Fachwerkhaus in WitzheldenDenkmal „Zur alten Post“ ist überraschend gut in Schuss
Leichlingen-Witzhelden – Mit erstaunlichen Befunden wartete die Stadtverwaltung in der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung in Bezug auf die frühere Gaststätte „Zur alten Post“ in Witzhelden auf. Während sich im Höhendorf viele Heimatfreunde, Anwohner und auch Parteien um den Zustand des Fachwerkhauses Am Markt 13/14 ernsthafte Sorgen machen und schon befürchten, dass es bald derart marode ist, dass es abgebrochen wird, stellt die Stadt dem Doppelhaus ein überraschend gutes Zeugnis aus.
Von einem drohenden Verfall könne überhaupt keine Rede sein. Das seit 1983 unter Denkmalschutz stehende Gebäude sei ganz im Gegenteil „in einem dem Alter entsprechenden und zum Teil sogar sehr guten Zustand“, vernahmen die Politiker am Montagabend in der Ausschuss-Sitzung. Ihre Verblüffung war spürbar.
Denkmal steht zum Verkauf
Das traditionsreiche Gasthaus ist 2015 geschlossen worden. Es gehört nun dem Opladener Bauunternehmer Hans-Hugo Hungerberg, der auf dem Hintergelände des früheren Park- und Kirmesplatzes inzwischen eine Eigentums-Wohnanlage errichtet hat. Das unter Denkmalschutz stehende sanierungsbedürftige Fachwerkhaus der alten Post möchte er wie berichtet im jetzigen Zustand verkaufen, weil er es weder selbst renovieren noch nutzen will. Es wird auf dem Immobilienmarkt für 295 000 Euro als Wohn- und Geschäftshaus angeboten.
Im Mai hatte die Bürgerliste Witzhelden Leichlingen (BWL) Alarm geschlagen und ein Eingreifen der Verwaltung zum Schutz des Hauses gefordert. Im Juli hatte auch Die Linke den Eigentümer kritisiert und beantragt, dass die Stadt einschreiten und notfalls selbst etwas zur Rettung des Privathauses unternehmen müsse.
Für die Verwaltung nahm in der Sitzung jetzt Bauordnungsamts-Leiterin Angelika Weiß Stellung zu den Beschwerden und Forderungen – und nahm den Kritikern den Wind aus den Segeln. Von einem Verfall könne keine Rede sein. Aus Sicht des Denkmalschutzes, für den ihr Amt zuständig ist, sei das aus 1851 stammende Gebäude „top in Schuss“, sagte sie im Ratssaal zur allgemeinen Verwunderung der Ausschussmitglieder. Das Dach sei dicht und intakt, das Haus werde geheizt und unterhalten, sei trocken, innen „wirklich völlig in Ordnung“, versicherte sie, und es stehe auch nicht leer. Die Wohnungen werden vorübergehend anscheinend von den Bauarbeitern des benachbarten Wohnparks genutzt.
„Am Holz muss sicher etwas gemacht werden“, entgegnete sie zweifelnden Nachfragen wegen der verwitterten Fenster, mangelhaften Anstriche und teils schon verfallenen Fensterbänken. Aber das sei alles reparabel: „Die Fenster sind nicht so schlecht wie sie aussehen.“ Bei mehrfachen Besichtigungen habe man sich davon überzeugt, dass die Scharniere intakt und die Sprossenfenster gängig sind. „Ich bin froh, dass die alten Fenster noch da sind“, sagte Weiß. Für das Denkmal bestehe keine konkrete Gefahr.
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Im September 2019 sei der Eigentümer aufgefordert worden, die Regenrinnen auf der Rückseite instand zu setzen. Das ist bisher offenbar trotz erneuter Mahnung im Mai 2020 noch nicht geschehen. Eine akute Gefahr für die Fassade stelle aber auch dieser Missstand nicht da.
Gar nicht in Ordnung aber sei, klagte die Amtsleiterin, dass unbekannte Dorfbewohner neulich aus Protest gegen die Verwahrlosung des „Schandflecks“ im Dorfkern eine Plakattafel vor einen Eingang an der Straßenfront gehängt und dafür große Nägel in die Balken geschlagen haben. „Das ist mutwillige Sachbeschädigung!“