AboAbonnieren

EnergiewendeWas in Burscheid geht – und was nicht

Lesezeit 3 Minuten
Dächer von Häusern hinter Bäumen im Burscheider Dorf Dürscheid, nahe der A 1.

Neben der Autobahn 1 könnte man größere Solaranlagen bauen. Das gilt theoretisch auch für Dürscheid.

Windräder wird es in Burscheid vorerst nicht geben, auch Biogas-Anlagen scheinen sich nicht zu lohnen. Aber in Sachen Solaranlagen könnten die Felder neben der A 1 interessant werden.

Für die Grünen ist es klar: Wegen der „dramatischen Veränderung“ des Energie-Sektors muss man heute anders auf Windräder schauen als 2018. Aus diesem Jahr nämlich stammt die „Potenzialanalyse“ der Kreisverwaltung. In der taucht genau eine Fläche auf, die für eine Windkraft-Anlage mittlerer Größe geeignet wäre. Sie liegt an der Stadtgrenze zu Wermelskirchen, an der Autobahn.

In einem Antrag, der jetzt im Umweltausschuss diskutiert wurde, zählt die Fraktion zwei weitere Standorte auf: den Mönchhof und das Gelände an der Deponie Heiligeneiche. Nur: Da geht man im Rathaus nicht mit, das zeigte schon die Beschlussvorlage, die am Ende übrigens einstimmig angenommen wurde. Die Stadtverwaltung verweist auf eine Untersuchung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz aus diesem Jahr. Die Experten kommen zu dem Ergebnis, dass „im Rheinisch-Bergischen Kreis kein Potenzial für Windenergie vorliegt“.

Die fragliche Fläche im Grenzgebiet scheidet neuerdings auch aus. In der Wermelskirchener Stadtverwaltung sei der Sprengel genauer betrachtet worden. Resultat: „Die hier erforderlichen Abstände zur Wohnbebauung können nicht eingehalten werden.“ Das sei in Burscheid nicht anders: „Auch auf unserer Seite werden die notwendigen Abstände zur Wohnbebauung nicht eingehalten, sodass eine Entwicklung hier nicht möglich ist.“

Photovoltaik wäre eher möglich – auch auf Feldern

Deshalb richtet sich der Blick auf Solaranlagen, wenn es um alternative Energieerzeugung geht. Für die FDP bieten sich Freiflächen-Anlagen an. Und zwar auf den Feldern längs der Autobahn. Da es durchaus möglich ist, Solar-Paneele aufzustellen und trotzdem weiter Landbau zu betreiben, sehen die Freidemokraten hier durchaus Möglichkeiten. Erst recht, seit Agri-Photovoltaik-Anlagen stärker gefördert werden können, weil sie auch deutlich teurer sind.

Dazu kommt: Der rechtliche Rahmen für solche Anlagen in der freien Natur wurde deutlich erweitert. Deshalb will man sich auch in der Stadtverwaltung der Sache noch einmal nähern. „Zurzeit befindet sich die Stadt Burscheid im Gespräch mit der Rhein-Energie.“ Der Kölner Versorger soll das Photovoltaik-Potenzial im gesamten Stadtgebiet noch einmal überprüfen.

Das ist die Lage bei Biomasse

Bleibt als dritte alternative Energiequelle die Biomasse. Auch darüber macht die Stadtverwaltung in ihrer umfassenden Bestandsaufnahme Aussagen, die freilich auch nicht allzu ermutigend sind. Zwar sammelt die Avea Bio-Abfälle, um sie in Heiligeneiche zu verstromen. Und wenn nächstes Jahr in Leverkusen die Biotonne eingeführt wird, dürfte sich das Aufkommen vervielfachen. Detailliert geprüft sei die Sache noch nicht – aber die für diese Energieerzeugung prädestinierten Pflanzen wie Mais und ähnliche werden in Burscheid kaum angebaut. „Daher würden klassische Biogasanlagen voraussichtlich wenig Sinn machen“, so die Verwaltung.

Eher kämen Trockenanlagen in Betracht, in denen feste Stoffe wie Grünabfälle oder Trockenmist verwertet werden. „In Burscheid sind jedoch nur wenige große Landwirte ansässig, bei denen entsprechendes Material anfällt.“ Ob das für den Betrieb einer entsprechenden Anlage ausreicht, „ist fraglich“.

In Wermelskirchen gebe es immerhin eine Initiative. Dort hätten sich Landwirte an die Gemeinde gewendet, weil sie eine Anlage für trockene Biomasse bauen wollen. Sofern in Burscheid also nicht genug Material zusammenkommt, könnte eine Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt auch auf diesem Gebiet sinnvoll sein, ist die Einschätzung im Rathaus. „Diese müsste jedoch von den Burscheider Landwirten ausgehen, und die Stadt könnte nur vermitteln“, schreibt die Stadtverwaltung.