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Gutshof LindeIst ein Giebel mit aufgemaltem Fachwerk ein Denkmal für Burscheid?

Lesezeit 2 Minuten
Blick auf den alten Gutshof Linde in Burscheid

Das Fachwerk am Stall ist aufgemalt, im Wohnhaus sind nur wenige Teile alt. Ist der Gutshof Linde trotzdem ein Denkmal?

Julian Luchtenberg, der sein Autohaus verlegen will, hat einen Bauhistoriker eingeschaltet.

Aufgemaltes Fachwerk, nachgebauter Bergischer Stil: Ist der Gutshof Linde ein Denkmal? Die Debatte darum hat jetzt neue Nahrung erhalten. Denn Julian Luchtenberg, der das Grundstück übernommen hat, um sein Autohaus aus der Burscheider Innenstadt in das erweiterte Gewerbegebiet Linde / Irlen zu verlegen, hat ein Gutachten bestellt. Und das Urteil des Kölner Architekten und Bauhistorikers Ekkehard Kandler fällt gemischt aus. Insgesamt ist für Kandler „ein Denkmalwert der Hofanlage nicht erkennbar“. Wobei das letzte Wort natürlich die Fachbehörden hätten, schränkt Kandler ein.

„Erhaltenswert“ sei allenfalls das Wohnhaus – „aufgrund der relativ guten Bausubstanz“, so der Kölner Architekt. Das Stallgebäude mit dem großen Giebel, das direkt an der Erschließungsstraße des Gewerbegebiets liegt, war zwar mal als repräsentatives, geradezu kathedralenhafter Bau geplant. Auch das Fachwerk sei „handwerklich gekonnt“ ausgeführt, so Kandler.

„Kulissenarchitektur“ ergibt ein falsches Bild

Aber: Diverse Umbauten nach seiner Errichtung im Jahr 1936 hätten den bauhistorischen Wert sehr geschmälert, hat Kandler nach zwei Besichtigungen festgestellt. Vom östlichen Schaugiebel sei leider nichts erhalten. Die aufwendige Fachwerk-Konstruktion ist durch Beton ersetzt und verputzt worden. „Hierauf wurde ein Pseudo-Fachwerk aufgemalt“, schreibt der Bauhistoriker in seinem Gutachten. Übrig bleibe „Kulissenarchitektur“, die nur aus der Ferne wertvoll wirke. Ein Denkmal sei das nicht.

Genauso wenig wie der angebaute Scheunentrakt. Dort gebe es zwar noch Fachwerk, aber im Innern sei die Struktur komplett verändert worden. Das zeigen auch Fotos aus dem Innern.

Nur alte Teile, aber kein altes Gebäude

Bleibt das Wohnhaus, ebenfalls von 1936. Das sei von vornherein als Nachahmung eines typischen Bergischen Fachwerkbaus konzipiert gewesen. Schließlich ist es ebenfalls mindestens 100 Jahre jünger als seine historischen Vorbilder. Dass in dem Haus hier und da altes Material verwendet wurde, führe in die Irre. Das gelte insbesondere für die zweiteilige, mit Schnitzereien verzierte Eingangstür. Auch ein Teil des Treppengeländers sei schon mal in einem älteren Haus eingebaut gewesen, so Kandler.

Die ursprüngliche Struktur der Räume sei aber nicht mehr erhalten; in den Zimmern sei „ansonsten ausschließlich der Charme der 1980er Jahre präsent“, hat Kandler unter ein Foto in seinem Gutachten geschrieben. Die noch gute Bausubstanz sei das einzige, was für einen Erhalt des nachgebauten Fachwerkhauses spreche, findet der Bauhistoriker.

Was ihn ebenfalls am Denkmalwert des alten Gutshofes Linde zweifeln lässt, ist die Nachbarschaft. Gegenüber stehen lauter moderne Gewerbebauten. „Hier wurden bereits Tatsachen geschaffen.“

Am Dienstag, 24. September, wird weiter über den Denkmalwert des alten Gutshofes Linde diskutiert. Der Neubauplan von Juian Luchtenberg steht auf der Tagesordnung des Burscheider Stadtentwicklungsausschusses.