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49 Bäume für LeichlingenBuddeln, Bohren und Betonieren für den neuen alten Stadtpark

Lesezeit 4 Minuten
Bauarbeiter legen Armierungen für eine Stahlbeton-Decke.

Über dem 30 Meter langen Regenwassertank im Stadtpark-Boden wird momentan ein Stahlbetondeckel gebaut. Die Sandfläche daneben ist eine Verrieselungsanlage für den Fall, dass der Tank voll ist.

Die Bauarbeiten zur Umgestaltung des alten Stadtparks laufen trotz nassen Wetters im Zeitplan. Diese Woche kommen 49 Bäume in die Erde.

Was ist bloß aus unserem schönen Stadtpark geworden? Das fragen sich viele Alteingesessene beim Blick durch den Bauzaun neben Montanusstraße und Busbahnhof. Wo Jahrzehnte lang um diese Zeit die Farbenpracht der Zierkirschen zur Baumblüte um die Wette strahlten, ist eine einzige Matschwüste zu sehen, in der Bagger zwischen Sandhaufen und meterhohen Maulwurfshügeln aus Mutterboden rangieren.

Dass hier bis zum Herbst alles wieder schön sein wird, kündigen neue Großtransparente an, die in Kürze an den Absperrungen aufgehängt werden. Auf den Visualisierungen des Kölner Landschaftsarchitektur-Büros Lill und Sparla sind die künftigen gepflasterten Flanierwege unter blühenden Bäumen zu sehen, neue Leuchten, Blumenbeete und Bänke.

Visualisierung des Stadtparks mit Bäumen nach dem Umbau, Blick vom alten Rathaus Richtung Busbahnhof

Ansicht des Stadtparks nach dem Umbau mit schon hoch gewachsenen Bäumen, Blick vom alten Rathaus aus Richtung Busbahnhof.

Die Stadtverwaltung berichtete am Dienstag auf der Baustelle über den Stand der Bauarbeiten zur Umgestaltung der Günanlage. Und obwohl Bauleiter Reiner Notthoff auf dem großen Areal meistens nur mit drei, vier Kollegen der Gartenbaufirma Aenstoots aus Bottrop werkelt und es augenscheinlich nur langsam vorangeht, wurde mitgeteilt, dass die Arbeiten ohne großen Verzug nach Plan laufen und man bislang davon ausgeht, dass der neue alte Stadtpark im September fertig wird.

Tiefbauamtsleiter Martin Jagusch (l.) neben Tycho Kopperschmidt, Leiter der Technischen Betriebe der Stadt, am Schacht der Zisterne.

Tiefbauamtsleiter Martin Jagusch (l.) neben Tycho Kopperschmidt, Leiter der Technischen Betriebe der Stadt, am Schacht der Zisterne.

„Ende der Woche kommen die Bäume“, kündigt Tiefbauamtsleiter Martin Jagusch an. Dann wird es auf dem zurzeit wüsten Gelände schon wieder anders aussehen. Bei der Beschaffung der vielen gewünschten klimaresistenten und nicht zu kleinen Exemplare gab es zwar einen Engpass. „Die wollen sehr viele gerade haben“, berichtet Jagusch von einer starken Nachfrage.

Eschen, Eichen, Ulmen, Buchen und Schnurbäume

Aber eine Baumschule in den Niederlanden kann sie liefern. „Keine andere war momentan in der Lage, die geforderte Pflanzenliste und Anzahl in der entsprechenden Qualität zu liefern“, begründet der Amtsleiter den Import.

Bürgermeister Frank Steffes stehen an den ausgehobenen Pflanzgruben für die 49 neuen Bäume.

Bürgermeister Frank Steffes an ausgehobenen Pflanzgruben für die 49 neuen Bäume.

49 Bäume mit einem Stammumfang von 20 bis 25 Zentimetern werden am Donnerstag und Freitag dieser Woche in Leichlingen angeliefert und sofort gesetzt. Die Pflanzgruben, die jeweils zwölf Kubikmeter Baumsubstrat enthalten, sind im Karree um die zentrale künftige Rasenfläche bereits ausgehoben. An den Standorten, die sich dicht neben Wegen und anderen gepflasterten Flächen befinden, werden zusätzlich Belüftungsrohre und Lavazylinder ins Erdreich gebohrt, um Sauerstoffzufuhr und Wurzelwachstum zu befördern.

Ausgewählt wurden 21 Honigeschen, sechs weiße Eschen, neun Schnurbäume, fünf Hopfenbuchen, fünf holländische Ulmen und drei Säuleneichen. Diese Arten „halten langen Trockenphasen gut stand und tragen daher zur Verbesserung des Mikroklimas in der Innenstadt bei“, so die Verwaltung.

Bagger auf der Stadtaprk-Baustelle

Im Boden des Stadtparks werden außer der Zisterne Leerrohre, Elektrokabel, Frisch- und Abwasserleitungen und Messsonden vergraben.

Wenn die Bäume gesetzt sind, folgt die Verlegung der Elektro- und Wasserleitungen rund um den geplanten befestigten Schotterrasen in der Parkmitte, der als Veranstaltungsfläche ertüchtigt wird. Anschließend beginnt der Wegebau, für den erste Stapel mit Pflastersteinen bereits am Rand lagern.

Zisterne ist schon gut mit Wasser gefüllt

Der 30 Meter lange Kunststofftank der Zisterne, die im Dezember eingebaut worden ist und von nun an bis zu 65.000 Liter Regenwasser speichern wird, ist derweil komplett im Untergrund verschwunden. Sie ist sogar bereits angeschlossen und zu Dreivierteln gefüllt, sagte Tycho Kopperschmidt. Darüber wird zurzeit eine Stahlbetondecke gebaut, weil hier ein Fahrweg für künftige Aufbauten verläuft. Die zurzeit gut sichtbare Sandfläche daneben markiert die Lage der Verrieselungs-Rigolen, die als Überlauf dienen.

Gitter um einen geschützten Baum, an dem Osterglocken blühen.

Blühende Insel inmitten der Schlammlandschaft: Die erhaltenen Bäume aus dem Altbestand sind vor Beschädigungen geschützt worden.

Kopperschmidt, der Leiter der Technischen Betriebe der Stadt, kündigte außerdem an, dass im Parkboden auch noch Sensoren zur Messung der Bodenfeuchte versenkt werden und ein alter Grundwasser-Pegel wieder aktiviert wird – auch dies Elemente des großen Projektes „Schwammstadt“, mit dem Leichlingen dem Klimawandel und Überflutungsgefahren begegnet.

Im Untergrund liegt zudem jetzt ein langes Leerrohr, das von der Stadtverwaltung bis zum Alten Rathaus führt. Es ermöglicht die spätere Datenkabelverbindung vom Verwaltungssitz zum künftigen Bürger- und Kulturzentrum, das noch auf seine Sanierung wartet.

Auf überraschende Hindernisse im Boden sind die Bauarbeiter nicht gestoßen. Auch Bombenfunde oder Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg gab es nicht. Auf alten Karten der Luftaufklärung der Alliierten sind zwar Schützengräben zu sehen und es ist bekannt, dass der Rasen im Dritten Reich auch als Aufmarschplatz für NS-Kundgebungen benutzt worden ist.

Aber der Kampfmittelräumdienst musste nichts entschärfen. Auch im neuen Stadtpark, der ab 2024 umgestaltet wird, muss das überprüft werden. Dort sind alte Stellungen verzeichnet und hat es möglicherweise Kampfhandlungen gegeben.