Kanalsanierung am MurbachRohrschlange windet sich durch Balken
Leichlingen – Eine Schlange zieht in Balken alle Blicke auf sich. Sie ist aus Stahl und Kunststoff, 25 Zentimeter dick, windet und krümmt sich am Boden entlang, erhebt sich zwischendurch immer wieder meterhoch in die Luft. Bauarbeiter haben die abenteuerliche Konstruktion aus teils rostigen, teils gummierten Rohrsegmenten zusammengeschraubt.
500 Meter lange Umleitung
Wer die waghalsig anmutende Pipeline verfolgt, entdeckt eine einen halben Kilometer lange Leitung, die in Wietsche beginnt und in vielen Kurven mitten durchs Dorf bis zur Oskar-Erbslöh-Straße führt. Sie entspringt zwar am Freilichtmuseum Sinneswald und könnte fast als moderne Skulptur durchgehen. Aber sie erfüllt tatsächlich einen pragmatischen und nicht immer wohlriechenden Zweck: Durch die Rohre fließt Abwasser. Es handelt sich um die Umleitung des Murbachsammlers, der seit dem Frühjahr 2020 saniert wird.
Der Wupperverband repariert den 80 Zentimeter dicken Kanalstrang auf einem drei Kilometer langen Abschnitt zwischen der Diepentalsperre und der Wupper. Durch die Betonrohre werden Abwässer aus Burscheid und Leichlingen in den Wuppersammler geleitet, der zum Klärwerk Leverkusen führt.
Neubau im Dorf
Auf dem Grundstück des Anfang 2020 abgebrochenen Hotel-Restaurants Brückenhof in Balken entstehen neun Eigentumswohnungen. Sie werden von der Firma Exklusiv Wohnbau errichtet, die mit einer von 21 Niederlassungen in der Neuen Bahnstadt in Opladen vertreten ist.
Ein Banner am Bauzaun neben der Murbachbrücke kündigt einen winkligen Neubau mit Zwei- bis Vierzimmerwohnungen von 73 bis 132 Quadratmetern Fläche mit Balkonen oder Terrassen an. Die Fertigstellung ist für den Herbst 2022 geplant. Vier der neun Einheiten sind laut Firmenhomepage bereits verkauft. Die teuersten kosten mehr als eine halbe Million Euro. (hgb)
Nach einer Untersuchung mit Kanal-Kameras läuft seit April die Reparatur von schadhaften Stellen und Schächten der 1970 gebauten alten Leitung. Dafür müssen die gerade bearbeiteten Rohre abschnittsweise stillgelegt werden. Mit der Ankunft der Wanderbaustelle in der Balkener Dorfmitte haben die erforderlichen Umleitungen ihren optischen Höhepunkt erreicht.
Pumpstation am Sinneswald
In Höhe des Sinneswaldes steht die Pumpstation, die das Abwasser permanent in die Rohrschlange umleitet. Vor jeder Hauseinfahrt und Garage, an Einmündungen und Straßenüberquerungen haben die Baumeister Krümmer angesetzt und die Rohrkonstruktion mit Stahlstützen angehoben, damit alle Anwohner zu ihren Häusern kommen und der Verkehr nicht komplett gesperrt werden muss.
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Ursprünglich sollten die Arbeiten bereits bis Oktober vergangenen Jahres beendet sein. Aber sie haben sich wegen der schwierigen Lage verzögert. „Die Strecke war sehr anspruchsvoll und hat die ausführende Firma vor Herausforderungen gestellt,“ erläuterte Susanne Fischer, die Sprecherin des Wupperverbands, auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Unter anderem musste die Firma Material mit Motorschubkarren über Waldwege transportieren. Dazu kamen fertigungsbedingte Lieferverzögerungen von relevanten Teilen: Für Schächte, die nach dem Schacht-im-Schacht-Verfahren saniert wurden, mussten passgenaue Spezialanfertigungen hergestellt werden.“
Auf der Zielgeraden
Bei Regen hätten „Menschen und Material“ die Baustelle frühzeitig verlassen müssen, „da die Abwasserüberleitung nur für den Trockenwetterfall ausgelegt ist.“ Von November bis April mussten die Baufirmen witterungsbedingt eine Pause einlegen. „Alles in allem also keine ganz einfachen Randbedingungen“, fasst Fischer zusammen, aber: „Wir sind auf der Zielgeraden,“ kündigte sie an: „Im Juni sollen die Arbeiten abgeschlossen werden.“