Bauvorhaben in KleinösinghausenDer Dorfcharakter wird zerstört
- Im Burscheider Ortsteil sollen mehrgeschossige Doppelhäuser gebaut werden.
- Bagger haben auf dem Gelände des ehemaligen Bauernhofes Thalermann bereits alles abgerissen.
- Die Anwohner fürchten jetzt sowohl um das Idyll im Ort als auch um ihre Privatsphäre.
Burscheid-Hilgen – Das Geräusch von trappelnden Pferdehufen auf Asphalt ist den Bewohnern von Kleinösinghausen vertraut. Auch die Gänse schnatterten und schimpften einst auf dem Bauernhof Thalermann. Doch Bagger haben dort nun alles abgerissen und dem Erdboden gleichgemacht. Container und Schotter werden durch einen Bauzaun abgeriegelt. Fünf Einzelhäuser mit je zwei Wohneinheiten sollen hier entstehen, die Versiegelung wird zunehmen, die Bevölkerungsdichte wachsen – all das, was angesichts niedriger Zinsen und ungebremster Baufreude überall im Land geschieht.
Eindeutige Satzung von 1994
Das beißt sich am Beispiel Kleinösinghausen allerdings mit den Bewertungen, die Burscheids ehemaliger Planungsamtsleiter Harald Bretschneider vor 26 Jahren in die Satzung schrieb: „Die dörfliche Struktur von Kleinösinghausen ist erkennbar durch die Größe, die Gestaltung und die Stellung der teilweise sehr alten Gebäude.“ Ziel und Zweck der 1994 erstellten Satzung war es, die Grenzen für den im Zusammenhang bebauten Ortsteil Kleinösinghausen festzulegen.
Der Bauernhof lag im Innenbereich, das gilt für die neuen Doppelhäuser, für welche dem Kreis die Bauanträge vorliegen, auch. „Die planungsrechtliche Grundlage wird anhand von Paragraf 34 des Baugesetzbuches geprüft, da kein Bebauungsplan existiert“, erklär Nina Eckardt von der Kreisverwaltung. Und weiter: „Bebauungspläne werden von der jeweiligen Kommune, hier der Stadt Burscheid, aufgestellt. Die Entscheidung, ob eine Bauleitplanung durchgeführt wird, liegt somit bei der Stadt.“
Zwei Geschosse sind zu viel
Die Anwohner der Häuser am Veilchenweg finden, dass die Stadt Burscheid in diesem Fall unbedingt einen Bebauungsplan hätte erstellen müssen, damit nicht – wie jetzt geplant – die Geschossigkeit so stark von ihren Häusern abweicht. Zwei Etagen und ein ausgebautes Dach sollen die Neubauten erhalten, die Zuwegung erfolgt direkt an der Grundstücksgrenze und, dass man ihnen auf ihre künftig verschatteten Gärten und Terrassen schauen kann, befürchten die Anwohner des Veilchenwegs nicht ganz zu unrecht. „Die gucken dann auf unsere Teller, während uns der Blick verbaut wird. Es gibt nicht einmal Durchblicke, alles ist wie in einer Blockbebauung und der Dorfcharakter wird zerstört“, sagt eine Nachbarin. Sie plädiere für anderthalb Geschosse und eine aufgelockerte Bauweise und weniger Wohneinheiten.
Infrastrukturelle Probleme
Denn auch die Infrastruktur sei nicht auf den Zuzug von schätzungsweise 30 Personeneingerichtet. Es gibt Kleingewerbe mit einem Massage und Nagelstudio und die gut 60 Einwohner Kleinösinghausens stoßen auf der holprigen Straße an Kapazitätsgrenzen. Die Untere Wasserbehörde schaut außerdem kritisch auf Entwässerungsplanung. Der Kreis hat im Fall Kleinösinghausen den Überflutungsnachweis gefordert. „Die Entwässerungsplanung muss dann entsprechend zur Antragsstellung erfolgen. Dies ist bisher noch nicht erfolgt“, sagt Eckardt.
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