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Erdrutsch riss Teil des Gartens mitBurscheiderin macht Technischen Betrieben Vorwürfe

Lesezeit 4 Minuten
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Ein  großer Teil der Wiese am Haus von Angelika Hambüchen  mitsamt Gartenhaus, Teich und Laterne ist abgerutscht.

Burscheid – Vier Monate nach dem Starkregen und der Flut, nach jener Nacht, die ganze Dörfer mitgerissen hat, ist im Rheinisch-Bergischen Kreis auf den ersten Blick wieder Normalität eingekehrt. Doch sieht man genauer hin, sind Straßenzüge noch immer unbewohnbar, Wege gesperrt und Grundstücke zerstört. Eines davon ist im Burscheider Ortsteil Rötzinghofen zu finden.

Angelika Hambüchen wohnt in ihrem Haus mit Garten seit 31 Jahren. Und muss einen Erdrutsch bewältigen.Nachdem sie am Abend des 14. Juli schon ihrem von der Flut betroffenen Sohn in Leverkusen geholfen hatte, kam sie nur mühsam und über Umwege nach Hause. Dass damit die Auswirkungen des Starkregens noch gar nicht ihren Höhepunkt erreicht hatten, wurde ihr erst am nächsten Tag bewusst.

Unscheinbares Rinnsal

„Am Morgen ging die Jalousie auf, ich öffnete die Türe und habe einen Schock bekommen“, sagt sie. Mehrere Quadratmeter ihres Gartens waren abgebrochen. Einfach nach unten gerutscht. Fünf Meter in die Tiefe ist die Kante ihres Grundstücks gespült worden. Wenn man nun, vier Monate später, an der Abbruchkante steht, kann man vorsichtig über den Rand blickend noch immer das zusammengebrochene Gartenhäuschen, die Laterne und den Gartenteich sehen. Ein merkwürdiger Anblick. Die Kraft, mit der diese große Masse an Erde abgerutscht ist, muss beängstigend gewesen sein.Unterhalb ihres Grundstücks befindet sich ein kleiner Siefen mit dem Rötzinghofener Bach, der später in den Bornheimer Bach mündet.

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Normalerweise ist er kaum zu sehen, doch Angelika Hambüchen hat Videos auf ihrem Handy, wie das Wasser in diesem kleinen Tal am 15. Juli ohrenbetäubend toste. Hohe Bäume und das zum Garten hergerichtete Stück des Hangs hat dieses unscheinbare Rinnsal mitgerissen.Noch immer ist nicht geklärt, wie Angelika Hambüchen ihr Grundstück wieder erlangen kann. Die Situation ist vertrackt: Wer haftet, wenn plötzlich ein Teil des Gartens fehlt? „Ich wusste gar nicht, wo ich anrufen soll“, beschreibt die Burscheiderin ihre verständliche Überforderung an jenem Morgen. Die Feuerwehr kam sowieso gerade vorbei, aber auch die war ratlos. Mittlerweile ist Hambüchen emsig damit beschäftigt, die tiefere Ursache des Erdrutsches zu identifizieren, um die Verantwortung für die Wiederaufschüttung ihres Grundstücks festzustellen.

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TWB-Vorstand Sebastian Nocon vor der Abwassernetz-Karte.

Anwalt, Geologe und Statiker holte sie sich zu Rate. Hauptsächlich beschuldigt sie die Technischen Werke Burscheid, die Ableitung des Regenwassers aus dem oberhalb ihres Hauses entstandenen Neubaugebiet im Jahr 2007 nicht nah genug an den Rötzinghofener Bach herangelegt zu haben. Der Ausfluss befindet sich am Hang direkt neben ihrem Grundstück. Sie befürchtet, dass so über einen langen Zeitraum ihr Grundstück unterspült wurde und bei dem Starkregen letztendlich abgebrochen ist. Auch ihre Versicherung weise die Klientin bisher ab, obwohl sie den Elementarschaden-Zusatz abgeschlossen hat. Der Fall, dass ein Grundstück selbst verschwindet, also nicht nur das sich darauf befindende Gebäude, der Hausrat und Garten, scheint ein schwieriger zu sein.

Die Technischen Werke Burscheid (TWB) weisen den Vorwurf zurück, ihre Einleitungsstelle sei schuld an dem Erdrutsch. Allerdings ist der Fall noch nicht abschließend geklärt. Bisher wird dort davon ausgegangen, dass die Böschung von Angelika Hambüchens Grundstück nicht richtig befestigt war. Sebastian Nocon, Technischer Vorstand der TWB, erläuterte auf Anfrage Karten des Abwassernetzes. Demnach wird nur ein Teil des Regenwassers, das sich im hinteren Teil des Egger Wegs sammelt, neben besagtem Grundstück durch Stauraumkanäle mit Rückhaltevolumen eingeleitet. Das bedeutet: Hier wurden – statt eines Rückhaltebeckens, aus dem Wasser letztlich versickert, wie es in der Burscheider Straße in Rötzinghofen zu finden ist – besonders große Kanalrohre verlegt, die einen Durchmesser von 2,80 Metern statt der gewöhnlichen 30 Zentimeter haben. Durch sie wird das gesammelte Regenwasser in ein nahe liegendes Gewässer geleitet.

Obwohl bei einem derartigen Starkregenereignis sicherlich auch diese Stauräume überlaufen, könne der Rötzinghofener Bach nach Aussage der Technischen Werke allein durch diese Einspeisung nicht derart angestiegen sein. Die Starkregengefahrenkarte, veröffentlicht auf der Webseite des Kreises, zeige vielmehr die schwierige Situation des Grundstücks, da der eigentlich kleine Bach über angrenzende Felder ein erstaunlich großes Wassereinzugsgebiet hat.

Schlaflose Nächte

Auch auf dem an Hambüchens Haus angrenzenden Reiterhof mit Parkplatz scheint sich topografiebedingt Wasser massiv zu sammeln, das zusätzlich an der Stelle der städtischen Einspeisung in den Bach läuft. Mit dem Eigentümer dieses Nachbargrundstücks steht Angelika Hambüchen ebenfalls in Kontakt. Das übernimmt mittlerweile ein Anwalt. „Seitdem habe ich schlaflose Nächte“, sagt die Burscheiderin auf ihrem Balkon, von dem aus die scheinbare Idylle des Bachs, der Felder, der Böschung zu überblicken ist. Jetzt fängt vor allem der massive Erdrutsch den Blick ein.„Ich habe meine Balkonmöbel gar nicht ausgepackt, weil ich nicht darüber gucken wollte“, erzählt sie über diesen Sommer, der für so viele durch das Aufräumen nach dem Starkregen geprägt wurde.