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Neubaugebiet BurscheidWarum im Thielgelände auch nach Jahren keine Laternen leuchten

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Burscheid-Hilgen – „Ich möchte auf dem Spielplatz schaukeln.“ Ein verständlicher Wunsch, der da auf einem Zettel an einer Wäscheleine neben ein paar anderen hängt. Aber das Grundstück an der Rosendelle 16 in Hilgen ist am Mittwochabend noch immer nicht der geplante Spielplatz, sondern nach wie vor eine Arena. In der beharken sich über zwei Stunden Udo Helling auf der einen, Marc Baack und Sebastian Nocon auf der anderen Seite.

Bierbänke und Tische stehen in gehörigem Abstand zueinander. Dabei hat sich Martin Neumann was gedacht. Er ist einer der Häuslebauer auf dem früheren Thielgelände, auch er wartet seit gut vier Jahren darauf, die längst fertigen Gebäude auf einer richtigen Straße zu erreichen und am Abend nicht im Dunkeln zu tappen. Neumann hat einen Sohn, der ist zweieinhalb Jahre alt. Und er befürchtet: „Wenn der Spielplatz mal fertig ist, wird er sich nicht mehr für so etwas interessieren.“

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Blieben lange auf Distanz: Udo Helling, Chef von Urban Pro, Marc Baack, Stadtverwaltung Burscheid, Sebastian Nocon, Technische Betriebe Burscheid (von links)

Aber er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich die beiden streitenden Parteien – das ist die Baufirma Urban Pro mit ihrem Chef Udo Helling auf der einen und die Stadt mit ihrem Verwaltungsvize Marc Baack auf der anderen Seite – nach vier Jahren noch annähern und die rund 70 Familien, die auf dem Gelände der ehemaligen Textilfabrik eine Heimat gefunden haben, nicht mehr unter der Auseinandersetzung leiden müssen. Immerhin: Man redet miteinander. Aber in den zwei Stunden auf dem künftigen Spielplatz zeigt sich, dass dieser Karren ziemlich im Dreck steckt.

Bauunternehmer vor Gericht

Helling hält den Erschließungsvertrag, den seine Firma unterschrieben hat, längst für rechtswidrig. Es geht um Bürgschaften, die sich die Stadt Burscheid ausbedungen hat. So soll sichergestellt werden, dass das Neubaugebiet von Hellings Firma Urban Pro wirklich genau so erschlossen wird, wie es vereinbart war. Und falls mit dem Bauunternehmen etwas passieren sollte, die Stadt nicht am Ende doch Erschließungsbeiträge von den Bewohnern fordern muss, weil sie eingesprungen ist, die Straßen ausgebaut, die Lampen aufgestellt – und den Spielplatz hergerichtet hat.

Denn ein pauschaler Verzicht auf Beiträge, die in die Tausende gehen, ist nicht einfach so zu machen. Dagegen spreche das Gesetz erklärt Baack irgendwann. Damit trägt er nicht zur Beruhigung der Anwohner bei, die sich die gegenseitigen Schuldzuweisungen mit großer Geduld anhören. Eine Leistung, denn in die juristischen Scharmützel können sie nicht eingreifen, sondern sind zum ohnmächtigen Zuschauen verdammt. Einer bringt es auf den Punkt: „Wir fühlen uns als Geiseln.“

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Das kostet Kraft und Geduld, denn Helling ist mit seiner Urban Pro inzwischen vor das Oberverwaltungsgericht in Münster gezogen, nachdem Kölner Richter seine Argumentation nicht nachvollzogen haben. Dass so ein Prozess Jahre dauern wird, wissen alle, die sich am Mittwoch auf dem Platz versammelt haben. Entsprechend genervt sind einige von den Streithähnen, und Organisator Martin Neumann muss mit Engelszungen reden, damit wenigstens irgendetwas Zählbares am Ende des Abends steht und seine Nachbarn nach vier Jahren Stillstand eine Perspektive sehen.

Am Ende doch eine Perspektive

Das schafft er sogar, auch wenn der Bauunternehmer und der Verwaltungsmann sich bis zum Schluss widersprechen. Aber beide Parteien wollen nun ganz schnell – am besten heute – einen weiteren Juristen beauftragen. Als Mediator, um eine Vertragsklausel auszutüfteln, die dann zweierlei ermöglichen soll: den Ausbau der Straße an der Rosendelle wenigstens im nächsten Frühjahr. Und das Aufstellen der Straßenlaternen noch in diesem Herbst – zur Gefahrenabwehr, das unterstrich Baack: „Die fehlende Beleuchtung ist das größte Problem.“

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Klappt das, ist zwar immer noch keinen Spielplatz auf dem Thielgelände in Hilgen. Aber die vielen Kinder in dem Neubaugebiet müssten wenigstens im Winter draußen nicht unfreiwillig „Blinde Kuh“ spielen.