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Expo-BewerbungWeltausstellung 2035 soll in Kölner Region kommen

Lesezeit 5 Minuten

Expo von oben: Blick auf das Gelände der Weltausstellung in Dubai

Köln – Die ganze Welt an einem Ort, auf rund 450 Hektar Fläche, in friedlichem Nebeneinander vereint – was gerade angesichts des Krieges in der Ukraine fast unwirklich erscheint, war bis zum 31. März dieses Jahres Realität.

In der Wüste westlich von Dubai nämlich, wo sich ab Oktober 2021 insgesamt 192 Länder der Welt zur (pandemiebedingt verschobenen) Weltausstellung Expo 2020 getroffen hatten. Immerhin rund 24 Millionen Menschen aus aller Welt besuchten die Expo in der Wüste; 2010 in Schanghai waren es gar 73 Millionen Besucherinnen und Besucher.

24,1 Millionen Besucher kamen zur Expo nach Dubai.

Das Treffen der Nationen hat Tradition. Bereits 1851 fand die erste Expo im damals eigens dafür errichteten, spektakulären Kristallpalast in London statt. Und die Tradition großer architektonischer Monumente als Symbol der Weltausstellungen sollte sich fortsetzen: So wurde etwa der Eiffelturm in Paris als monumentales Eingangsportal für die Expo 1889 errichtet, auch der Deutsche Pavillon in Barcelona (1929) oder das Atomium in Brüssel (1958) sind Ikonen der (Expo-)Architektur. Vergleichbare architektonische Höchstleistungen können die Weltausstellungen der jüngeren Vergangenheit nicht mehr aufweisen, in den letzten Jahrzehnten standen andere Dinge im Vordergrund, etwa die Nachhaltigkeit und die Wiederverwendbarkeit der Länderpavillons.

Friedliches Zusammenkommen der Nationen

Doch am Grundprinzip der Weltausstellung hat sich nichts geändert: Die Expo war von Anfang an ein Ort des friedlichen Zusammenkommens der Nationen. Und genau dazu könnte es demnächst auch im Rheinland kommen: Schon jetzt gibt es erste Pläne, die Expo im Jahr 2035 nach Köln und in die Region zu holen. Noch ist die Idee von einer Weltausstellung in Nordrhein-Westfalen zwar nicht mehr als eine Vision – doch hinter den Kulissen werden Möglichkeiten und Chancen einer solchen Bewerbung durchaus schon ausgelotet.

Der Deutsche Pavillon bei der – verschobenen – Expo 2020.

Für Thomas Schriefers, Architekt, Buchautor und Expo-Experte aus Köln, ist allein die Möglichkeit, eine Weltausstellung ins Rheinland zu holen, eine „unerhörte Chance“. „Minister und Staatschefs kommen heutzutage andauernd bei irgendwelchen Gipfeltreffen zusammen“, sagt Schriefers. „Eine Expo aber bringt die Zivilgesellschaft der Welt an einem Ort zusammen.“ Ein Treffen ganz normaler Menschen, bei dem man ganz real erleben könne, wie andere Länder, andere Nationen mit den aktuellen Herausforderungen umgehen: „Das öffnet neue Blicke, erweitert den eigenen Horizont und baut Brücken“, ist sich Thomas Schriefers sicher.

Expo 2025 im japanischen Osaka

Nach den Weltausstellungen in Mailand (2015) und Dubai (2021/22) wird die Expo 2025 im japanischen Osaka stattfinden. Da es für ein derartiges Großprojekt nicht nur die uneingeschränkte Bereitschaft von Bund, Land und Region braucht, sondern auch eine umfangreiche Bewerbung mit jahrelangem Vorlauf, wäre das Jahr 2035 der nächste mögliche Termin für eine Expo in Deutschland. 35 Jahre nach der letzten deutschen Weltausstellung in Hannover im Jahr 2000.

Wie werden Weltausstellungen vergeben?

