AutomobilbrancheAdient streicht zahlreiche Stellen
- Adient streicht deutschlandweit 371 Stellen, in Burscheids Europazentrale solllen es 162 sein
- Die IG Metall kritisiert den Zeitpunkt der Sommerferien und vermutet, dass Bilanzen bereinigt werden sollen
Burscheid – Bei Adient (Vormals Johnson Controls) in Burscheid sollen massiv Stellen gestrichen werden.
Auch Corona als Grund
Wie die Unternehmensleitung des Automobilzulieferers mit der Europazentrale an der Industriestraße gestern mitteilte, ist vorgesehen,162 Stellen zu kürzen. Grund seien die „globalen makroökonomischen Faktoren sowie die Covid-19-Krise.“
Mittel- bis langfristig führe das zur geringeren Auslastung im gesamten Entwicklungs- und Verwaltungsbereich. Am Standort Burscheid gibt es derzeit 914 Stellen, wie Unternehmenssprecherin Claudia Steinhoff erklärte. Für den erst 2018 gewählten Betriebsrat beginnt nach bereits 60 gestrichenen Jobs im vergangenen Jahr nun die Feuertaufe.
IG Metall holt Anwälte mit ins Boot
Wie Paul Hecker von der IG Metall für Köln und Leverkusen erklärt, werde man ihn eng begleiten und Anwälte mit ins Boot holen. Adient gab in seinem Statement an, dass bereits gestern die erste Gespräche und Beratungen mit den Arbeitnehmervertretern und Wirtschaftsausschüssen aufgenommen wurden. Über Sozialpläne werde man Wochen und Monate sprechen, hieß es aus der Unternehmenskommunikation.
Keine Kündigung während der Kurzarbeitszeit
Doch laut IG Metall steht jetzt erst einmal die Prüfung der Wirtschaftszahlen durch den Betriebsrat auf dem Plan. Solange Kurzarbeit an der Industriestraße angesagt sei, seien betriebsbedingte Kündigungen rechtlich ausgeschlossen.
Adient ist global führender Anbieter von Automobilsitzen mit weltweit 81 000 Mitarbeitern in 220 Produktions- und Montagewerken in 34 Ländern. In der 43 000 Mitarbeiter zählenden Region EMEA (Europa, Mittlerere losten, Afrika) sollen nun insgesamt 510 Stellen gestrichen werden. Als deutsche Standorte sind neben Burscheid noch Solingen und Kaiserslautern mit insgesamt 371 geplanten Stellenkürzungen betroffen.
Adient will wieder wettbewerbsfähig werden
„Wir bedauern die derzeitige Entwicklung auf dem Markt sehr und fühlen uns verpflichtet, diese Anpassungsmaßnahmen so sozialverträglich wie möglich umzusetzen und unserer Mitarbeiter in diesen schwierigen Zeiten verantwortungsvoll zu unterstützen“, erklärte Michael Berthelin, Vizepräsident Adient EMEA. Ziel sei es, die aktuelle Situation „so schnell wie möglich proaktiv anzugehen, unsere Kostenbasis zu verbessern und unsere Wettbewerbsfähigkeit in unseren Geschäftsbereichen wiederherzustellen.“
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Für Hecker hat das Ganze einen Beigeschmack: Das US-Geschäftsjahr 2019/20 ende im September. Womöglich wolle das Unternehmen die Bilanzen bereinigen. Zwar sei die Branche gebeutelt. So schnelle, harte Schnitte in den Entwicklungsabteilungen seien aber fragwürdig.