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Altstadt-UmbauWas mit Burscheids Hauptstraße passieren könnte

Lesezeit 4 Minuten
Blick auf die mittlere Hauptstraße in Burscheid.

Der mittlere Teil der Hauptstraße in Burscheid ist seit zwei Jahren umgestaltet. Was mit den angrenzenden Teilen geschieht, wird gerade diskutiert.

Die Planer wollen viel verändern. Karl-Ulrich Voss fragt sich, ob nicht weniger mehr wäre.

Ist das alles optimal? Karl-Ulrich Voss hat sich nach der vierten Bürgerbeteiligung wiederum eine Menge Gedanken gemacht zum Umbau der Burscheider Innenstadt. Diesmal kreist alles um die Hauptstraße und den westlichen Teil des Zentrums.

Dass sie ab der Stadtbücherei bis zum Beginn der Kirchenkurve verkehrsberuhigt und für den Durchgangsverkehr gesperrt werden soll, hält Voss für bedenklich. „Das Risiko ist sehr hoch, dass dies zum weiteren Austrocknen der unteren Hauptstraße beitragen wird“, schreibt der Kuckenberger. Erst recht, weil die Planer ihre Idee aufgegeben haben, den früheren Aldi-Standort nahe der Mittelstraße aufzuwerten. Das sei „offenbar nicht realistisch“ interpretiert Voss, bis 2021 Vorsitzender des Geschichtsvereins, diese Änderung.

Autos raus ist eine fragwürdige Lösung für Burscheid

Auch ohne den nordwestlichen Teil der Hauptstraße für Autos zu sperren, sei für andere Verkehrsteilnehmer einiges zu erreichen, glaubt Voss. Auf der Außenseite der Kirchenkurve könne ein Radweg für die Gegenrichtung eingerichtet werden. Auch die Planer aus dem Büro ASS wollen Radfahrern das Leben dort erleichtern.

Außerdem sollten sich die Planer ansehen, wie die Radverbindung zu einem zusammenhängenden Radwegenetz in Burscheid beitragen kann. Voss sieht hier noch viel Stückwerk; auch die Anschlüsse an der Kreuzung mit der Mittelstraße und der oberen Einmündung in die Höhe-, beziehungsweise Bürgermeister-Schmidt-Straße sollten betrachtet werden: „Insellösungen machen hier keinerlei Sinn.“ Womöglich störten rund um die enge Hauptstraße auch Straßenlaternen – Abhilfe sieht Voss in der „traditionellen“ Montage an Hauswänden.

Die Einbahn umdrehen

Sinnvoller als eine Verbannung der Autos findet Voss, die Fahrtrichtung der Einbahn in der oberen Hauptstraße umzukehren. Eine Zufahrt aus Richtung Höhe- / Bürgermeister-Schmidt-Straße hätte eine deutlich stärker „einladende“ Wirkung auf den Durchgangsverkehr als die eher anonyme und versteckte Anbindung über die Stichstraße Am Markt, findet er. Außerdem ließen sich so Konflikte zwischen ein- und ausparkenden Autos und dem dort derzeit in Gegenrichtung laufenden Fahrradverkehr „deutlich vermindern“, glaubt Voss. In der mittleren Hauptstraße wäre zu überlegen, die Parkplätze einheitlich auf die Außenseite der dort gebogenen Straße zu legen. Das mache die Situation dort, in Höhe der Buchhandlung Hentschel, für Radler übersichtlicher.

Überhaupt sei an vielen Stellen nicht klar, ob jeweils Autos oder Fahrräder Vorfahrt gewähren müssten. Die Lösung könnte sein, die gesamte Hauptstraße zur Fahrradstraße umzuwidmen. Für Burscheid wäre das ein Novum.

Der Markt sollte bleiben, wie er ist

Auch am Marktplatz würde Voss weniger verändern. Die Parkplätze dort sollten „soweit möglich erhalten bleiben“. Parkhäuser an der Friedrich-Goetze- oder der Montanusstraße sind aus seiner Sicht keine Lösung. Sie würden in jedem Fall kostenpflichtig. „Damit würde Burscheid ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal aufgeben und gerade auch ein Stück gelebter Barrierefreiheit für Ältere und Gehbehinderte.“

Der Marktplatz in Burscheid

Wie soll der Marktplatz aussehen? Auch darüber gibt es unterschiedliche Vorstellungen.

Ein Fragezeichen macht Voss an die neue Idee einer geschlossenen Bebauung von der Mittelstraße bis zur Straße „Am Markt“. Er glaubt aber, dass dem Klima in der Innenstadt mit einer Frischluftschneise besser gedient ist. Dafür müsste die Stadt darauf verzichten, ihr derzeit als Parkplatz genutztes Grundstück neben dem Eckhaus an der Kreuzung Friedrich-Goetze- / Mittelstraße zu bebauen. Dort sei sie immerhin Herr des Verfahrens.

Viel zu wenige Bäume im Plan

Für Voss steht zudem außer Frage, dass die Altstadt mehr und größere Bäume braucht. Im Burscheider Hitzeaktionsplan sei der Bereich schließlich als Hotspot ausgewiesen. In der bei der Bürgerbeteiligung am Donnerstag voriger Woche vorgelegten Präsentation sei eine konsequente Begrünung jedenfalls „für mich noch nicht zu erkennen“. Im Gegenteil: Bäume, die heute zur sommerlichen Abschattung der südwestlichen Fronten der Stadtbücherei und des „Kramer-Hauses“ unverzichtbar seien, tauchten im Umbauplan nicht mehr auf. Das diene vielleicht einer Vergrößerung des Marktplatzes, „ist aber in einer sich weiter erwärmenden Umwelt überhaupt nicht funktional“, urteilt der Kuckenberger.

Mit Blick auf den Klimawandel wünscht sich Voss außerdem, das Burscheider Fassadenprogramm weiterzudenken und zu einem „Dächerprogramm“ zu machen. So könnten die teils sehr alten Bauten in der Innenstadt gegen Hitze ertüchtigt werden.

Mehr Phantasie wünscht sich Voss schließlich bei der Entwicklung des Besatzes mit Läden und Gewerbe. Das Vorhandene nur zu stützen und zu stärken „erscheint mir als ein deutlich zu geringer, höchstens konservativer Anspruch“. Im Vergleich zur nun gestärkten Burscheider „Oberstadt“ sei das auf Dauer sogar ein Rückschritt. So könne die Altstadt nicht aufholen.