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Lebenshilfe-Werkstatt in Leichlingen54 besonders hilfreiche Arbeitsplätze

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Aus der Halle des Messebauers Inform an den Sandbergen wurde eine zweistöckige Behindertenwerkstatt: Lebenshilfe-Geschäftsführer Axel Pulm (Mitte) bei der Eröffnung.

Leichlingen – Konzentriert sitzen Kollegen vor Computerbildschirmen und konfigurieren Geräte vor der Auslieferung. Im Hochregallager nebenan stapeln sich auf 230 Palettenplätzen Kartons mit Computern und Haushaltswaren, versandfertig, um den Betrieb durch das große Rolltor zu verlassen. In der Etage darüber werden Bremshebel für Tente-Rollen zusammengesetzt, Pappkartons für Zubehör des Werkzeugherstellers Festo gesteckt und Dichtungen für die Auto-Industrie eingetütet. In der Kantine wartet schon das Mittagessen für die Belegschaft.

Im Betrieb für IT-Dienstleistungen und Webshop-Logistik sind 36 Arbeitsplätze entstanden: Joachim Oerder am PC.

Fast ein ganz normaler Arbeitsbetrieb in der Werkshalle im Gewerbegebiet am Stockberg 15. Scheint so. Wären da nicht so viele Rollstühle, ein Snoezelraum mit Wasserbett, Lichtspielen und leiser Musik zum Entspannen, wären da nicht Toilettenräume mit Waschmaschinen, Liegen und Pflegebädern, und klebten auf der oberen Etage nicht überall Piktogramme an Türen, Schränken, Tafeln und Fächern, damit sich die Angestellten besser zurechtfinden.

Zweistöckige Werkshalle

Der Betrieb, der seit 20. Juli läuft und am Freitag nun auch offiziell eröffnet wurde, ist eine Behindertenwerkstatt der Lebenshilfe Bergisches Land. Die erste derartige Einrichtung in Leichlingen. Weswegen auch Bürgermeister Frank Steffes zur coronabedingt kleinen Feier kam, Geschäftsführer Axel Pulm zum Einzug gratulierte und die neue Firma bei Führungen kennenlernen wollte.

Der Snoezelraum mit Lichtspielen und Wasserbett dient der Entspannung und Ruhe.

2017, erzählten die beiden, habe Steffes Pulm auf die leerstehende Immobilie aufmerksam gemacht, als die Lebenshilfe nach einem passenden Objekt suchte, um in Leichlingen eine Werkstatt zu gründen. Seitdem sind 1,5 Millionen Euro in Kauf und Umbau des Werks gesteckt worden, das nun wie neu aussieht. Auf 1400 Quadratmetern entstanden 54 Arbeitsplätze.

Der Betrieb für Menschen mit psychischen und motorischen Beeinträchtigungen liegt ziemlich versteckt hinter dem Opel-Autohaus ganz nah am Steilhang der Sandberge. In zweijähriger Umbauzeit hat die Lebenshilfe die Halle der früheren Messebaufirma Inform für ihre Zwecke modernisiert und zur Barrierefreiheit einen Aufzugtrakt angebaut.

500 Mitarbeitende

Die Lebenshilfe Bergisches Land ist der größte Träger der Eingliederungshilfe in der Region und gehört als sozialer Dienstleister mit mehr als 500 Mitarbeitenden auch zu den größten Arbeitgebern im Bergischen. In ihren Werkstätten bietet die Einrichtung Arbeitsplätze für Menschen mit motorischen und geistigen Beeinträchtigungen.

Ihren Sitz hat die Lebenshilfe in Wermelskirchen, wo sie eine Metallwerkstatt und die Cafeteria des Quellbades betreibt. Ihr Geschäftsführer ist seit 2013 Axel Pulm.

Der Verein unterhält bereits seit 20 Jahren Wohngemeinschaften an der Burscheider Hauptstraße sowie seit Juni 2015 Im Brückerfeld 15 am Leichlinger Marktplatz eine Beratungsstelle für die interdisziplinäre Frühförderung von Kindern. Seit 40 Jahren gibt es die Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Wermelskirchen. Die Lebenshilfe ist an 23 Standorten in sieben Kommunen des Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreises präsent. (hgb)

www.lhbl.de

„Das ist ein großer Glücksfall. Ich finde es ganz toll, dass es in Leichlingen jetzt diese Werkstatt gibt“, freute sich Steffes darüber, dass die zahlreichen gehandicapten Beschäftigten der Lebenshilfe, die in Leichlingen wohnen, nun nicht mehr so weit fahren müssen.

Auch Stefanie Heinrichs, Abteilungsleiterin für Eingliederungshilfe des Landschaftsverbandes Rheinland, betonte, dass der nähere Arbeitsplatz für die Mitarbeitenden mehr Lebensqualität und Freizeitgewinn ausmachen.

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In der Leichlinger Werkstatt werden an 36 Arbeitsplätzen IT-Dienstleistungen erbracht und Webshop-Logistik betrieben. Es werden Computer verkauft und maßgeschneidert ausgerüstet, Waren für Online-Shops gelagert und verpackt und Personaleinkäufe von Firmen täglich hundertfach europaweit versendet. Kunden sind etwa IBM, das Uniklinikum Aachen und sogar Amazon. Im heilpädagogischen Arbeitsbereich sind es 18 Plätze, an denen Hauswirtschaft, Kochen und einfachere Montage-Tätigkeiten ausgeübt werden, wo es aber auch um die Einübung ins Arbeitsleben und das Erlernen von Tagesstrukturen geht.