In „Burscheid im Wunderland“ ist so allerhand möglich. Das musste am Donnerstag auch der Bürgermeister erfahren.
RathaussturmBurscheider Weiber schicken Runge in die Karnevalspause

Da war Bürgermeister Dirk Runge den Rathausschlüssel los: Die jecken Burscheider Wiever haben die Macht übernommen.
Copyright: Peter Seidel
Dirk Runge wand sich wortreich vor dem Eingang der alljährlich zum Rathaus erklärten Schützenhalle. Gewandet im Kostüm des verrückten Hutmachers aus Alice im Wunderland, verwies er vor den jecken Burscheiderinnen, die ihm auf der Treppe gegenüberstanden, auf den anspruchsvollen Job an der Verwaltungsspitze – „Für alle und alles immer parat, und zwar 24/7, da muss man sein Rathaus schon wirklich lieben“ – und verlangte das Ausfüllen eines Schlüssel-Rausrück-Antragsformulars, Bearbeitungsgebühr und Übergabeprotokoll.

Keine Chance für den Bürgermeister gegen die jecken Burscheiderinnen.
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Doch das beeindruckte die Frauen nicht im Geringsten. Runge solle sich mal locker machen, so die Karnevalistinnen: „Gib dir 'n Ruck und komm’ mit uns feiern!“ Und das wirkte am Ende. Runge rückte unter dem Jubel der jecken Wiever den Schlüssel raus und verteilte anschließend Kölsch unter den Eroberinnen des Schützenhallen-Rathauses.
Von da ab verlagerte sich das Geschehen beim Rathaussturm ins Innere der Schützenhalle. Die hatte Angelika Wehner gemeinsam mit Renate Dahlhäuser und Julia von Tongelen wie schon seit vielen Jahren aufwändig dekoriert. Fast mannsgroße bunte Clownsfiguren zierten die Wände der Halle, Figuren und Tiere aus Alice im Wunderland und an einer Seite des Saals prangte das Motto des Karnevals in der Stadt: „Burscheid im Wunderland“. Dass sie das Jahr für Jahr mache, das habe sich so ergeben, so Wehner.

Bützchen für Angelika Wehner: Bürgermeister Dirk Runge bedankt sich für die bunte Dekoration der Schützenhalle.
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Als vor 17 Jahren der Rathaussturm erstmals in der Schützenhalle stieg, sei diese zwar auch dekoriert gewesen. Aber nur mit ein paar Girlanden und Luftballons. „Ich hab’ gesagt: Das sieht ja aus wie in einer Tiefgarage hier“, so Wehner. Und irgendwann in einem der nächsten Jahre habe sie die Dekoration übernommen. „Ich bastele das ganze Jahr über.“ Und das soll auch so weitergehen: „Ich hab’ die Lust noch nicht verloren.“ Das gilt auch für Renate Dahlhäuser. Gefragt, warum sie jedes Jahr wieder in die Schützenhalle zum Feiern komme, gab sie zurück: „Weil Burscheid geil ist!“ Für ihren Einsatz im und für den Burscheider Fastelovend bedankte sich Runge bei Angelika Wehner noch vor Beginn des Rathaussturms mit Bützchen.

Die Minions aus dem Amt für Stadtentwicklungsplanung.
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In der Schützenhalle begann das Fest dann im Dreivierteltakt. Der Remscheider DJ Muckel alias Uwe Lipke legte einige langsamere Karnevalsklassiker auf und animierte die peu à peu zahlreicher werdende Karnevalistengemeinde zum Schunkeln. Pressesprecherin Ann-Kathrin Gusowski, ehemals Tänzerin beim TSV Rhein-Wupper in Leichlingen, legte ein paar erste Tanzschritte hin. Neben ihr bewegten sich eine Gruppe blau-gelbe Minions aus dem Amt für Stadtentwicklungsplanung im Takt. Minion Svenja Mühlsiegl bekannte, dass sie für das Gruppenkostüm verantwortlich war.„ Ich hab’ das vorgeschlagen und es kam relativ wenig Gegenwehr“, sagte sie lachend.
Die Feiernden bekamen im Laufe des Nachmittags noch Besuch aus dem benachbarten Blecher. Die Tanzgruppen der „Traumtänzer von Blecher und Bergstraße“ zeigten in verschiedenen Altersgruppen ihr Können. Und auch das Damendreigestirn aus Blecher mit Prinzessin Doris I., die mit Sylke und Alexandra gleich zwei Jungfrauen an ihrer Seite hat, gab sich in der Burscheider Schützenhalle die Ehre.
Burscheid schunkelt und tanzt sich in den kommenden Tagen durchs Wunderland. Und lässt sich den Spaß nicht nehmen, auch wenn der fromme Wunsch, der als Zettel an Runges Zylinder pappte, wohl kaum in Erfüllung gehen wird: „In this style 10 million Euro for Burscheid’s budget“ –„ Auf diese (wunderbare) Weise zehn Millionen Euro für den Burscheider Haushalt“!