Veranstalter aller Weltausstellungen seit 1931 ist das „Bureau International des Expositions“ (BIE) in Paris. Zurzeit sind dort 163 Staaten Mitglied. Es finanziert sich über Mitgliedsgebühren.

Die große Variante der Expo findet alle fünf Jahre statt, die letzte Expo in Dubai wurde pandemiebedingt auf 2021/22 verschoben, die nächste Weltausstellung wird 2025 im japanischen Osaka stattfinden.

Ein potenzieller Austragungsort kann sich frühestens neun Jahre vor dem Veranstaltungsjahr bewerben. Eine Bewerbung für 2035 müsste also bereits 2026 vorliegen. Die endgültige Entscheidung trifft das BIE per Mitgliederentscheid.

Immerhin war ein Stück Köln bei allen Expos der letzten Jahrzehnte mit dabei. Schließlich hat die Köln-Messe im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums bei den letzten neun Expos den Deutschen Pavillon betrieben, in Dubai waren es immerhin 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im Namen der Köln-Messe das Bild Deutschlands auf der Weltausstellung prägten. Und so steht auch Gerald Böse, der Chef der Köln-Messe, der Idee sehr positiv gegenüber: „Die Region Köln wäre dafür bestens geeignet“, sagt Böse. „Keiner der Expo-Standorte dieses Jahrtausends hatte ein solch wirtschaftsstarkes Einzugsgebiet zu bieten, noch dazu mitten in Europa mit besten Verbindungen nach Benelux, Frankreich, Italien, Großbritannien.“

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Zudem, so Böse weiter, lebe das Land Nordrhein-Westfalen den Strukturwandel. „Und es hat zu vielen Zukunftsthemen, beispielsweise rund um Energie, Smart Citys, Logistik und Mobilität, enorm viel beizutragen.“ So sieht es auch Thomas Schriefers: „Viele Probleme, die die Welt gerade beschäftigen, haben wir hier schon gehabt und bewältigt.“ Der Rhein etwa, dessen hochgradige Verschmutzung nur durch eine grenzübergreifende Anstrengung mit den Nachbarstaaten überwunden werden konnte. Auch die großflächige Konversion ausgedehnter Bergbau- und Tagebau-Regionen sei im Ruhrgebiet und im Rheinischen Braunkohlerevier in vollem Gange und könne als Modell für andere Regionen weltweit dienen.

Zu Gast in Dubai: OB Reker (r.) und Messechef Böse

Das Rheinische Revier, also die durch den Braunkohle-Tagebau geprägte Region westlich von Köln, ist denn auch als ein möglicher Standort für ein Expo-Gelände im Gespräch, nur dort wäre die erforderliche Fläche überhaupt zu realisieren. Köln mit seiner weltweiten Bekanntheit würde dem gesamten Projekt vor allem den Namen geben. Die positiven Effekte aber wären weit über das Rheinland hinaus zu spüren. „Die Infrastruktur der Region würde nachhaltig profitieren, so wie bei allen Expo-Standorten der vergangenen Jahre“, sagt Messe-Chef Böse.

Hoch attraktiver Standort

In Dubai etwa soll sich das Expo-Areal nicht nur in einen hoch attraktiven Standort für High-Tech-Firmen wandeln, hier sollen auch bis zu 30 000 neue Wohnungen entstehen – mit perfekter Anbindung durch neue Schnellbahnen und Straßen, die bereits zur Expo entstanden sind. Auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, der das Thema Köln und die Region sehr wichtig sei, unterstütze die Idee, die Region noch stärker ins Bewusstsein zu rücken und lote dafür bereits die Rahmenbedingungen aus, heißt es im Rathaus.

„Für Köln und die Region würde ein solches Projekt ganz viel bringen“, ist sich Thomas Schriefers sicher. „Immerhin würden die Zukunftsthemen der ganzen Welt hier behandelt werden – und sie gingen von hier aus wieder in die Welt.“