Lebensfreude bis zum TodSo arbeitet Leverkusens erstes Hospiz
Leverkusen – Die Kerze im Eingangsbereich brennt nicht. „Die zünden wir an, wenn jemand verstorben ist“, erklärt Christoph Meyer zu Berstenhorst, Leiter des Pallilev. Seit einem Monat ist Leverkusens erstes stationäres Hospiz in Betrieb, neun Mal wurde die Kerze bereits angezündet und damit ein Gast verabschiedet. Verstorbene werden im Sarg am Hauptausgang durch ein Spalier der Mitarbeitenden verabschiedet, nicht still und heimlich abtransportiert. „Wir gehen hier offen mit dem Tod um“, sagt der Leiter.
Im Zentrum der Arbeit im neuen Gebäude an der Steinbücheler Straße 127 aber steht das Leben. Das hört man am Lachen der Mitarbeiterinnen. Und man kann es riechen – zumindest, wenn man zur Mittagszeit nach überstandenem Corona-Schnelltest das Gebäude betreten darf. Es durftet aus der Küche von Markus Seiffert.
Das Pallilev
Gebaut wurde das halbrunde Gebäude an der Steinbücheler Straße 127 durch die gemeinnützige HKM Stiftung von Heike und Klaus Müller und an Pallilev vermietet. Die Einrichtung hat der Pallilev-Förderverein durch Spenden finanziert. Die größte Einzelspende von 50 000 Euro übergab der ambulante Hospizverein, der auch Büroräume in dem Gebäude bezogen hat. Auch viele Firmen und Privatpersonen haben sich engagiert, zahlreiche Veranstaltungen brachten weitere Mittel ein.
Pallilev ist eine Tochtergesellschaft des Regionalen Gesundheitsnetzes Leverkusen. Der Verein ist zum Betrieb weiterhin auf Spenden angewiesen. Kranken- und Pflegekassen übernehmen nur einen Teil der Kosten. Gäste haben keine Kosten.
12 Gästezimmer gibt es, aktuell sind neun belegt. Zusätzlich gibt es mehrere Wohnräume. Die Angehörigenzimmer stehen derzeit nicht zur Verfügung – sie werden für die täglichen Corona-Schnelltest gebraucht. (stes)
Der Koch bereitet gerade Hackbraten und Wirsing zu und ist begeistert von seiner neuen Aufgabe. „Das Feedback ist einfach grandios“, sagt der Koch, der vorher in der Gastronomie und einem Kindergarten gearbeitet hat.
„Man kann den Leuten mit Kleinigkeiten so eine Freude bereiten.“ Ein Menü bietet der Koch immer an, wenn aber jemand sagt, er hätte lieber etwas anderes, dann wird das möglich gemacht. Kaiserschmarrn wurde letztens gewünscht. Da muss dann vielleicht auch noch mal jemand schnell zum Supermarkt laufen. „Aber dafür bekommt man strahlende Augen zu sehen“, freut sich Seiffert.
„Sie geben uns viel zurück.“
Auch die Pflegerinnen Maria Schakiel und Ramona Pestel lachen viel bei der Arbeit – was Außenstehende gar nicht verstehen können, wenn sie hören, dass die beiden im Hospiz arbeiten. „Es macht Spaß, hier von Anfang an alles mitgestalten zu können“, sagt Pestel. „Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team.“
Bei der Pflege werde viel auf Körperöle und Düfte gesetzt. „Die Leute freuen sich so, wenn man sich Zeit für sie nimmt“, sagt Schakiel. „Sie geben uns viel zurück.“ Dafür stechen beide auch gerne den Käse zum Abendessen in Sternform aus – oder denken sich etwas Neues aus, um den Gästen eine Freude zu machen.
Das spüren auch die Angehörigen. Ute Drescher besucht täglich ihren Mann, der seit zwei Wochen im Hospiz wohnt und an einem Hirntumor leidet. Im Krankenhaus sei er teilweise aggressiv gewesen und habe sie nicht mehr erkannt. „Jetzt ist er viel ruhiger und weiß auch wieder, wer ich bin“, sagt Drescher. „Die Leute hier kümmern sich wirklich sehr.“
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Sein Zustand hat sich so verbessert, dass sie Hoffnung hat, ihn auch noch einmal mit nach Hause nehmen zu können. Ohne, dass im Eingang die Kerze angezündet werden muss.