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Energiekosten, Musik, GetränkeLeverkusener Vereine blicken trotz gestiegener Kosten positiv auf die Session

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Das Kindertanzcorps der Roten Funken zieht tanzend und feiernd durch einen Sitzungssaal.

Das Kindertanzcorps der Roten Funken bei einer Karnevalssitzung (Archivbild)

150 Euro für einen Abend im Sitzungskarneval? Das kann sich nicht jeder leisten. Wie Leverkusener Vereine mit gestiegenen Kosten umgehen.

Preissteigerungen im Karneval in Köln und der Region sind längst nichts Neues. Energiekosten, Show-Acts, Lebensmittel sind teurer. Das bekommen auch in diesem Jahr die Leverkusener Karnevalsvereine und Gesellschaften zu spüren und mussten sich anpassen. Dabei spielen nicht nur allgemein gestiegene Preise eine Rolle, sondern auch zögerliches Kaufverhalten des Publikums.

„Seit der Pandemie haben wir mit Vielem zu kämpfen“, sagt Uwe Thal, erster Vorsitzender der KG Rote Funken. Die Menschen machten sich Sorgen wegen der Energiekosten, es gebe zwei Kriege in der Welt und die Alltagsausgaben seien auch gestiegen. „Dann denken einige schon, sie gehen besser vielleicht nur auf eine Karnevalsveranstaltung statt auf mehrere. Die Leute sind vorsichtiger.“

Klassischer Sitzungskarneval kommt nicht mehr so gut an

Das merken die Roten Funken auch an ihrem Kartenrücklauf, berichtet der Vorsitzende. „Es läuft schon teilweise schleppender als in den Jahren zuvor.“ Die Damensitzung sei wie oft schon ausverkauft gewesen. Sorgen mache sich der Verein eher um andere Formate, bei denen nicht das musikalische Programm dominiere, wie zum Beispiel den klassischen Sitzungskarneval oder die Ballsitzung. „Solche Veranstaltungen werden einfach nicht mehr so gut angenommen“, sagt Uwe Thal.

Ähnlich erlebe das auch die KG Prinzengarde 1937, sagt Kommandant Oliver Höhne auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“. Die Publikumszahlen bei der Kostümsitzung machten das deutlich. „Wir waren vor der Pandemie im Forum bei etwa 800 Gästen, im letzten Jahr waren es 630 und dieses Jahr wieder 760“, sagt Höhne. Die Zahl sei also schon wieder angestiegen, aber „wir sind auf keinen Fall bei den Zahlen von vor der Pandemie.“

Bei der Sitzung haben sie gemerkt, dass ihnen doch etwas gefehlt hat.
Oliver Höhne, Kommandant der KG Prinzengarde 1937 e.V.

Oliver Höhne hört beim Kartenvorverkauf das eine oder andere über Geldsorgen der Besucherinnen und Besucher. „Die einen sagen dann, dass alles so teuer geworden ist, dass sie sich das nicht mehr leisten können. Andere Leute möchten sich nicht in einen vollen Sitzungssaal setzen, weil sie gesundheitlich angeschlagen sind.“

Die Sorgen und Bedenken könne er nachvollziehen. Doch er freue sich dann besonders über positive Rückmeldungen, wie zuletzt von einigen Gästen, die wegen Corona lange nicht mehr da waren. „Jetzt haben sie mir erzählt, dass sie eigentlich gar keine Lust mehr hatten auf Karneval und bei der Sitzung aber gemerkt haben, dass ihnen doch etwas gefehlt hat.“

Leverkusens Kleinste Sitzung: „Kultur soll sich jeder leisten können“

Dass sich einige nicht mehr so viele Karnevalsveranstaltungen leisten könnten, sei verständlich, so Höhne. Mit einem Eintrittspreis von rund 35 Euro bei der Prinzengarde sei es ja noch nicht getan. „Dann muss ich mir überlegen, wie ich nach Hause komme? Fährt mich jemand, brauche ich ein Taxi oder den Zug?“ Auch das koste Geld. „Dann die Frage, esse ich zu Hause oder im Saal? Lasse ich ein professionelles Foto vom Saal-Fotografen machen? Da ist man bei so einer Veranstaltung schon mal bei 150 Euro pro Person.“

Der Verein „Karneval trifft Kabarett“ halte die Kosten bei „Leverkusens Kleinster Sitzung“ möglichst gering, auch für Gäste, sagt Wolfgang Müller-Schlesinger. Er ist im Vorstand des Vereins und Moderator bei Leverkusens Kleinster Sitzung (LKS). Die Sitzung werde aktuell noch von der städtischen Kulturarbeit gefördert. Für die Veranstalter stehe aber vor allem das Anliegen „Kultur soll sich jeder leisten können“, im Vordergrund.

Wir müssen am Ball bleiben und zusammenhalten.
Uwe Thal, 1. Vorsitzender der KG 1910 e.V. Rote Funken Leverkusen

So vermutet Müller-Schlesinger, dass die LKS bei ihrem Eintrittspreis von 17 Euro inklusive anschließender Tanzparty die „günstigste Sitzung in Leverkusen sein könnte“. Das Kulturausbesserungswerk als Veranstaltungsort bekomme einen Teil der Einnahmen aus dem Kartenverkauf und die gesamten Einnahmen aus dem Getränkeverkauf, das Team des Vereins arbeite ehrenamtlich. „Auch Gäste aus Comedy und Kabarett kommen zu uns, vor allem aus Solidarität, es gibt nur eine kleine Gage, das wissen alle. Und es funktioniert sehr gut.“

Die Spielfreude der Veranstalter springe auch auf die Gäste über. Bis auf die Premiere seien erfahrungsgemäß alle Sitzungstermine mit ihren jeweils 200 Plätzen ausverkauft. „Die Verbundenheit mit unseren Gästen ist uns sehr wichtig“, sagt Wolfgang Müller-Schlesinger.

Im Leverkusener Karneval sei man sich seiner Meinung im Grund sehr einig, betont Uwe Thal von den Roten Funken. „Wir müssen auch kleine Gesellschaften und Vereine unterstützen und vor allem am Ball bleiben und zusammenhalten.“ Wichtig sei, das Brauchtum in Leverkusen zu bewahren und Nachwuchs heranzuführen, um sie zu erhalten. „Wir versuchen jedem zu helfen, der Hilfe braucht. Und das geben wir nicht auf.“