Kirmes in Leverkusen-BürrigGefühlter Sommerkarneval bei bestem Wetter
Leverkusen – „Also offiziell ist das hier nur ne Kirmes mit Festumzug“, zwinkert Zugleiter Horst Darbringhaus. „Es fühlt sich aber an wie Karneval im Sommer.“ Nach zwei Jahren Corona-Pause konnten die Bürriger am Sonntag mit Fidelio wieder feiern.
„Das tut so gut, hier komplett den Kopf frei zu bekommen“, genießt Oskar Gutmann die befreite ausgelassene Atmosphäre. Darbringhaus ist am Morgen tiefenentspannt, seine 24 Gruppen sind rechtzeitig und nach Plan aufgestellt. Und das wichtigste: Alle sind mit ausreichend Kamellen, Krimskrams und auch Gemüse ausgestattet.
Um 10.40 Uhr – zehn Minuten verspätet – heißt es dann endlich „D’r Zoch kütt“ und mit ihm bricht die Sonne kraftvoll durch die Wolkendecke und lässt die blau-weißen im Wind wehenden Wimpel in der Kirmesallee erstrahlen – und mit ihnen viele Gesichter. Bei sommerlichen Temperaturen, legen sich die zahlreichen Familien, die für den Umzug Spalier stehen, bei den Gruppen, die Wassereis dabei haben, besonders ins Zeug mit „Kamelle“ rufen und jubeln.
Partystationen an der Strecke
Viele Anwohner der Zugstrecke, für die große Teile des Stadtteils gesperrt worden sind, haben in ihren Einfahrten regelrechte Lager mit Pavillons und Dekoration aufgebaut. Jule ist während der Bürriger Kirmes geboren worden und feiert dieses Jahr ihren sechsten Geburtstag auf dieser. Ihre Eltern haben dafür eine kleine Bühne in der Einfahrt aufgebaut, von der aus sie mit allen ihren Freunden den Zug genießt.
Ob Esspapier, Popcorn oder Bonbons: Der Aufwand wird belohnt, die Luftballons und „Happy Birthday“-Girlanden ziehen die Süßigkeiten anscheinend magisch an. „Toll“, findet Jule – wenig überraschend.
Der Brauch mit dem Hahneköppen stamme aus der Napoleonzeit, erklärt Vereinsmitglied Peter Odenthal, und sei ein Protest gegen die Besatzung gewesen. Ob jemals lebendige Hühner geköpft wurden, wisse er nicht. Er wisse nur, dass der Brauch weder vor noch nach dem Zweiten Weltkrieg mit lebendigen Hühnern durchgeführt worden sei. Früher seien geschlachtete Hühner vom Metzger genommen worden. „Irgendwann haben wir gesagt: Das ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Odenthal. Mittlerweile werde eine Hühnerkopfattrappe an einem Seil befestigt.
Nach dem Umzug übergibt Michael Annison, der Hahnekaiser von 2018, dem neuen Amtsträger den Orden: „Markus Loewen ist neuer Hahnekönig!“
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Darauf wird auf Bürrigs Straßen gemeinsam getanzt, gesungen und gelacht. Die passende Musik dafür trägt unteranderem der Bayer Spielmannszug mit sich. Mehrere tausend Menschen sind hierfür zusammengekommen. „Unseren Sommer Karneval wollen wir nicht nochmal Jahre aussetzen müssen“, sind sich alle einig.
Anm. d. Red.: In einer früheren Version haben wir geschrieben, dass lebendige Hühner geköpft werden. Das ist falsch und wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.