Euskirchen im Heimat-CheckLeben in einer Stadt der kurzen Wege
- Euskirchen im Heimat-Check: Für unsere Serie haben wir eine Euskirchener Familie gefragt, was für sie persönlich gut und schlecht äuft in der Stadt.
Euskirchen – Nimmt man die Baugebiete als Maßstab, bleibt kein Zweifel: Als Wohnort ist Euskirchen attraktiv. Egal, ob in der Weißen Erde am Stadtwald, in Flamersheim, Stotzheim oder auch zwischen Kessenicher Straße und Erft am Rande der Kernstadt: Überall, wo die Stadt zuletzt neue Wohnflächen ausgewiesen hatte, waren die verfügbaren Grundstücke in der Regel im Nu vergriffen. So kommt es, dass Euskirchen zu den Kommunen gehört, die nicht schrumpfen, sondern wachsen.
Als Kreisstadt ist Euskirchen Versorgungs- und Dienstleistungszentrum für Zigtausende von Menschen. Was hat sie ihren Bewohnern noch zu bieten? Bei Familie Venker-Metarp gehen die Meinungen auseinander.
„Außer dem Kino-Center, das richtig gut ist, gibt es für uns nicht viel“, sagt Sohn Bengt (14), um dann nachzuschieben, dass die Sportvereine ja doch eine Reihe von Möglichkeiten böten, wenn es um die Freizeitgestaltung gehe. Er spielt beim Euskirchener TSC Badminton. Seine Geschwister – Zwillingsbruder Tim, Bastian (13) und Anna (16) – betreiben Leichtathletik im Team Voreifel.
Die Jugend kommt zu kurz
Dennoch: Bengt ist der Meinung, dass ältere Kinder und Jugendliche in Euskirchen alles in allem zu kurz kommen. „Mit Klamottenläden sieht es für uns schlecht aus“, sagt er. Seine Brüder und er vermissen auch ein Hallenbad mit Rutschen und anderen Attraktionen. Die Therme sei für die junge Generation uninteressant und das Waldfreibad eben nur im Sommer geöffnet. „Ein Kletterpark wäre gut oder eben ein Spaßbad“, sagt Tim.
Euskirchen: Vom Ackerstädtchen zum Mittelzentrum
Stadtrechte seit 1302
Euskirchen wurde 870 erstmals erwähnt, besitzt seit 1302 die Stadtrechte und ist seit 1827 Kreisstadt. Reste der Stadtmauer und drei Türme erinnern an die mittelalterliche Befestigungsanlage. Im 19. Jahrhundert hatte der Mauerring der Ausdehnung im Wege gestanden, die die aufstrebende Stadt dringend benötigte. So wurden das Gros der Mauer, vier Stadttore und vier Wehrtürme abgebrochen.
Tuchfabriken
Um 1900 beherrschten die Schornsteine der zahlreichen Tuchfabriken die Stadtsilhouette. Auch die Zuckerfabrik Pfeifer & Langen und die Westdeutschen Steinzeugwerke sorgten für Arbeitsplätze und trugen so zum wirtschaftlichen Aufschwung bei.
Aktive Dorfgemeinschaften
Mit der Gebietsreform 1969 wurden der Stadt Euskirchen und ihrem Vorort Kessenich 21 Ortschaften zugeordnet. Sie sind weitgehend ländlich geprägt, viele warten mit hübschen Ecken auf, viele auch mit aktiven Dorfgemeinschaften. In der Kernstadt entstand in den 70er-Jahren die Fußgängerzone, die seither Euskirchens Ruf als Einkaufsstadt festigt.
International bekannt
In den Industrie- und Gewerbegebieten, die zum Teil am Rand der Kernstadt, zum Teil in den Außenorten liegen, haben sich zahlreiche Betriebe angesiedelt, darunter international bekannte Firmen. (ejb)
Vor ein paar Jahren wäre das Euskirchen-Zeugnis der Geschwister wahrscheinlich viel besser ausgefallen: „Familien mit kleinen Kindern sind hier gut aufgehoben. Es ist ja noch gar nicht so lange her, da haben wir die Spielplätze häufig genutzt“, sagt Mutter Tanja (44) und nennt beispielhaft die Freizeitanlage Auelsburg.
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„Der Park in der Erftaue ist auch gut gelungen“, ergänzt Alfons Venker-Metarp, der wie seine Ehefrau bei der Bundeswehr beschäftigt ist. Mittlerweile jedoch seien die Kinder dem Spielplatz-Alter entwachsen. „Dann muss man sich eben ins Auto setzen, wenn man zum Minigolf oder in ein Hallenbad mit jugendgerechter Ausstattung will.“
Nahe an Rhein und Eifel
Grundsätzlich sehen der 50-Jährige und seine Frau Euskirchen positiver als ihre Söhne. „Wir leben in einer Stadt der kurzen Wege. Hier liegt fast alles, was man braucht, kompakt beieinander: Einkaufsmärkte, Schulen, Arztpraxen“, sagt Tanja Venker-Metarp. „Und die Lage zwischen Rheinschiene und Eifel ist auch ein großer Vorteil.“
„Man kann alles mit dem Rad erreichen. Überhaupt: Die Stadt ist fahrradfreundlich. Das kommt auch unseren Kindern zugute“, ergänzt ihr Mann, der seit 1997 in Euskirchen lebt. „Seither hat die Stadt sich an vielen Stellen zum Besseren verändert.“ Er verweist auf die schmucken Häuser, die auf dem früheren Gelände der Malzfabrik an der Münstereifeler Straße entstanden („Das war ein echter Schandfleck“), auf die Kunstmeilen Kölner Straße und Kommerner Straße oder auch auf die Baumaßnahmen zwischen Bahnhof und Fußgängerzone.
Allerdings, auch das betont er: „Echtes Flair hat Euskirchen nicht.“ Man müsse aber anerkennen, dass es immer wieder Bemühungen gebe, das Freizeitangebot zu verbessern: Beste Beispiele seien die Kulturnacht und das Kneipenmusikfestival Nightgroove.