem Schuljahr an der Schule angeboten wird, oder kurz: ReNa. Klimawandel, Umweltschutz, soziale Nachhaltigkeit – diese Themen werden hier fächerübergreifend bearbeitet. An diesem Morgen geht es um die Energiewende.
Zülpicher Jugendliche wollen die Zukunft mitgestalten
Mithilfe von Arbeitsblättern setzen sich die Jugendlichen mit den Vor- und Nachteilen von erneuerbaren Energieträgern, fossilen Energieträgern und Atomenergie auseinander. Am Ende sollen sie ein kurzes Statement verfassen, wie eine Energiewende aussehen könnte und warum sie nötig ist. Fragen, die aktueller kaum sein könnten. Im Anblick der Klimakrise werden Ideen, wie eine für alle Menschen lebenswerte Zukunft gestaltet werden kann, immer wichtiger.
Einigen Schülerinnen und Schülern sei das näher als so manchem Erwachsenen, sagt Kramer. „Die fühlen und wissen ja auch, dass das Thema vor allem sie betrifft und ihre Kinder.“ Deshalb habe sie den Kurs gewählt, berichtet Jana Knop. Umwelt- und Klimathemen werden bedeutsamer, das nehme sie in den Nachrichten wahr. Es gehe um die Zukunft. „Da ist es wichtig, dass wir Bescheid wissen, um vielleicht etwas ändern zu können.“
Franken-Gymnasium gewann Klimaschutzpreis
Schon vor Corona sei an der Schule überlegt worden, wie man sich nachhaltiger aufstellen könne, berichtet Kramer. In der Zeit der Pandemie sei das dann wieder etwas eingeschlafen, doch inzwischen passiere viel. So nimmt die Schule am Landesprogramm „Schule der Zukunft – Bildung für nachhaltige Entwicklung“ teil. Es gibt eine AG zum Thema Nachhaltigkeit für die Klassen fünf bis acht, erst kürzlich hat die Schule einen Klimaschutzpreis der Stadt Zülpich gewonnen – und seit Sommer gibt es den ReNa-Kurs.
Den Lehrplan hat Kramers selbst geschrieben und mit der Schulleitung abgestimmt. Vorgaben vom Bildungsministerium gebe es nicht, aber im Rahmen des Landesprogramms gebe es einen Leitfaden und auch weitere Unterstützung, berichtet der 47-Jährige. „Dieser Kurs ist natürlich ein Stück weit learning by doing“, führt er aus. Aber das Schöne daran sei, dass man freier sei. Mal nach draußen gehen, sich Dinge in der Praxis angucken, Projekte machen – all das sei möglich.
Und das kommt an. „Ich bin positiv überrascht“, fasst Grace Manyema ihre bisherige Erfahrung mit dem Kurs zusammen. Die vielen Projektarbeiten machten Spaß. Für Eric Hellendhal war der Praxisanteil ein Grund, den Kurs überhaupt zu wählen.
Schülerinnen und Schüler schauen sich PV-Anlage an
Insgesamt haben sich 13 Schülerinnen und Schüler für das Fach entschieden und damit dafür gesorgt, dass der Kurs überhaupt zustande kam. In der neunten Klasse gebe es eine Auswahl von sechs verschiedenen Differenzierungsfächern, berichtet Kramer. Doch nur vier davon finden am Ende auch statt. Informatik und Bio/Sport seien immer sehr beliebt, so der Lehrer. Dass sein neuer Kurs es direkt im ersten Anlauf unter die vier beliebtesten geschafft hat, macht ihn stolz.
Kramers originäre Schulfächer sind Deutsch, Erdkunde und Geschichte. Die Inhalte der letzten beiden kann er auch im ReNa-Kurs gebrauchen. Außerdem fließen hier Politik, Biologie, Sozialwissenschaften und weitere Fächer ein. Und alles immer mit lokalem Bezug. So hat der Kurs bereits den Braunkohleabbau der 1950er- und 1960er-Jahre in Zülpich besprochen und will sich künftig auch mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Stadt befassen.
In den kommenden Monaten schauen sich die Jugendlichen die alte Photovoltaik-Anlage der Schule an. Dann soll es auch um technische Dinge gehen. Wie gewinnt man aus Sonnenlicht Strom? Und warum funktioniert die PV-Anlage der Schule nicht mehr? Die Anlage wieder in Betrieb zu nehmen, sagt Kramer, das wäre ein kleiner Traum.