Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

LadenbesitzerDiese Geschäfte und Gaststätten in Leverkusen haben geschlossen

Lesezeit 4 Minuten

Leverkusen – Im November wird sie 65. 44 Jahre davon, sagt Hildegard Ern, hat sie gearbeitet. 34 davon in Wiesdorf. Ihr Geschäft für bessere Haushaltswaren in den Luminaden ist eine Institution.

Als sich das Ehepaar Ern dort einkaufte, war die damals noch nüchtern Schrägstraße genannte Ladenzeile der letzte Schrei.

Das galt ganz besonders für das Porzellanhaus: Die Lage des Ladens erlaubte eine beinahe vollständige Verglasung.

Das Drumherum heute will Hildegard Ern nicht schlecht reden. Aber sie ist mit ihrem Sortiment fraglos ein Solitär in der Ladenstraße. Und das habe sie gemerkt. Ein Beispiel: „Wer kennt heute noch ein Fischbesteck?“ Auch deshalb sei es zuletzt immer schwieriger geworden, den Laden zu betreiben und Spaß dran zu haben. Schließlich habe sie sich gesagt: „Ich habe lange genug gekämpft.“

Elektrogeschäft Linnartz

Im Frühjahr 2016 schloss Dieter Linnartz nach 111 Jahren den Familienbetrieb in der Dhünnstraße 17. Dann verschwanden auch die Staubsaugerbeutel, Dampfbügeleisen und Kaffeemaschinen, die er dort am Rande der Kolonie jahrelang verkauft hat. Über drei Generationen lang hat die Familie Linnartz Anwohner mit Elektrogeräten versorgt. Doch die Zeiten haben sich geändert: „Die Großen und das Internet sind mächtiger“, sagt Dieter Linnartz.

Allein ist der 80-jährige Laden-Inhaber mit diesen Problemen nicht - in den vergangenen Jahren haben zahlreiche Geschäfte in Leverkusen aus den verschiedensten Gründen geschlossen. Ein Überblick.

Ehemaliges Geschäft Röntgen

Nach 145 Jahren schloss das Haushaltswarengeschäft Röntgen an der Bergischen Landstraße.

Haushaltswarengeschäft Röntgen in Schlebusch

Ende 2013 war Schluss - nach 145 Jahren verschwand mit dem Haushaltwarengeschäft Röntgen an der Bergischen Landstraße auch ein Stück Schlebuscher Tradition.

Inhaber Helmut Röntgen ging damals „ohne Groll“, hätte aber gerne noch ein bisschen länger gearbeitet. Das Geschäft, zu Gründerzeiten zunächst ein Eisenwarenhandel, war in die Jahre gekommen, die Nachfrage war zurückgegangen. Und weil sich auch die Online-Konkurrenz bemerkbar machte, beschloss Röntgen aus freien Stücken, aufzuhören. Das Grundstück verkaufte er an einen Privatinvestor.

„Magma“ in Opladen

Am Ende kam alles zusammen: Gesundheitsprobleme, Schulden, gekündigte Verträge. „Ich kann nicht mehr“, sagte „Magma“-Inhaber Eberhard Pilz Anfang Januar 2014. Nach 32 Jahren verkaufte er sein Geschäft an der Birkenbergstraße in Opladen - ein Sammelsurium aus allem.

Denn das „Magma“ fungierte als Plattenkiste, Antiquariat, Bekleidungsladen und Konzertkarten-Vorverkaufsstelle zugleich. Viele Stammkunden zeigten sich tief betroffen. Schließlich war das Geschäft lange Zeit auch ein Stück Opladener Tradition.

Blumengeschäft Brinke in Rheindorf

Leicht fiel ihm die Entscheidung nicht. Nach langem Überlegen entschied sich Jürgen Brinke Ende 2013 dennoch dazu, den Laden, den seine Eltern vor fünf Jahrzehnten eröffnet hatten, dicht zu machen. Der Eigentümer des Ladenlokals, die Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL), wollte das Gebäude abbrechen. Das neue Geschäft, das Brinke hätte mieten können, „wäre aber nur noch halb so groß wie jetzt“, erzählt Brinke damals. Schweren Herzens beschloss er deshalb, sich künftig als Dienstleister auf die Grab- und Gartenpflege zu konzentrieren.

Computerladen von Thomas Schmidt in Bürrig

Drei Einbrüche in einem Jahr - irgendwann reichte es Thomas Schmidt. Nach knapp anderthalb Jahren schloss der Fachinformatiker seinen Laden an der von-Ketteler-Straße in Bürrig wieder. Die Diebe erbeuteten ein Laptop, Hard- und Software und Werkzeug. Beim dritten - erfolglosen - Einbruch entstand ein Sachschaden in Höhe von 3000 Euro. Schmidt zog die Konsequenzen. Ein neues Ladenlokal wollte sich der Selbstständige danach erst einmal nicht suchen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Wo Gina Wild schon Autogramme gab

„Adam und Eva“ in Wiesdorf

1971 eröffnete der gebürtige Mainzer Karl-Heinz Lay gegen großen Widerstand und trotz vieler Anfeindungen seinen Erotikshop „Adam und Eva“ in der Leverkusener City C.

Mitte 2013 verabschiedete er sich in den Ruhestand - mit ihm ging auch das Geschäft, in dem einst Gina Wild Autogramme gegeben und Anke Engelke einige Sketche für ihre TV-Show „Ladykracher“ gedreht hatte. Lay, Besitzer mehrerer Sexläden in den 70er und 80er Jahren, verdiente in den besten Zeiten einigen Angaben zufolge „ein paar Hunderttausend Mark“ in der Woche. Im Alter von 68 Jahren kam für den „Adam und Eva“- Inhaber die Zeit, „dieses Kapitel zu beenden“.

Freiwillig hörten Marie-Luise Steinhauer und Werner Steimels in ihrer Bürriger Gaststätte Neukirchen nicht auf.

Gaststätte Neukirchen in Bürrig

18 Jahre lang führten Marie-Luise Steinhauer und Werner Steimels die Gaststätte Neukirchen in Bürrig mit Herz und viel Leidenschaft. Dann kündigte der Eigentümer den Mietvertrag - das Haus sollte abgerissen werden. Mit dem über 200-jährigen Traditionslokal verschwand Ende 2012 eine der ältesten Kneipen in Leverkusen. Als letzte der ursprünglichen Eigentümerfamilie hatte Berta Neukirchen die Gaststätte bis Ende der 70er Jahre bewirtet. Aber an die rosigen Zeiten ihrer Vorgänger konnten Marie-Luise Steinhauer und Lebensgefährte Werner Steimels nicht anknüpfen.