Auf dem Weg zur kommunalen Wärmeplanung hat Burscheid ein Zwischenfazit vorgelegt, mit einer Analyse der Situation. Leichlingen braucht noch Zeit.
Kommunale WärmeplanungBurscheid legt Analyse vor – Leichlingen arbeitet an Maßnahmen
5634 beheizte Gebäude gibt es in Burscheid. Gemeinsam haben sie einen jährlichen Wärmebedarf von 211 Gigawattstunden Endenergie für die Produktion von Wärme, oder anders ausgedrückt: 211 Millionen Kilowattstunden. Für die Produktion dieser Energie entstehen aktuell jedes Jahr in Burscheid 52.000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent an Treibhausgasemissionen.
Diese dürren Zahlen umreißen sehr gut die aktuelle Situation bei der Produktion von Heizwärme für die Burscheiderinnen und Burscheider. Sie stehen für die Wärmeplanung der Stadt, die am Donnerstag im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt wurde. Auf 140 Seiten schildert die Kommune, die bei der Erstellung des Berichts vom bergischen Energieversorger Belkaw und dem Beratungsunternehmen BET unterstützt wurde, detailliert die aktuelle Situation bei der Produktion von Heizwärme und analysiert die verschiedenen möglichen klimaneutralen Wege zur Produktion von Wärme im Hinblick auf ihr Potenzial und ihre Anwendbarkeit auf die Burscheider Verhältnisse.
Weiter Weg bis zum klimaneutralen Heizen in Burscheid
Deutlich wird in der Analyse, dass es bis zur treibhausgasneutralen Versorgung Burscheids mit Heizwärme noch ein weiter Weg ist. Dieses Ziel hat sich die Kommune für das Jahr 2045 auferlegt, in etwas mehr als zwei Jahrzehnten sollen die mehr als 50.000 Tonnen Treibhausgasemission in der Produktion von Heizwärme also auf null heruntergefahren sein. Denn die Energieträger, mit denen Burscheids Haushalte, Gewerbebetriebe, Industrien und kommunale Gebäude geheizt werden, sind fast ausschließlich fossil. Zu 83 Prozent wird in Burscheid mit Gas, geheizt, zu zwölf Prozent mit Heizöl. Der Anteil erneuerbarer Energien in der Produktion von Wärme liegt bei gerade einmal 2,8 Prozent.
Deutlich wird in der Analyse auch, dass zwei Drittel der Heizenergieverbraucher private Haushalte sind, 24 Prozent, also ein knappes Viertel sind Gewerbebetriebe, der Handel und Dienstleitungsunternehmen, acht Prozent Industriebetriebe. Blickt man auf die Wärme erzeugenden Maschinen und Systeme, zeigt sich auch hier: 94 Prozent der Wärmeerzeuger werden mit Erdgas oder Heizöl betrieben. In Burscheid gibt es in hingegen bislang ein einziges kleines Wärmenetz, in dem zentral Wärme für viele Haushalte erzeugt wird, es handelt sich um die Wohnsiedlung, die bis 2020 auf dem Gelände des Ofenbauers Bergfelder & Heider entstand.
Zwei Wege für Burscheid
Bei der Frage, wie die Wärmegewinnung in Burscheid künftig klimaneutral vonstattengehen kann, zeigt die Analyse zwei Wege auf. Die Sanierung und Dämmung von Wohngebäuden, um den Gesamtenergieaufwand für die Wärmeproduktion zu senken, ist der eine. Theoretisch hat das ein enormes Potenzial. Der aktuelle Wärmebedarf der Wohngebäude könnte damit um 79 Gigawattstunden pro Jahr reduziert werden. Könnte. Aber das würde voraussetzen, dass bis 2045 jährlich fünf Prozent der sanierungsbedürftigen Wohnhäuser in Burscheid wärmedämmtechnisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Die aktuelle Sanierungsquote liegt bei einem Prozent.
Der andere Weg ist ein Umsteuern weg vom Verbrennen fossiler Energie hin zu Sonnenenergie, Luft-Wärme-Pumpen und anderen klimaneutralen Wegen zu Heizwärme. Das größte Potenzial sieht der Zwischenbericht bei solarthermischen Anlagen auf Freiflächen in der Stadt, bei Photovoltaik auf Hausdächern und bei Luft-Wärme-Pumpen sowie oberflächennaher Geothermie. Insgesamt, so heißt es hoffnungsvoll auf Seite 79 des Bericht s, „ergibt die Potenzialanalyse ausreichende Potenziale treibhausgasneutraler Wärmequellen für die Deckung des Wärmebedarfs in Burscheid“.
Auf den weiteren 60 Seiten entwickeln die Verfasser unter anderem Szenarien, wie sich die Wärmeversorgung in Burscheid bis 2024 entwickelt und wie die Heizkosten sich für verschiedene Wohnhaustypen in der Stadt steigen könnten. Bis November 2024 soll der Abschlussbericht für Burscheid vorliegen. Die Kosten für dessen Abfassung trägt zu 90 Prozent der Bund.
Auch Leichlingen berät über kommunale Wärmeplanung
Auch in Leichlingens Umweltausschuss steht das Thema „Kommunale Wärmeplanung“ in der kommenden Woche auf der Tagesordnung. Anders als Burscheid hat Leichlingen aber keine von Berlin finanzierte Analyse in Auftrag gegeben. In der Vorlage für den Ausschuss wird auf einen Vortrag der Vertreterin einer Ingenieurgesellschaft verwiesen, die den Sachstand der Arbeiten in der Stadt referieren soll.
Für drei Fokusgebiete in Leichlingen und Witzhelden will die Verwaltung darüber hinaus bereits „in den kommenden Wochen“ konkrete Umsetzungspläne für die kommunale Wärmeversorgung der Zukunft erarbeiten. Wie die einzelnen Schritte aussehen könnten, mit denen sich Leichlingen auf den Weg macht, hin zur klimaneutralen Wärmeversorgung, darüber hüllt sich die Verwaltung jedoch einstweilen in Schweigen. Es werde an einem Maßnahmenkatalog gearbeitet, heißt es in der Vorlage recht unkonkret. Der sei aber nicht veröffentlichungsreif und werde im Ausschuss nur kurz mündlich erläutert.