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Flut-KatastropheAlle 65 Talsperren in NRW sollen einem Stresstest unterzogen werden

Lesezeit 2 Minuten
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Der schwer beschädigte Damm der Steinbachtalsperre am 16. Juli, aufgenommen von einer Drohne der Feuerwehr Sankt Augustin

Düsseldorf – Das nordrhein-westfälische Umweltministerium spricht sich dafür aus, nach der Flut-Katastrophe im Juli alle 65 Talsperren in NRW einem Stresstest zu unterziehen. Entsprechende Forderungen von Experten, über die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet hatte, seien „nachvollziehbar“, sagte Ministeriumssprecher Christian Fronczak auf Anfrage.

„Im Zuge der aktuellen Ereignisse wird dies jetzt durch die zuständigen Aufsichtsbehörden geprüft werden“, so der Sprecher. Bei einem Stresstest müssten die Bewirtschaftungsstrategien der Anlagen neu berechnet und bewertet werden, hatte Professor Arnd Hartlieb von der Versuchsanstalt für Wasserbau und Wasserwirtschaft der TU München dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt.

Dabei gehe es vor allem um die Frage, ob Talsperren mit einer ausgewiesenen Hochwasserschutzfunktion angesichts der voraussichtlichen Zunahme von Starkregenereignissen zukünftig ganzjährig, also auch im Sommer, einen Sicherheitsspeicherraum für Regenwasser freihalten müssten und ob sie dafür die Kapazitäten hätten.

Talsperren auch Speicher für Trink- und Brauchwasser

Da die meisten NRW-Talsperren zugleich als Speicher die ausreichende Wasserversorgung in trockenen Sommern wie 2018-2020 garantieren und dafür normalerweise im Frühjahr möglichst voll gefahren werden, könnte ein solcher ganzjähriger Sicherheitspuffer möglicherweise zu Wassermangel in trockenen Jahren führen. Um beide Aufgaben - Hochwasserschutz und Schutz gegen Trockenheit - gleichzeitig zu erfüllen, könne als Ergebnis der Berechnungen auch die Erweiterung von Talsperren, Errichtung von zusätzlichen Regenrückhaltebecken oder sogar der Bau einer ganz neuen Talsperre nötig werden, hat Wasserfachmann Christoph Mudersbach von der Hochschule Bochum der Nachrichtenagentur dpa gesagt.

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Dabei denke er nicht an eine neue Großtalsperre für NRW, eher an kleinere Einheiten. „Effektiver Hochwasserschutz geht nur dezentral“, betonte der Experte. Das habe die Juli-Flut gezeigt, bei der nicht die großen Flüsse, sondern kleine Nebenflüsse in engen Tälern überflutet worden seien.

Im Juli waren mehrere Talsperren in NRW wie etwa die Bever- und die Wuppertalsperre übergelaufen. Die Steinbachtalsperre nahe Euskirchen geriet nach Rissen am Bauwerk sogar zeitweise in eine kritische Lage und drohte zu brechen.