Auf dem Zülpicher Friedhof sprießt das Unkraut. Friedhofsgärtner Markus Schleiermacher sagt: „Das ist politisch gewollt.“
Zu viel UnkrautZülpicher Gärtner wirft Stadt mangelhafte Friedhofspflege vor
Seit 42 Jahren ist Markus Schleimacher Friedhofsgärtner in Zülpich. Schon sein Vater und sein Großvater haben diese Arbeit gemacht. Etwa 250 Gräber pflegt er in Zülpich und Umgebung. Er mag seinen Job, aber seit ein paar Jahren wächst sein Unmut. „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass solche Zustände auf Zülpicher Friedhöfen herrschen“, macht er seinem Ärger Luft.
Der Grund: Das Unkraut mache sich auf dem stadteigenen Friedhof breit. Die Stadt Zülpich pflege den eigenen Friedhof nicht genug, so Schleiermachers Vorwurf.
Friedhofsgärtner hat nun viel mehr Arbeit
Tatsächlich wachsen auf vielen Wegen abseits des Hauptweges Gräser, Bodendecker und auch Disteln. Der ursprüngliche Kiesweg ist an manchen Stellen nur noch zu erahnen. Und auch auf unbelegten Grabflächen und zwischen den Gräbern sprießt an vielen Stellen das Unkraut.
Das Problem: Das Unkraut bleibt natürlich nicht nur auf den städtischen Flächen, sondern breitet sich auch auf die Gräber aus. Das wiederum bedeutet mehr Arbeit für Schleiermacher. „Wenn ich hier oben fertig bin, kann ich unten wieder anfangen“, sagt der Gärtnermeister.
Inzwischen habe er aufgrund der gestiegenen Pflegearbeiten schon eine Aushilfe eingestellt. Im vergangenen Jahr habe die Stadt noch eine Fremdfirma engagiert, dieses Jahr habe sich niemand um die Unkrautbeseitigung gekümmert. „Das wird jedes Jahr hoch drei schlimmer.“
Ackerdistel macht sich auf Zülpichs Friedhof breit
Eine für ihn besorgniserregende Entwicklung: „Die Ackerdistel ist hier. Das ist der Tod eines jeden Gärtners.“ Einmal aufgeblüht, verbreiteten sich die Samen auf dem ganzen Friedhof. Disteln könne man aber nur ausgraben. Das sei eine Heidenarbeit. Wenn eine Distel auf einem seiner Gräber wachse, müsse er die mit Spezialwerkzeug da raus holen, damit der Rest der Grabbepflanzung nicht zu sehr leiden müsse.
Und oft bleibe es nicht bei einer Distel. Jeder Gärtner wisse, um das Problem einzudämmen, müsse man den Disteln die Knospen abschneiden, bevor sie blühten, sagt Schleiermacher. Aber das geschehe nicht.
Zülpicher Friedhofsgärtner wirft der Stadt Gleichgültigkeit vor
Im vergangenen Jahr habe er sich mit dem Bürgermeister und dem Bauhof auf dem Friedhof getroffen, um über das Problem zu sprechen. „Ich kam mir vor, als rede ich gegen eine Wand“, beschreibt Schleiermacher das Treffen. Für ihn steht fest, der Zustand des Friedhofs ist „politisch so gewollt“.
Diesen Vorwurf weist Ottmar Voigt, Beigeordneter der Stadt Zülpich, entschieden zurück. „Das ist ja nicht ein Zülpicher Problem, sondern ein deutschlandweites“, sagt er auf Nachfrage dieser Zeitung. Dafür gebe es zwei Ursachen: das Glyphosat-Verbot und die veränderte Friedhofskultur.
Zu pflegende Flächen werden immer größer
Ohne den Unkrautvernichter komme man Löwenzahn, Disteln und Co. nicht mehr so gut bei, sagt Voigt. Hinzu komme, dass die zu pflegenden Flächen auf den Friedhöfen immer größer werden, weil Urnengräber und alternative Bestattungsmöglichkeiten wie Waldfriedhöfe immer beliebter seien.
Gleichzeitig müsse aber jeglicher Aufwand durch die Friedhofsgebühren finanziert werden. „Da können wir die Gebührenschraube nicht unendlich nach oben drehen“, so Voigt. Er habe Verständnis für Schleiermachers Unmut.
Die Stadt überlege immer wieder, wie man des Problems Herr werden könne. Im vergangenen Jahr ja auch mit Schleiermacher selbst. Die Vertreter der Stadt hätten dieses Treffen auch als sehr konstruktiv empfunden und seien irritiert über Schleiermachers Wahrnehmung.
Personal für Zülpicher Friedhof schwer zu finden
Eine Asphaltierung der Wege, wie es die Stadt Euskirchen an bestimmten Stellen gemacht hat, sei auch mehr Aufwand und würde vermutlich die Gebühren steigen lassen, so Voigt. Zumal es dann auch um Flächenversiegelung gehe, und das sei noch mal eine eigene Problematik.
In einigen Orten rund um Zülpich sei es mit 450-Euro-Kräften oder ehrenamtlichen Helfern gelungen, die Friedhöfe sauberer zu halten, berichtet Voigt weiter. Derzeit sei man auch auf der Suche nach einer 450-Euro-Kraft für den Zülpicher Friedhof, aber es sei nicht leicht, geeignetes Personal zu finden.