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UnterbringungWarum die Flüchtlingssituation Burscheids Bürgermeister Sorgen bereitet

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Außenansicht der Hans-Hoersch-Halle in Burscheid.

Die Hans-Hoersch-Halle soll möglichst nicht wieder Notunterkunft für Geflüchtete werden.

Dirk Runge will vermeiden, dass die Hans-Hoersch-Halle noch einmal belegt wird. Ob das gelingt, hat er nicht in der Hand.

Im November „stand es auf Messers Schneide“, erinnert sich der Bürgermeister. Nur, weil die Bezirksregierung einen kurzen Zuweisungsstopp gewährte, konnte vermieden werden, dass die Hans-Hoersch-Halle nach 2016 noch einmal zur Unterkunft für Geflüchtete umfunktioniert wird. „Wir hatten weniger als zehn Betten zur Verfügung“, berichtete Dirk Runge jetzt in seiner Jahresbilanz. Inzwischen habe sich die Lage leicht entspannt, derzeit hat Burscheid Platz für 20 Zuwanderer. Und für den Januar erwartet der Bürgermeister die Unterschrift unter einen Vertrag für ein weiteres Gebäude, in dem Geflüchtete auf Zeit untergebracht werden können.

Allerdings sei es überaus schwierig geworden, Immobilien zu finden, um sie mit Geflüchteten zu belegen, so Runge. Aus demselben Grund müssten Zuwanderer länger als eigentlich notwendig in Gemeinschaftsunterkünften bleiben. „Viele könnten in eine eigene Wohnung ziehen – aber es gibt keine.“

Ohne Catering und Sicherheitsdienst geht es nicht

Die Hans-Hoersch-Halle würde der Bürgermeister nur sehr ungern den Sportvereinen und Kulturveranstaltern entziehen, betont er im Rathaus. Sollte daran kein Weg vorbeiführen, müsste ihr Innenraum wieder in Bereiche mit sechs bis acht Betten unterteilt werden. Nur mit einem Verpflegungsservice ließe sich ein akzeptables Leben für die Bewohner realisieren, ergänzt Runge. Und wegen der Montanus-Grundschule gleich nebenan müsste auch ein Sicherheitsdienst organisiert werden. Das sind die Vorgaben.

Durch provisorische Holzwände abgetrennte Bereeiche in der Hans-Hoersch-Halle.

So sah es in der Hans-Hoersch-Halle im Herbst 2015 aus, nachdem sie zur Erstunterkunft umgebaut worden war.

Die Zuweisung aus Einrichtungen des Landes bleibe für Burscheid eine große Herausforderung. Deshalb wurde in der Stadtverwaltung eine Einsatzgruppe gebildet, die „wöchentlich getagt hat“, so Runge. Froh ist der Bürgermeister, dass im Oktober die lange Zeit nicht besetzte Stelle der Flüchtlingshilfe wiederbesetzt werden konnte. Das sei in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk gelungen. „Auch an dieser Stelle ist der Fachkräftemangel leider deutlich zu spüren“, erklärt der Bürgermeister.

Es sei aber nicht der einzige Bereich. Als Leiter einer eher kleinen Stadtverwaltung – einschließlich der Technischen Werke Burscheid hat sie rund 160 Beschäftigte – erkennt Runge Konkurrenz mit größeren Städten. Das führe „zu viel mehr Fluktuation als früher“. Die über Jahrzehnte geltende Regel, dass man sein Berufsleben in einer Verwaltung verbringe „gilt nicht mehr“. Umso wichtiger sei die Ausbildung im Haus. Zwei Stellen sind besetzt, sagt Burscheids Bürgermeister.