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EnergiewendeZwischenstand bei Wärmeplanung: Nur wenige Wärmenetze in Zülpich möglich

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau dreht am Thermostat einer Heizung.

Klimaneutral heizen: Das ist das Ziel der kommunalen Wärmeplanung.

Bis zum Frühjahr soll die Wärmeplanung in Zülpich abgeschlossen sein. Zwischenergebnisse zeigen, dass Wasserstoff kaum eine Rolle spielt.

17,8 Tonnen CO₂ werden in der Stadt Zülpich jährlich pro Kopf emittiert – zehn Tonnen mehr als im deutschlandweiten Durchschnitt. So lautet ein Zwischenergebnis der Bestandsanalyse, die e-regio im Zuge der kommunalen Wärmeplanung vornimmt. Der aktuelle Stand wurde nun im Ausschuss für Stadtentwicklung, Tourismus und Demografie vorgestellt.

Der hohe CO₂-Pro-Kopf-Wert hänge vor allem mit der Industrie zusammen und könne sich mit Abschluss der Analyse auch noch verändern, berichtete Manuel Thom, Leiter des Teams Wärmewende. Insgesamt werden laut den vorliegenden Daten in Zülpich 1,323 Millionen Kilowattstunden Energie pro Jahr verbraucht. Knapp 80 Prozent davon für Wärme und Kälte.

Klimaneutralität bis 2045 ist das Ziel der Wärmeplanung in den Kommunen

Ziel der kommunalen Wärmeplanung ist es, einen Plan für die Wärmewende hin zur Klimaneutralität bis 2045 zu erstellen. Dafür will e-regio das Stadtgebiet in drei Kategorien einteilen: Wärmenetzgebiete, Wasserstoffnetzgebiete und Gebiete für dezentrale Wärmeversorgung. Diese Einteilung erfolgt laut Thom aufgrund von vier Kriterien: Kosteneffizienz, Realisierungsrisiko, Versorgungssicherheit und Treibhausgas-Emissionen.

Wer nun die Hoffnung hatte, dass bald ein Wärmenetz nach dem anderen gebaut oder in baldiger Zukunft nur noch mit Wasserstoff geheizt wird, der wurde bei Thoms Vortrag enttäuscht. Es wurde ziemlich deutlich, dass die Umstellung der Wärmeversorgung auf Klimaneutralität vor allem eins braucht: Zeit. „Bei einer realistischen Einschätzung für die Errichtung eines Wärmenetzes ist man bei einem Zeitraum von sehr optimistisch sechs Jahren, eher acht oder zehn“, betonte Thom auf Nachfrage. Und was die Potenziale von Wasserstoffnetzen angehe, da seien aktuell noch zu viele Fragezeichen.

In Zülpich wird hauptsächlich mit fossilen Energien geheizt

Die Zwischenergebnisse der Analysen, die Thom im Ausschuss vorstellte, zeigen, dass der Großteil der Stadt Zülpich am besten für dezentrale Wärmeversorgung geeignet ist. Also pro Haus eine eigene Heizung. So ist es auch heute schon, nur dass diese aktuell hauptsächlich mit fossilen Energieträgern betrieben werden: Von den rund 7000 Gebäuden mit Wohnraum werden 3740 mit Gas und knapp 2000 mit Heizöl beheizt. Das geht aus den Daten des Zensus 2022 hervor. Um in Sachen Wärmeversorgung klimaneutral zu werden, müsste sich das ändern.

Doch die Analyse sieht auch Potenzial für Wärmenetze. Diese seien vor allem da geeignet, wo es eine hohe Wärmeliniendichte gebe, also jeder verlegte Meter Wärmenetz mit vielen Abnehmern verbunden sei, so Thom, und sogenannte Ankerkunden vorhanden seien. Letzteres sind Einzelkunden mit hoher Nachfrage, wie beispielsweise Schulen.

Drei mögliche Standorte für Wärmenetze in Zülpich

Für die Stadt Zülpich weist die Analyse aktuell drei mögliche Standorte für Wärmenetze aus: nahe dem Schulcampus, im Gewerbegebiet und im Südwesten von Sinzenich. Die beiden Letztgenannten befinden sich in der Nähe der beiden Papierfabriken. Hier könnte man eventuell unvermeidbare Abwärme der Fabriken für die Wärmeversorgung nutzen, so Thom.

Die Ausschussmitglieder nahmen seine Ausführungen zur Kenntnis. Bernd Schierbaum von den Grünen fragte, warum das Areal rund um die Klinik Marienborn nicht auch für ein Wärmenetz infrage komme, das sei doch auch ein Ankerkunde. Thom betonte erneut, dass es sich bei den vorgestellten Ergebnissen nur um Zwischenfazite handele, und versprach den Hinweis zu Marienborn im Kopf zu behalten.

Fertig soll der Wärmeplan im Frühjahr 2025 sein. Grundsätzlich werde dieser aber nie abgeschlossen, sondern immer wieder neu evaluiert und angepasst, so Thom. Als nächster Schritt ist ein zweiter Akteursworkshop geplant, danach sollen mit der Kommune drei Fokusgebiete definiert und für diese fünf konkrete Maßnahmen identifiziert werden.


Nur wenige Wärmepumpen im Kreis Euskirchen

Der häufigste Energieträger zum Heizen in Wohngebäuden im Kreis Euskirchen ist Gas. Das geht aus den Daten des Zensus 2022 hervor. Demnach gibt es im Kreis rund 34.000 Gasheizungen. Auf Platz zwei folgt die Öl-Heizung (rund 19.000 Stück). Wobei diese in den ländlicheren Kommunen Blankenheim, Dahlem, Hellenthal und Nettersheim sowie Heimbach häufiger vorkommt als Gas.

Weit abgeschlagen folgen Solar- und Geothermie sowie Wärmepumpen: Knapp 4000 der Gebäude mit Wohnraum werden damit beheizt. Rund 3000 greifen auf Holz oder Holzpellets zurück, etwa 2500 Heizungen werden mit Strom betrieben (ohne Wärmepumpen) und knapp 1000 Gebäude mit Wohnraum mittels Fernwärme beheizt. Die seltensten Energieträger sind laut den Daten Kohle (103 Heizungen) und Biomasse (ohne Holz) oder Biogas (42).