Eine Kriegsgedenkstätte auf dem Burscheider Friedhof ist über die Jahre in Vergessenheit geraten.
Auf dem FriedhofVergessenes Burscheider Denkmal gerät in den Fokus
Am entlegensten Ort des Burscheider Friedhofs, ganz unten, in einer Reihe, in der sich kaum noch Gräber befinden, steht ein Denkmal. Ein wichtiges Denkmal. Ein Obelisk soll an die 44 sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter erinnern, die in Burscheid gestorben sind – darunter Männer, Frauen, Kinder und Säuglinge. Problematisch war in den vergangenen Jahrzehnten allerdings, dass das Denkmal bei den meisten in Vergessenheit geraten war und so nicht mehr seine Funktion, die Erinnerung aufrechtzuerhalten, erfüllte.
Der Bergische Geschichtsverein sah deshalb die Aufgabe, Bewusstsein für das Denkmal zu schaffen, in seiner Verantwortung. „Geschichte lebhaft zu halten, ist unsere Aufgabe. Die Menschen sollen wissen, wo ihre Wurzeln liegen“, findet der Vorsitzende Axel Riemscheid. Aus diesem Grund plante der Geschichtsverein, das Denkmal am Eingang des Friedhofs auszuschildern und einen QR-Code anzubringen, um die Burscheiderinnen und Burscheider über den Hintergrund des Denkmals informieren zu können. Bisher war nämlich die einzige Information, die sich am Obelisken fand: „Hier ruhen 44 sowjetische Bürger, gestorben in faschistischer Gefangenschaft.“ Das war dem Geschichtsverein zu wenig. „Wir wollten selbst mehr über die Gedenkstätte wissen“, sagt Sabine Rusch-Witthohn aus dem Bergischen Geschichtsverein.
Allerdings waren sich die Vereinsmitglieder schnell einig: Die Tafel mit dem QR-Code am Obelisken anzubringen, sei unpassend. Deswegen entschied sich Axel Riemscheid dazu, eine Bank zu spenden. Auf der könne man dann ganz entspannt sitzen, das Denkmal betrachten und sich die Informationen durchlesen, sagt er. Die Bank samt Tafel mit dem Code weihten Stadt und Geschichtsverein am vergangenen Donnerstag ein.
Riemscheid kennt auch die Hintergründe zur Entstehung der Gedenkstätte. „Der Stadtkommandant hat damals – unmittelbar nach Kriegsende 1945 – angeordnet, dass die 44 Menschen mit einem ehrenden Mal bedacht werden“, erklärt Riemscheid. Die Stadtverwaltung habe damals einen abgelegenen Ort für das Denkmal gewählt, immerhin habe sie nichts mehr damit zu tun haben wollen. „Der Ort war Ausdruck des schlechten Gewissens“, so Riemscheid.
Auch noch Jahre später sorgte die Gedenkstätte für Diskussion in der Stadtpolitik, denn es war unklar, wer das Grab pflegen würde. Vor drei Jahrzehnten nahmen sich schließlich die CDU-Frauen der Pflege an. Diese ist nämlich vor allem symbolisch bedeutsam, wie Riemscheid erklärt. „Sich um das Grab zu kümmern, ist ein Zeichen, zu den Schandtaten zu stehen, die damals begangen wurden“, sagt der Vorsitzende.
Aufklärung gehört ebenfalls dazu und in Bezug auf die Burscheider Vergangenenheit hat der Geschichtsverein mit diesem Projekt einen weiteren Schritt in diese Richtung getan. Bürgermeister Dirk Runge zeigt sich begeistert und lobte den Einsatz von Riemscheid als „bemerkenswert“. Alle Beteiligten hoffen nun, dass sich der Arbeits- und finanzielle Aufwand gelohnt hat und die Gedenkstätte am Ende des Burscheider Friedhofs von der Vergessenheit in den Fokus der Menschen geholt wird.