Das Hospiz leistet Hilfe auf dem Weg zum Sterben – für die Betroffenen wie ihre Angehörigen.
Burscheider HospizvereinSo unterstützen Ehrenamtler an den letzten Tagen im Leben
Der bevorstehende Tod einer geliebten Person ist für viele mit Angst, Ungewissheit und Überforderung verbunden. Darüber zu sprechen fällt schwer, da Tod nun mal für einen Großteil der Gesellschaft zu den Tabu-Themen zählt. Durch das Stillschweigen sind sich viele Betroffene und Angehörige der zahlreichen Hilfsangebote, die im Sterbeprozess geleistet werden können, daher häufig nicht bewusst, weiß Beate Heß, eine der zwei hauptamtlichen Koordinatorinnen des Burscheider Vereins ÖHHB (Ökumenisches Hospiz Hausbetreuungsdienst Burscheid).
Der Hospizdienst steht Menschen in dieser Lebenslage mit Unterstützung zur Seite, ganz nach dem Motto der Begründerin der Hospizbewegung Cicely Saunders: „Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben.“
Die Begleitung bis zum letzten Lebenstag leisten 40 ehrenamtliche Mitarbeitende. „Wir wären ein Hauch von Nichts ohne die Ehrenamtlichen“, ist sich die Koordinatorin bewusst, die sich schon im Jugendalter für die Themen Sterben und Tod interessiert hat. Als ambulanter Hospizdienst tragen sie dazu bei, dass sterbende Menschen in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Heß, die gelernte Krankenpflegerin ist, betont dabei: „Wir sind kein Ersatz für einen Pflegedienst.“
Im Moment leistet der Verein 22 Sterbebegleitungen und 15 Trauerbegleitungen. Neben der Betreuung im Sterbeprozess bildet die Begleitung der Hinterbliebenen eine weitere Säule der Hospizarbeit. Das regelmäßig stattfindende Trauercafé und die Kochaktionen bieten den Angehörigen Möglichkeit, sich auszutauschen. Spaziergänge mit den Trauernden können ebenso bei der Bewältigung beitragen, denn: „Beim Gehen fällt reden leichter, ohne direkten Blickkontakt“, sagt die Koordinatorin aus Erfahrung.
Man ist nicht allein
„Zu wissen, man ist nicht allein mit seinen Sorgen, kann schon sehr helfen“, erzählt Ulrike Grabowski. Die 55-Jährige ist eine der ausgebildeten, ehrenamtlichen Mitarbeitenden und engagiert sich seit zwei Jahren im ÖHHB. Eine Zeitungsannonce über einen „Letzte-Hilfe-Kurs“ brachte die ehemals kaufmännische Angestellte bei Bayer zum Hospizdienst.
In dem Kurs werden Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht behandelt, Angehörige oder Freunde lernen, wie sie Symptome erkennen können. Es geht auch um Abschiednehmen und Trauer. Ein Befähigungskurs, den der Verein auch anbietet, bildete sie im Anschluss zur Sterbebegleiterin aus.
Zusammenhalt im Team
Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr bei ihrer Arbeit eine Mutter: „Eine sehr, sehr starke Frau hat mich unglaublich beeindruckt. Sie hat ihr Schicksal sehr gut angenommen und ihre Familie gut vorbereitet auf das, was kommt.“ Die Betreuung der Sterbenden geht nicht spurlos vorbei an den Menschen, die ihnen bis zum Ende zur Seite stehen. Grabowski beschreibt das Team dabei als festen Anker, das Raum für Gespräche, Rat und das ein oder andere Tränchen bietet, aber auch die Zeit und Ausbildung lehren, damit umzugehen.
Die Ehrenamtler begleiten die Menschen zwischen wenigen Tagen bis gar zu mehreren Jahren. Dabei unterscheiden sich die Anzahl der Besuche je nach Stadium und Wunsch des Patienten. Ob ein offenes Ohr, ein nettes Gespräch, Informationen über Hilfsangebote, Erledigungen machen oder einfach nur gemeinsam schweigen: So individuell die einzelnen Betreuten und Ihre Umstände, so individuell sind auch ihre Wünsche und Bedürfnisse. Eines haben jedoch alle Fälle gemein, da sind sich die beiden Frauen sicher: Die Begleitung bereichert auch das eigene Leben.
Der Hospizdienst finanziert sich durch Spenden und Mitgliedsbeiträge. Alle Hilfsangebote sind kostenlos, richten sich an alle Menschen unabhängig von Nationalität, Weltanschauung oder Religionszugehörigkeit, unterliegen der Schweigepflicht und orientieren sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Patienten. „Da müsste man meinen, der Verein würde überrannt werden“ merkt Heß an. Obwohl der Hospizdienst im kommenden Jahr 25-jähriges Jubiläum feiert, scheint es an der Präsenz des Themas in den Köpfen der Menschen zu fehlen.
Zumindest der Umzug der ÖHHB vor zwei Jahren vom Gemeindezentrum von Sankt Laurentius in die Burscheider Innenstadt hat den Verein mit Blick auf den Standort in den Mittelpunkt des städtischen Lebens gerückt. In Sachen öffentlicher Wahrnehmung sucht das Team des Vereins darüber hinaus dringend einen Ehrenamtlichen, der die Onlinepräsenz auf Social-Media-Kanälen pflegt und ausbaut.