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Online-AbstimmungGewinnt Zülpicher den Deutschen Waldpreis? In Opas Garage fing alles an

Lesezeit 4 Minuten
Sven Bung steht mit einer Motorsäge in einer Firmenhalle, links neben ihm ein Firmenwagen mit der Aufschrift „www.vitaforst.de“

Der Zülpicher Forstunternehmer Sven Bung setzt mit seiner Firma auf Dienstleistungen in Handarbeit.

Vor 13 Jahren hat Sven Bung in einer Garage angefangen, nun leitet er in Zülpich eine Firma mit 97 Angestellten. Sein Ziel: Marktführer in Europa.

Der Zülpicher Forstunternehmer Sven Bung hat es ins Finale um den Deutschen Waldpreis geschafft. Am 4. Juli fällt in Berlin die Entscheidung. Aus seinem Ein-Mann-Unternehmen in Opas Garage ist ein Mittelständler mit Aufträgen aus ganz Deutschland und 97 Festangestellten geworden.

„Je weniger Fahrzeuge oder Maschinen hier stehen und lagern, umso besser“, sagt Sven Bung. Er ist 37 Jahre alt, wirkt jungenhaft in seiner Maschinen- und Fahrzeughalle am Ortseingang von Zülpich. Doch das täuscht.

Sven Bung aus Zülpich steht im Finale des „Deutschen Waldpreises“

„Vitaforst“ steht auf der Motorhaube eines Pritschenwagens – der Name des Unternehmens, das der Zülpicher während seines Studiums an der Fachhochschule Weihenstephan in Bayern 2011 gegründet hat. Nach seinem Master für „International Management of Forest Industries“ schloss er in Bern einen zweiten „Master of Life Science, Agriculture and Food Service“ an.

Fasziniert vom Wald ist Bung schon von Kindesbeinen an. Das war nach dem Wirtschaftsabitur am Thomas-Eßer-Berufskolleg in Euskirchen und dem Studium immer noch so. Daran schloss sich die Ausbildung in einem Forstbetrieb in Großhau im Hürtgenwald an. Danach ging er in die Selbstständigkeit.

Sein Geschäftsmodell: ein Unternehmen, das ausschließlich händisch zu erledigende Dienstleistungen für die Forstwirtschaft anbietet. Dazu gehören Aufforstungen, Kulturpflege, Verbiss-Schutz, Zaunbau und Holzernte. Zudem gründete er eine Firma für Dachbegrünungen.

Das Zülpicher Unternehmen hat Aufträge aus ganz Deutschland

Bung steht im kleinen Büroraum, in dem vier der 97 Festangestellten arbeiten. Er kooperiere aus Prinzip nicht mit Subunternehmern, weil er die Arbeitsqualität sichern wolle, wie er sagt. Der 37-Jährige deutet auf eine Glasvitrine: „Das da ist meine erste Motorsäge“. Schon daran, wie er sie in die Hand nimmt, ist zu erkennen, wie gut er sich mit dem Werkzeug auskennt.

Er startete tatsächlich in einer Garage – der seines Großvaters – mit einer Werkbank. „Und mein erster Angestellter war mein bester Freund, ein 420-Euro-Job“, erinnert sich Bung an die Anfangszeit vor 13 Jahren. Danach ging es Schlag auf Schlag. Noch während des Studiums machte er sich auf Kundensuche.

In Bad Münstereifel hatte Sven Bung seinen ersten Job

Den ersten Job hatte er in Bad Münstereifel. 13 Jahre später sei Vitaforst zum größten Anbieter seiner Art in Deutschland geworden, sagt Bung. Und das nur mit Jobs in Handarbeit im Wald – ohne große Harvester und Ähnlichem, allenfalls mit kleineren Maschinen.

Er schult seine Teams zwischen Bayerischen Alpen und Westfalen dabei direkt vor Ort: Auch per Smartphone werden dabei Lernvideos von deutschen Forstingenieuren gezeigt, von einer KI in die benötigte Landessprache der Vitaforst-Mitarbeitenden übersetzt, etwa ins Polnische oder Rumänische. „Das ist alles“, sagt Sven Bung.

2022 hat er mit seinem Unternehmen die jetzige Halle bezogen. Da war die 2015 angemietete Räumlichkeit nebenan schon zu klein geworden. Zu seinen Kunden gehören große Privatwaldbesitzer wie die Arenbergische Forstverwaltung oder die Haniel-Stiftung. Vitaforst wird zudem in Kommunalwäldern eingesetzt, in großem Stil auch nach der Flut im Juli 2021.

Bis zum 4. Juli kann noch online für Sven Bung abgestimmt werden

Aktuell hat ihm das Forstamt im rheinland-pfälzischen Gerolstein einen Auftrag zur Ausbringung von 750.000 Einheiten eines Verbiss-Schutzes für Jungtriebe erteilt, rund 500.000 sind es im Gebiet des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde. Auf 150 Hektar steht zudem Kulturpflege in einem Wald bei Koblenz an. Die Liste ließe sich fortsetzen. Über öffentliche Ausschreibungen oder Mund-zu-Mund-Propaganda kommt er an die Aufträge.

Pläne für die Zukunft hat Sven Bung natürlich auch: Er wolle Europas Marktführer seiner Art von Dienstleistungen im Bereich der Forstwirtschaft werden, sagt der Unternehmer. Zudem will er sein Unternehmen für Dachbegrünung weiterentwickeln.

Obwohl er in ganz Deutschland herumkommt, seiner Heimat bleibt der 37-Jährige treu. Er ist verheiratet, die Eheleute haben zwei Kinder und leben in Zülpich. Seine Hobbys? „Fastelovend!“, antwortet Bung ohne Zögern. Er sei in allen vier Zülpicher Karnevalsvereinen Mitglied, im Fanfarenkorps der Prinzengarde und dem Musikzug der Blauen Funken spielt er Trompete.

Am 4. Juli könnte er nun den Deutschen Waldpreis gewinnen. Sven Bung hat mit zwei Mitbewerbern aus Bayern das Finale in der Kategorie „Forstunternehmer des Jahres“ erreicht. Die Entscheidung wird bei einem Festakt in Berlin verkündet. Wer Bung unterstützen will, kann das noch bis zum 4. Juli online mit einem Voting tun.