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Interview mit Aurica Zucht„Diäten scheitern, wenn man alles über den Haufen wirft“

Lesezeit 5 Minuten
Aurica Zucht

Die Leichlingerin Aurica Zucht ist Sportlerin, Trainerin und Ernährungsberaterin.

Im Gespräch erklärt die Leichlingerin, warum ihr neues Buch „Think Detox“ ungesunde Lebensmittel nicht verbietet und wofür Entgiftung gut ist.

Frau Zucht, ich wurde heute Nacht mehrfach von meinem Sohn geweckt, hatte danach den morgendlichen Stress mit Brotdosen machen und als die Kinder dann aus dem Haus waren, habe ich mir erst einmal einen Kaffee und ein Nutella-Brot gemacht. Wie überzeugen Sie mich, dass ich mir mehr Mühe mit meiner Ernährung geben sollte?

Aurica Zucht: (lacht) Diese Momente haben wir ja alle mal. Das sind Routinen und Rituale, mit denen wir uns etwas Positives tun wollen. Ein Anfang wäre, sich zu fragen, ob man sich damit wirklich etwas Gutes tut. Tatsächlich führt man nämlich mit dem Glas Wein zum Feierabend oder eben dem Nutellabrot seinem Körper noch mehr Stress zu, von dem wir uns damit eigentlich befreien wollen.

Sie haben ein Buch über Detox – also Entgiftung – geschrieben. Eine Mischung aus Ernährungsberatung und Trainingseinheiten. Wie kam es dazu?

In meinen Trainingsgruppen kamen immer wieder Fragen zur Ernährung auf. Deswegen habe ich eine Fortbildung zur Ernährungsberaterin gemacht und mache derzeit auch noch eine Heilpraktiker-Ausbildung. Man muss Training auch ganzheitlich sehen: Man kann nicht einen athletischen Körper wollen und nichts essen. Und Probleme wie Müdigkeit, Migräne oder Gelenkschmerzen können durch eine vierwöchige Detox-Kur oft deutlich verbessert werden. Dazu gibt es auch ein Tagebuch zum Ausfüllen, damit sichtbar wird: Das habe ich heute für mich getan!

Das Buchcover von „Think Detox“

„Think Detox“ heißt das erste Buch von Aurica Zucht

Dabei handelt es sich aber nicht um eine strenge Diät.

Nein, es geht in dem Buch auch nicht zentral ums Abnehmen, auch wenn das damit natürlich möglich ist. Viele meiner Kundinnen haben Diäten satt und sind genervt von den immer unterschiedlichen Ansätzen und Vorgaben. In dem Buch geht es darum, Vorgänge im Körper zu erklären, zu zeigen, welche Lebensmittel sich wie auf die Zellqualität auswirken und dann gibt es einen großen Teil mit Rezeptvorschlägen und Trainingseinheiten. Denn wenn man es schafft, durch die Ernährung Giftstoffe aus den Zellen zu bekommen, dann ist Bewegung wichtig, damit diese auch abtransportiert werden können.

Mir gefällt, dass Sie darin ungesunde Lebensmittel nicht strikt verbieten.

Ich sage immer: Jeder, wo er herkommt. Wenn ich jeden Abend ein Glas Wein trinke, kann ich versuchen, es vielleicht auf zwei pro Woche zu reduzieren. Wenn ich aber eh nur einmal die Woche Alkohol trinke, kann ich vielleicht für die vier Wochen versuchen, es mal ganz wegzulassen. Das Gleiche gilt für Fleisch und Zucker. Einfach mal Alternativen ausprobieren, etwa frische Kräuter, anstatt ständig nachzusalzen. Alles komplett über den Haufen zu werfen, das hält keiner durch. Und dann kommt es vor allem darauf an, gute Alternativen zu Hause zu haben.

Also fängt gesunde Ernährung beim Einkaufen an?

Absolut! Ich habe auch drei Kinder und in unserem Leben ist häufig Fast Food gefragt – also Essen, das schnell und einfach verfügbar ist. Gerade der Alltag von Familien ist häufig durchgeplant, bis auf das Essen. Da wird dann oft der Kühlschrank aufgemacht, reingeschaut, was da ist und irgendwas gemacht. Wenn ich mich mehr mit dem Einkauf beschäftige und weiß: Da ist auch eine Schokolade mit wenig Zucker und hohem Kakaoanteil, dann kann ich vielleicht die nehmen, statt des Nutellabrotes. Oder einen Joghurt mit Früchten machen. Schön wäre auch, wenn man sich mit der Familie am Wochenende zusammen setzt und überlegt, was man in der nächsten Woche Essen möchte. Damit man sich einfach mehr mit der Ernährung beschäftigt, auch die Kinder.

Und plötzlich merkt man, dass es gar kein Verzicht mehr ist, sondern es zu einem gehört
Aurica Zucht, Ernährungsberaterin

Aktuell läuft ein von Ihnen begleiteter Vier-Wochen-Kurs. Machen Sie auch selbst mit?

Ja. Ich habe mir das auch selbst jetzt vorgenommen, weil ich Ende März wieder bei den Senioren-Weltmeisterschaften in Polen im Weitsprung und Dreisprung antreten werde. Und eigentlich ist es immer so, dass vor großen Wettkämpfen irgendetwas zwackt. Ich hoffe, dass ich so Entzündungen aus meinem Körper raushalten kann und meinen Bronzeplatz von der letzten WM halten oder sogar verbessern kann.

Was ist ihnen dabei bislang am Schwersten gefallen?

Fleischfrei ernähre ich mich schon längere Zeit, ohne dass ich sagen würde, dass ich eine Vegetarierin bin. Was mich eine Herausforderung gekostet hat, war auf stilles Wasser umzusteigen und mich komplett salzfrei zu ernähren. Wobei ich sagen muss, die Wasserumstellung war extremer. Kohlensäurehaltiges Wasser führt auf Dauer ebenfalls zur Übersäuerung des Körpers und erhöht den Muskeltonus. Dennoch merke ich, dass der Körper nicht lange benötigt, um sich an neue Standards zu gewöhnen und sie sogar schnell zu lieben weiß. Und plötzlich merkt man, dass es gar kein Verzicht mehr ist, sondern es zu einem gehört.


Zur Person

Aurica Zucht, 40, lebt mit ihren drei Kindern in Leichlingen, ist Personaltrainerin, Ernährungsberaterin sowie Trainerin im Kinder- und Jugendbereich beim Leichlinger TV. Selbst tritt sie im Seniorenbereich bei Wettkämpfen an, ist 2021 Deutsche Meisterin im Weit- und Dreisprung geworden und 2022 jeweils Drittplatzierte bei der EM im Weitsprung und bei der WM im Dreisprung. Bei der Senioren-Leichtathletikweltmeisterschaft in Torun/Polen vom 25. März bis 1. April tritt Zucht erneut als Weit- und Dreispringerin an. Zuchts Buch „Think Detox – Dein Körper, deine Entscheidung“ ist über Amazon oder ihrer eigenen Webseite erhältlich.

www.aurisport.de/