Die beiden Klassenräume der Sekundarschule, in denen die PCB-Probesanierung beginnt, werden in den Ferien hermetisch abgedichtet.
Sekundarschule LeichlingenAngriff auf den Feind PCB erfolgt über zwei Baugerüste
Wenn die Kinder und Jugendlichen der Leichlinger Sekundarschule nach den Osterferien in ihre Klassenzimmer zurückkehren, werden sie im Haus Bauarbeitern begegnen und ihr Gebäude von zwei Seiten eingerüstet vorfinden. Gelegentlicher Baulärm ist ab jetzt im Obergeschoss nicht ausgeschlossen. Denn in den Ferien hat die angekündigte PCB-Sanierung begonnen. Fachleute in Schutzkleidung versuchen, die mit Polychlorierten Biphenylen aus damals verbauten Weichmachern verunreinigten Werkstoffe zu entfernen.
Zwei Unterrichtsräume an der äußersten nördlichen Ecke des zweiten Stockwerks sind ausgewählt worden, um dort mit der angekündigten Probesanierung zu starten. Sie soll ergeben, wie tiefgreifend in Fugen, Wände, Decken und Böden eingegriffen werden muss, um belastetes Dichtungs-Material und durch Ausgasungen kontaminierte Bausubstanz zu entfernen und die festgestellte PCB-Belastung auf ein unbedenkliches Maß zu senken. Das wird inklusive der zwischendurch erforderlichen Schadstoffmessungen Monate dauern.
Das ist Arbeit für Spezialisten. Die Stadt konnte dafür das Kölner Unternehmen Multitech-Umwelttechnik gewinnen. Die im Gewerbegebiet am Butzweiler Hof in Ossendorf ansässige GmbH beschäftigt sich nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren mit der Sanierung schadstoffbelasteter Gebäude und Industrieanlagen, kann laut Referenzen auf der Firmen-Homepage sowohl PCB als auch Asbest, PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) und andere Giftstoffe am Bau entsorgen.
Mit ihren Gerätschaften ist Multitech am Schulzentrum Am Hammer eingetroffen. Die ersten Kollegen richten die Baustelle in der leeren Sekundarschule momentan ein. Noch sind die beiden Sanierungsräume nicht luftdicht abgeschlossen. Eine hermetische Abriegelung ist aber unerlässlich, wenn es den PCB-haltigen Bauteilen an den Kragen geht. Die mittlerweile am Bau verbotenen Chlorverbindungen sind krebsauslösend. Die bislang in der Sekundarschule gemessenen Belastungswerte sind nach Einschätzung der Fachleute wie berichtet allerdings nicht akut gesundheitsgefährdend.
Zwei hohe Gerüste mussten für die Arbeiten aufgebaut werden: Ein weiträumig abgesperrter Treppenturm am Schulhof im Norden, als Zugang zur Baustelle im isolierten Obergeschoss. Und eine von der Kreisstraße Am Hammer aus sichtbare Arbeitsbühne an der Ostfassade. Sie ist erforderlich, weil auch hinter der verschieferten Außenwand betroffene Bauteile entfernt werden sollen. Schadstoffhaltige Abfälle werden in Fässern verpackt entsorgt.
Zwischen den einzelnen Arbeitsschritten sind Ruhepausen nötig, um vergleichende Schadstoffmessungen vornehmen zu können. Die Resultate werden Aufschluss über das erforderliche Ausmaß der gutachterlich begleiteten Sanierung geben.
Im schlimmsten Fall, wenn im gesamten Gebäude auch in die Betonwände eingegriffen werden muss, müsste die gesamte Schule geräumt und in Container ausgelagert werden. Es wäre eine finanzielle und organisatorische Katastrophe, vor der sich alle Beteiligten fürchten. Auch das Wort von einem Neubau, der dann möglicherweise sinnvoller wäre, ist in den ärgsten Szenarien schon gefallen.