Das Leichlinger Karnevalszelt vor dem Rathaus fällt flach. Die Jecken feiern stattdessen in der Toscana-Halle an der Opladener Straße.
Kein Zelt aufzutreibenKarneval in Leichlingen: Sturm aufs Rathaus in die Toscana-Halle verlegt
Draußen im Freien findet der traditionelle Sturm der Karnevalisten aufs Rathaus in Leichlingen schon lange nicht mehr statt. Die Revolution der Jecken wird schon seit vielen Jahren unterm Dach im Zelt vor dem Rathaus vollzogen. Doch in dieser Session ist auch das anders. Die Weiberfastnachts-Sause muss samt der Schlüsselübergabe an das Prinzenpaar in den Saal verlegt werden. In den Saal der Toscana-Festhalle an der Opladener Straße. Der Grund für den Umzug: Es gibt kein Zelt, das man aufbauen könnte.
Die Änderung zum Start des Vorverkaufs kommt überraschend. Auch für die Veranstalter der Karnevalsparty, die kurzfristig umdisponieren mussten. Daniela Ischerland, die Geschäftsführerin der Werbe- und Eventagentur Ischerland, welche das jecke Treiben an den tollen Tagen ausrichtet, hat sich bis zuletzt durch halb Deutschland telefoniert, um ein Zelt aufzutreiben. Ohne Erfolg.
„Unser Zeltbauer, mit dem wir schon seit mehr als zehn Jahren zusammenarbeiten, hat aufgehört“, bedauert sie. Ihr Verleiher habe sich in der Pandemiezeit umorientiert, aus dem Veranstaltungsgeschäft zurückgezogen und konzentriere sich nun auf Kunden aus der Industrie, die vor allem Hallen für längerfristige Lagerkapazitäten benötigen. „Das war auch für uns ein Schock“, berichtet Ischerland über die unerwartete Absage ihres Geschäftspartners, dessen Team den Auf- und Abbau auf dem engen Rathaus-Vorplatz natürlich aus dem Effeff beherrscht.
Die nächste Enttäuschung folgte bei der Suche nach Ersatz. „Ich habe monatelang recherchiert, zunächst in der Region, dann im Sauerland und sogar bis in die Niederlande“, berichtet sie von „unzähligen Anfragen und Telefonaten“ bei der vergeblichen Jagd nach einem passenden und bezahlbaren Zeltbau. Aber die gesamte Branche stecke offenbar in Schwierigkeiten. Die ihr angebotenen Preise bezeichnet sie als „fern jeder Realität, das gibt der Karneval in Leichlingen nicht her, das ist nicht finanzierbar.“
Wieder absagen wollte Daniela Ischerland die Veranstaltungen aber auch nicht. Darum fragte sie bei der Toscana-Event-Halle an und entschied sich, zurück zu den Wurzeln zu gehen: „Dort haben auch schon die allerersten Ischerland-Karnevalspartys stattgefunden“, erinnert sie an die Anfänge des von ihrem Vater Rolf begründeten jecken Treibens.
An der Opladener Straße wird an Weiberfastnacht, Blütensamstag und Karnevalssonntag gefeiert. Für den Sturm aufs Rathaus werden Bürgermeister Frank Steffes mit seinen Verteidigungstruppen und die großen und kleinen Prinzenpaare in die Leichlinger Toscana ziehen. Und auch die Kinderkostümparty der KG Blütenstädter soll am Sonntag, 19. Februar, dort abgehalten werden.
Dem erzwungenen Ortswechsel kann Daniela Ischerland nach dem ersten Schock inzwischen auch Positives abgewinnen: In der Halle gibt es sowohl Imbissstand als auch Toiletten drinnen im Warmen und Trockenen, während man vorm Rathaus stets das Zelt verlassen und, möglicherweise durch Regen und Kälte, nach draußen wechseln musste.
Weiberfastnacht: Das Programm beginnt dort am Donnerstag, 16. Februar, um 10 Uhr. Bei freiem Eintritt gibt es zur Machtübernahme ein Sitzungsprogramm mit Tanzgarden und Musikbands, das bis zum Nachmittag dauert. Ab etwa 15 bis 16 Uhr schließt sich die Wieverfastelovendsparty an, die bis Mitternacht läuft und zehn Euro Eintritt kostet.
Karnevalssamstag: Die After-Zoch-Party beginnt am 18. Februar gegen 16 Uhr, wenn der Leichlinger Umzug vorbei ist, und steigt bis Mitternacht. Der Eintritt kostet 14 Euro.
Eintrittskarten sind im Vorverkauf ab sofort im Elektrogeschäft Clemen, Brückenstraße 34, erhältlich.