BahnfahrenKöln-Pendler wenig erfreut über 9-Euro-Ticket – Kein Ansturm in der Region
Köln/Leverkusen/Overath/Brühl – Nach wochenlanger Vorbereitung ist es am Mittwoch endlich losgegangen: Erstmals können Bürgerinnen und Bürger seit Mitternacht mit ihren 9-Euro-Tickets den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzen. Im Juni, Juli und August können sie damit durch ganz Deutschland fahren.
Doch wie kommen die 9-Euro-Tickets eigentlich bei den Fahrgästen an? Hunderttausende hatten sich schon lange vor dem 1. Juni eines zugelegt. Doch Bahn-Experten fürchten deshalb überfüllte Züge und zahlreiche Verspätungen. Wir haben uns am Mittwochmorgen in der Region rund um Köln umgeschaut.
9-Euro-Ticket: Leverkusen-Köln-Pendler hat keine Lust auf volle Züge
Der große Ansturm auf den öffentlichen Nahverkehr ist am Mittwoch zumindest in Leverkusen ausgeblieben. Die Einschätzung der Redaktion: Es ist vielleicht ein bisschen mehr los, aber das ist kaum wahrnehmbar. Die Busfahrerin der Wupsi-Linie 204 vom Friedhof Reuschenberg in Küppersteg zur Manforter Stegerwaldstraße sagt, sie merke überhaupt keinen Unterschied.
Viele Reisende besitzen jedoch schon das 9-Euro-Ticket. Eine Frau hat sonst ein Jobticket, eine andere kauft üblicherweise ein Monatsticket für gut 100 Euro mehr. Sie, die weder Auto noch Führerschein besitzt, freut sich sehr über die vergünstigten Fahrten. Ein Leverkusen-Köln-Pendler hingegen gar nicht. Auch er ist Monatsticketkäufer – jetzt hat er „keine Lust, dass es voll wird und ich keinen Sitzplatz mehr bekomme“.
Mit dem 9-Euro-Ticket zum Shoppen nach Köln
Ähnlich ruhig ist es am Mittwochmorgen am Bahnhof in Overath. Während die Preise an den Tankstellen über Nacht um bis zu 40 Cent gefallen sind, ist der morgendliche Betrieb am Bahnhof Overath verhalten. „Sind immer noch viele im Homeoffice“, sagt ein Zugbegleiter. Markus Funke hingegen fährt heute nach mehr als 35 Jahren erstmals wieder Bahn, aber nicht mit 9-Euro-Ticket. „Ich hole eine Pritsche in Bayern ab, da habe ich ein normales Ticket gekauft. 102 Euro, dafür bin ich dann aber auch schon um 11 Uhr in München“, erzählt er.
Michaela Bujack aus Waldbröl ist heute das erste Mal seit langem mal wieder beruflich mit dem Zug unterwegs. Zu einem Termin in Düsseldorf. Das Ticket habe sie jedoch über ihren Arbeitgeber bekommen. „Aber nächsten Monat, wenn wir Urlaub haben, wollen wir auch ein 9-Euro-Ticket holen, um nach Köln zum Shoppen zu fahren. Das hat man ja dann schon bei einer Fahrt wieder raus“, sagt die Mitarbeiterin einer Krankenkasse. „Kommen Sie mal am Wochenende wieder, und gucken, wie viel Leute mit dem 9-Euro-Ticket in die andere Richtung zum Ausflug ins Bergische fahren“, rät der Zugbegleiter der Regionalbahn dem Reporter.
Fahrgäste fahren mit 9-Euro-Ticket von Brühl nach Erfurt und nach Würzburg
In Brühl trifft unsere Reporterin hingegen auf einen Mann, der sich besonders auf den Start des 9-Euro-Tickets freut. Reinhold Keller war schon früh am Morgen auf den Beinen. Denn der 76-jährige Brühler wollte zeitig mit der Regionalbahn nach Düsseldorf. Natürlich hatte er sich zuvor das 9-Euro-Ticket gekauft. „Das ist eine Supersache“, sagte er.
Demnächst wolle er mit dem Ticket auch seinen Bruder in Würzburg besuchen. „Dann geht es mit der Regionalbahn von hier aus erst einmal bis Mainz und dann schaue ich mal, wie weit ich komme“, berichtet er. Auch Touren ins Bergische hat er geplant. „Ich werde in den nächsten Wochen sicherlich öfter unterwegs sein.“ Begeistert ist auch Miratova Nigar. Auch sie war mit ihrer Tochter schon früh unterwegs. „Mit dem 9-Euro-Ticket geht es jetzt nach Erfurt“, sagte sie. Sie wolle Freunde besuchen. Die Fahrt wäre ihr ohne das günstige Ticket aber zu teuer. „Neun Euro, das ist super“, sagte sie.
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Dennoch war zwischen sieben und acht Uhr am Brühler Bahnhof aber nicht mehr Betrieb als sonst. Das jedenfalls meinte Gerd Heming aus Wesseling. Er habe ein Jobticket und fahre jeden Tag mit der Regionalbahn nach Köln zur Arbeit. Aber auch hält das 9-Euro-Ticket für eine gute Sache. „Wir Pendler bekommen das mehrgezahlte Geld für unsere Tickets ja zurückerstattet“, erklärte er. (red)