Die Eröffnung des Straßenkarnevals fand in der Römerstadt in diesem Jahr ohne die Möhnen statt, dafür mit ganz viel Wasser von oben.
Jecke BilderZülpicher machen es sich zur Eröffnung des Straßenkarnevals selber lustig
Ungeduldig schaut Ricarda Velliger aus Zülpich sich um. Es ist 11.11 Uhr. Die Zülpicherin wartet auf den Sturm des Rathauses durch die Möhnen. Doch auf dem Balkon, auf dem es in den Vorjahren lustig und wild zuging, herrscht Stille. Weit und breit ist keine der lustigen Marktfrauen zu sehen. Bürgermeister Ulf Hürtgen betritt als Fischer im gelben Regenmantel daher völlig ungestört die Bühne auf dem Innenhof des Rathauses.
Schon im vergangenen Jahr hatte die Obermöhn Marga Müller angekündigt, dass es für die Marktfrauen vorbei sei mit dem Zöllecher Rathaussturm. Weil es eben niemand mehr machen wollte. „Das ist wirklich schade“, kommentiert Ricarda Velliger. Aber das mache auch nichts. „Dann müssen wir es uns eben selbst lustig machen.“
Prinzessin Melanie I. singt auf der Bühne ihren Song
Es „sich selber lustig machen“ ist in diesem Jahr das Motto der Zülpicher. Mit guter Laune schunkelt eine Entengruppe unterm Dach, während ein Müllmann und ein Tausendfüßler im Regen tanzen.
Ein Höhepunkt ist für die Zülpicher erreicht, als Prinzessin Melanie I. (Mohr) von der KG Löstige Rut on Bleibächer Mülheim-Wichterich schwungvoll die Bühne erklimmt. Zu der Melodie von Gloria Gaynors „I will survive“ singt die Prinzessin ihren eigenen Song: „Prinzessin Mel, et Melanie, et is so jeck, et is so doll, et is so Karneval.“ Den umgedichteten Text kennen einige der Zülpicher Karnevalisten bereits, deswegen singen sie mit: „Dat jecke Jeschoss, wenn et da Ramazotti söff, jo dann jeht et loss.“
Und aus den Boxen in Zülpich dröhnte: „Es gibt nur Wasser...“
Neben der KG Löstige Rut on Bleibächer Mülheim-Wichterich heizt auch die Frauenberger KG Bleibach sowie die KG Schwerfe bliev Schwerfe den Zülpichern ein. Während am Würstchenstand das Wasser das Zeltdach schon bedrohlich eindrückt, laufen die als Piraten verkleideten Crazy Dancers aus Nemmenich ein. Im Regen tanzen die Frauen in ihren knappen Kleidern so, als bemerkten sie ihn nicht. „Es gibt nur Wasser, Wasser, Wasser überall“, dröhnt der Song der Band Santiano durch die Boxen.
Um halb eins tritt Ricarda Velliger aus dem Zeltunterschlupf hervor und prüft, ob der Regen vorbei ist. Sie nickt den Jecken unter den Zeltdächern zu, während sich der Innenhof füllt. Sie komme seit der Kindheit hierher, sagt Vellinger: „Ob Regen, ob Schnee, ob Sunnesching.“ Und das werde auch so bleiben. Ob mit Möhnen oder ohne. „Wer zu Hause bleibt, dem wird doch langweilig an Karneval.“