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Interview mit Kölns Sprinter Timon Dethloff„Ich will Europameister werden“

Lesezeit 4 Minuten
Timon Dethloff

Timon Dethloff (l.) sehnt seinen ersten internationalen Auftritt herbei. 

Köln – Er ist der einzige Kölner Starter und eine der wenigen deutschen Medaillenhoffnungen. Timon Dethloff (17) von den Cologne Athletics hat bei der U-18-EM in Jerusalem drei Starts über 110 Meter Hürden fest im Visier, nämlich den Vorlauf am Montag (17.10 Uhr) und tags darauf das Halbfinale (17 Uhr) und Finale (19.15 Uhr).

Herr Dethloff, am Montag beginnt Ihr erstes großes Abenteuer auf internationaler Bühne. Ist die Aufregung groß?

Es fühlt sich alles noch ziemlich surreal an. Meine Nominierung habe ich kaum gefeiert, vielmehr hingenommen. Spätestens wenn ich am Freitagabend in den Flieger steige, wird das Kribbeln einsetzen.

Mit Ihren 13,70 Sekunden in Regensburg waren Sie in diesem Jahr deutschlandweit das Maß aller Dinge in der U-18-Klasse. Können Sie es auch mit der internationalen Konkurrenz aufnehmen?

Ich werde mich nicht verstecken. Die Nummer eins der Meldeliste steht zwar bei 13,26 Sekunden, aber das schreckt mich nicht ab. Ich will mich an diese Zeiten heranpirschen und den deutschen U-18-Rekord (13,40 Sekunden, d. Red.) attackieren. Meine 13,70 Sekunden sind längst nicht das Limit.

Timon Dethloff 2

Timon Dethloff hat in dieser Saison viel Grund zur Freude.

Wie lautet Ihr konkretes Ziel?

Als Fünfter der Meldeliste will ich ins Finale vorstoßen, ganz klar. Eine Medaille wäre grundsätzlich ein toller Erfolg. Aber ich bin nicht der Typ, der sich mit einem dritten Rang zufriedengibt. Ich trete an, um Europameister zu werden.

Worauf wird es Ihrer Meinung nach ankommen?

Auf den Kopf. Im Rennen selbst darf man nicht über die Technik nachdenken, stattdessen muss man loslassen und einfach laufen. Alles, was ich mir im Training erarbeitet habe, ist längst in Fleisch und Blut übergegangen.

Zuletzt haben Sie in Walldorf Ihre Nervenstärke bewiesen.

Ja, der Druck war gewaltig. Ich hatte die Norm zwar längst in der Tasche, aber der DLV hat für die EM-Teilnahme grundsätzlich eine Top-Zwei-Platzierung gefordert. Mit dem Sieg habe ich den Sack zugemacht.

Mitte Juli steht mit den Deutschen U-18-Meisterschaften in Ulm das nächste Highlight an. Wird man Sie dort auch über die flache Strecke sehen?

Ich habe mich für die 100 Meter qualifiziert, aber der Zeitplan macht wohl nur einen Start über die Hürden möglich. Und da will ich meiner Favoritenrolle gerecht werden.

Wie lauten die Pläne für Ihr erstes U-20-Jahr?

Zunächst warten nicht zuletzt knapp acht Zentimeter höhere Hürden auf mich. Aber 2023 will ich rocken. Es könnte mein Jahr werden. Bei der U-20-EM in Rumänien will ich dabei sein, das Gleiche gilt für die U-20-WM ein Jahr später in Peru.

Ihr Vater Claus ist ein ehemaliger Weltklasse-Hammerwerfer. Wie oft hat er Ihnen von seinen beiden Olympia-Teilnahmen berichtet?

Ich bekomme immer Gänsehaut von seinen Erzählungen. 1996 in Atlanta war mein Papa der erste Athlet, der an den Start gehen durfte. Er hat die Spiele quasi eröffnet und alle haben ihm zugejubelt. Von solchen Momenten träumt wohl jeder Sportler.

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Haben Sie es selbst mal mit einer Wurfdisziplin versucht?

Ich habe nahezu alles ausprobiert. 2019 bin ich im Kugelstoßen Nordrheinmeister in der Halle geworden – und das, obwohl mir wegen meines straffen Zeitplans nur ein einziger Versuch vergönnt war. Ich habe den Titel sozusagen im Vorbeigehen geholt und dafür einige böse Blicke geerntet. Aber ich habe mich immer als Sprinter gesehen, wobei die Hürden eher Liebe auf den zweiten Blick waren.

Inwiefern?

Vor vier Jahren waren sie noch ein Graus für mich. Heute bin ich unserer Sportchefin und meiner Trainerin Vero Theill dankbar, dass sie hartnäckig geblieben ist. Sie hat mich quasi zu meinem Glück gezwungen. Mit den Erfolgen kam der Spaß. Heute liebe ich das Hürdenlaufen.

Welchen Anteil hat Ihre Trainerin an Ihrer Entwicklung?

Sie hat mich bereits 2016 trainiert, als ich noch für den ASV Köln gestartet bin. Sie ist sehr detailversessen und hat ein unglaubliches Auge für technische Feinjustierungen. Sie geht auf jeden Athleten individuell ein, das rechne ich ihr ganz hoch an. Dass ich in Jerusalem dabei bin, ist auch ihr Verdienst.